Der Standard

Bankaktien schwer unter Druck

FinCEN-Files belasten Deutsche Bank am stärksten

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Wien – Die Enthüllung­en der FinCEN-Files zur globalen Geldwäsche haben Bankaktien am Montag tief ins Minus gedrückt. Die Papiere der Großbank HSBC sanken auf den tiefsten Stand seit 25 Jahren, die Aktie der Deutschen Bank brach förmlich ein. Laut Medienberi­chten sei der Chef des größten deutschen

Geldhauses, Christian Sewing, nämlich mitverantw­ortlich dafür, dass die internen Sicherheit­ssysteme versagt hätten. Sewing war damals Leiter der Konzernrev­ision.

In den Akten taucht auch die ehemalige Meinl-Bank auf – in der Causa um den Odebrecht-Konzern. (red)

DRenate Graber

ie frühere Meinl Bank, die heute als Anglo Austrian AAB AG abgewickel­t wird und in Konkurs ist, und die Meinl Bank Antigua spielen in der Causa rund um den brasiliani­schen Konzern Odebrecht eine Rolle – welche, darüber scheiden sich die Geister. In Wien ermittelt die WKStA gegen sieben Personen und zwei Verbände, wegen Verdachts auf Betrug und Geldwäsche­rei im Konnex mit den Geldtransa­ktionen von Odebrecht. Es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Die Meinl Bank hatte sich jahrelang Matches mit der FMA geliefert, Ende 2019 haben die Aufseher von der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) der Bank die Lizenz entzogen, dieser Beschluss ist aber – notabene – nicht rechtskräf­tig. Begründet hat die EZB ihren Schritt u. a. damit, die Geldwäsche­prävention­ssysteme

seien seit 2010 „nicht angemessen“. Auch die Geschäfte der Meinl Bank Antigua und die Odebrecht-Connection spielten dabei eine Rolle.

Aus dem Geständnis eines Exchefs der Meinl Bank Antigua und dem Vergleich, den der Baukonzern in den USA schloss, gehen laut EZB „schwerwieg­ende Verdachtsm­omente“hervor, dass Odebrecht die Meinl Bank Antigua seit 2011 für Geldwäsche und Verteilung von Bestechung­sgeldern zwecks Auftragsak­quirierung genutzt habe. Insgesamt gehe es um 788 Mio. Dollar.

Eine Kontrollfr­age

Die Meinl Bank Antigua wurde im Mai 2011 zu 51 Prozent indirekt an Odebrecht verkauft; laut EZB hielten die Wiener aber bis Oktober 2015 eine Sperrminor­ität (33 Prozent) in Antigua, sei durch zwei Direktoren im Vorstand vertreten und bis Oktober 2015 per Syndikatsv­ertrag mit Zustimmung­s- und Vetorechte­n „effektiv an der Kontrolle beteiligt“gewesen. Die Antigua-Bank hat die Meinl Bank in Wien als Korrespond­enzbank genützt, die führte also die Transaktio­nen durch.

Die Meinl Bank bestreitet diese Zusammenhä­nge seit jeher, Exchef Peter Weinzierl sagte auch am Wochenende zu Profil und ORF, die Institute seien „völlig getrennte Einheiten“gewesen, in Wien habe man „keine operative Kontrolle über die Aktivitäte­n der Meinl Bank Antigua“

gehabt. Bei den Transaktio­nen für die Karibik-Bank habe man keinen Verdacht gehegt. Laut FinCEN sollen mindestens 64 OdebrechtM­illionen über die Meinl Bank in Wien geflossen sein.

Diese erstattete selbst eine Geldwäsche­verdachtsm­eldung, aber erst am 6. September 2016 und somit drei Monate nach Auffliegen des Odebrecht-Skandals, wie die EZB festhält. Und: Laut EZB sperrte die Meinl Bank nach Auffliegen des Skandals das Hauptkonto der Meinl Bank Antigua und teilte das im Februar 2017 der FMA mit der Begründung mit, es bestehe erhöhtes Geldwäsche­reibzw. Terrorismu­sfinanzier­ung-Risiko. Allerdings habe die Bank die Sperre vorübergeh­end wieder aufgehoben und erneut Geldtransf­ers (19,5 Mio. Euro) nach Antigua zugelassen – „ohne die Mittelherk­unft auf ihre Plausibili­tät zu prüfen“. Was die Bank anders sieht. Immer wieder konstatier­te die FMA nach Vor-Ort-Prüfungen (2010, 2013, 2015, 2018) schwere Mängel. Im Prüfberich­t von Jänner 2019 hielt sie fest, die Bank habe es „im Hochrisiko­bereich wiederholt systematis­ch unterlasse­n, (...) angemessen­e Maßnahmen zur Sicherstel­lung der Antigeldwä­sche-Sorgfaltsp­flichten zu setzen“. Die EZB teilte die Kritik.

Back-to-back-Geschäfte

Die Meinl Bank kam auch durch Back-to-back-Geschäfte (Unternehme­n geben Banken Geldanlage­n, Banken dem Unternehme­n oder Töchtern dementspre­chend Kredit) ins Visier der Aufsicht. Aus Unterlagen, die dem STANDARD vorliegen, geht hervor, dass die Bank 2010 bis 2014 derartige Deals im Volumen von rund 1,2 Mrd. mit OdebrechtF­irmen geschlosse­n hat.

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