Peschorn schlägt Wellen in Pannonien, Aufsichtsrat wehrt ab
Wien/Mattersburg – Die Aussagen des Präsidenten der Finanzprokuratur, Wolfgang Peschorn, zur Commerzialbank-Pleite schlagen Wellen. „Äußerst befremdlich“nannte es der Anwalt des Aufsichtsratsvorsitzenden, Oliver Scherbaum, wenn sich der Präsident der Finanzprokurator „zu derart emotionalen Äußerungen hinreißen lässt, ohne auch nur einen Anhaltspunkt für derartige Äußerungen zu haben“. Er gehe davon aus, dass Peschorn keine Anhaltspunkte hat, sagte der Rechtsvertreter von Bankpräsident Josef Giefing, in Ö1. „Wenn er solche hat, dürften sie falsch sein, weil der Aufsichtsrat ... keine Kenntnis von irgendwelchen malversiven Vorgängen oder sonstigen kriminellen Machenschaften gehabt hat, die jetzt in den Raum gestellt werden von Doktor Peschorn.“Der Aufsichtsrat habe nicht immer das operative Geschäft beobachten können. Werde er nicht richtig oder nicht vollständig informiert oder verlasse er sich auf Wirtschaftsprüfer und Finanzmarktaufsicht, könne man den Aufsichtsrat nicht in die Pflicht nehmen.
Peschorn hatte erklärt, er sehe für Amtshaftungsklagen gegen die Republik keine Basis. Verantwortlich seien Organe der Bank und Bankprüfer. „Geschäftsleitung, Aufsichtsrat, denen hätte das auffallen müssen, was hier passiert. Das ist ihnen wahrscheinlich auch aufgefallen und sie haben kriminelle Energie in jahrelange Bilanzfälschungen, so wie es aussieht, hineingesteckt.“
Wirtschaftsprüfer gesperrt
Die 20015 von der Staatsanwaltschaft nicht weiter verfolgte Anzeige stellt sich so dar: Die FMA hatte Anzeige wegen Untreueverdachts erstattet: Eine Gesellschaft hatte Eigenkapital (PS-Scheine) gezeichnet und mit einem Commerzialbank-Kredit finanziert. Wirtschaftsprüfer TPA hatte dabei beraten, die zwei Abschlussprüfer das fremdfinanzierte Eigenkapital als Eigenkapital anerkannt und die Bilanz testiert. Die FMA sperrte die Prüfer von TPA daraufhin für fünf Jahre – aber ohne Bescheid. Denn TPA hatte den Abzug der beiden Prüfer mitgeteilt – womit die Sache erledigt war. Nach der Sperre war einer der Prüfer prompt wieder im Haus: für die Prüfung der 2019er-Bilanz. Über deren theoretischen Ausgang (die Bank wurde vorher zugedreht) gibt es zwei Darstellungen. TPA sagt, man habe mangels ausreichender Unterlagen nicht testiert, von Aufsichtsseite heißt es, der Prüfer habe auch diesem Jahresabschluss sein Testat geben wollen. (APA, gra, red)