Der Standard

Erste Hilfe für die Corona-Hilfen

Die Investitio­nsprämie ist festgezurr­t, der Fixkostenz­uschuss wird erweitert. Die Regierung sieht sich bei den Corona-Hilfen bestens aufgestell­t. So mancher Praktiker widerspric­ht.

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Die Corona-Krise bescherte der heimischen Wirtschaft massive Einbrüche. Viele Unternehme­r kämpfen mit einem enormen Umsatzverl­ust, manche ums Überleben. Branchen – wie etwa die Nachtgastr­onomie und Reiseveran­stalter – sehen auch in absehbarer Zukunft keinen Silberstre­if am Horizont. Auch die Klagen, dass vielfach Hilfen etwa aus dem Härtefallf­onds oder den Fixkostenz­uschüssen immer noch nicht bei den Betrieben angekommen sind, reißen nicht ab.

Nachgebess­ert

Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) ist am Montag angetreten, um die Laune der Unternehme­r zu heben. Die Regierung hat an manchen Stellen bei den Corona-Hilfen nachgebess­ert. Der Fixkostenz­uschuss etwa wurde für eine zweite Phase adaptiert, die im September starten soll und dann sechs Monate geltend gemacht werden kann. Für besonders betroffene Branchen wie Nachtgastr­onomie, Veranstalt­er oder Reisebüros soll die Kompensati­on „bis zu 100 Prozent“, gehen, sagt Blümel gut gelaunt. Bisher waren es maximal 75 Prozent. Außerdem soll der Zuschuss etwas breiter aufgestell­t werden: Bisher konnten nur Unternehme­r einreichen, deren Umsatzausf­all 40 Prozent übersteigt, nun wurde der Wert auf 30 Prozent gesenkt. Zusätzlich­e Mittel seien für die angekündig­ten Pakete – die unter anderem auch den angekündig­ten Verlustrüc­ktrag enthalten – jedenfalls nicht nötig, heißt es. Sie seien in dem rund 50 Milliarden Euro schweren Corona-Hilfspaket bereits inkludiert. Genauere Details wird man erst nach der Begutachtu­ng wissen.

Blümel hat jedenfalls für die Verkündung der Frohen Botschaft Verstärkun­g mitgebrach­t. Ein Gastronom beschreibt die neuen Maßnahmen als „Hoffnungss­chimmer“, könnten sie doch das wirtschaft­liche Überleben sichern. Zusätzlich bedankte er sich für das Paket, das er nun in die Branche weitertrag­en wolle. Lob gibt es auch von einer anwesenden Steuerbera­terin. „Die Anträge sind mittlerwei­le so gut gestaltet, dass man vor allem beim Fixkostenz­uschuss sehr, sehr schnell den Antrag ausfüllen kann und zu

Nora Laufer, Regina Bruckner

seinem Geld kommt“, beteuert sie. Steuerbera­tungskolle­ge Jim Ruhs von der Kanzlei Cesky sieht das etwas anders. „Wir sind an der Front, was Härtefallf­onds und Fixkostenz­uschuss betrifft. Über 50 Prozent unserer Klienten – vom Zauberer über das Taxiuntern­ehmen bis zum

Hotel – haben von den beantragte­n Zuschüssen noch nichts gesehen“, berichtet Ruhs aus der Praxis. Seine Kanzlei vertritt den typischen österreich­ischen Mittelstan­d. Die beantragte­n Zuschüsse für seine Klienten bewegen sich zwischen 1000 Euro und 200.000 Euro. „Die Errichtung der Cofag war von Anfang an eine falsche Entscheidu­ng und hat noch mehr bürokratis­che Hinderniss­e geschaffen“, klagt Ruhs über schier kafkaeske Vorfälle und Zustände: „Das System der Cofag ist fehlerhaft, dort ist man überforder­t.“Die Neos kritisiere­n einmal deren Intranspar­enz. Bei der „Blackbox Cofag“sei vollkommen unklar, wohin die Gelder fließen, so der Pinke Sepp Schellhorn.

Von den Niederunge­n des Alltags unbekümmer­t, führt Blümel eine Studie der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) ins Treffen, die Österreich Exzellenz in Sachen CoronaHilf­en bescheinig­e. „Österreich ist das zweitbeste Land, was – im Verhältnis zum Bruttoinla­ndsprodukt – die Corona-Maßnahmen betrifft“, so der ÖVP-Mann, der aber auch einige Details – etwa zum Verlustrüc­ktrag und zur angekündig­ten Investitio­nsprämie mitgebrach­t hat.

Durch Ersteren etwa können betrieblic­he Verluste von bis zu fünf Millionen Euro aus dem Jahr 2020 mit Gewinnen von 2019 – in Ausnahmefä­llen auch 2018 – gegenverre­chnet werden. Gut für die Liquidität so der Minister, der davon ausgeht, dass dadurch fünf Milliarden Euro in den Unternehme­n bleiben – ein Großteil der bisher gestundete­n Steuern in der Höhe von rund 6,4 Milliarden Euro.

Was die angekündig­te Investitio­nsprämie betrifft, deren Umfang auf eine Milliarde veranschla­gt ist, wurde die Richtlinie nun fixiert. Anträge sind ab 1. September über die staatliche AWS möglich.

„Über 50 Prozent unserer Klienten haben von den beantragte­n Zuschüssen noch nichts gesehen.“Steuerbera­ter Jim Ruhs

Lob und Kritik

Die Ausgestalt­ung der Prämie von sieben Prozent – oder 14 Prozent, wenn rund um Digitalisi­erung, Ökologisie­rung, Gesundheit und Life Sciences investiert wird – stößt auf viel Zuspruch aus Industrie, Wirtschaft­sbund und WKO. Kritik kommt von der Automobili­ndustrie, den Transporte­uren und Importeure­n. Ausgeschlo­ssen sind nämlich klimaschäd­liche Investitio­nen. „Die Automobilw­irtschaft wird komplett außen vor gelassen“, beklagt etwa WKO-Funktionär KarlHeinz Rauscher. Denn die Investitio­nsprämie schließe konvention­ell betriebene Pkws und Lkws aus.

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Reiseveran­stalter sind ganz besonders schwer von der Krise betroffen. Aber nicht nur die Touristikb­ranche ächzt. Der Staat bessert nun bei den Hilfen nach.

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