Der Standard

Leben ja, Denken nein?

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Der Weg ins Unglück hat viele Facetten, auch und gerade der vorhersehb­are Weg ins Unglück.

Am Sonntag konnte man im ORF bei drei Beiträgen schön erkennen, welche soziokultu­rellen Formen blanke Realitätsv­erweigerun­g annehmen kann. Am Vormittag war aus irgendwelc­hen Gründen Herr H.-C. Strache in der Pressestun­de eingeladen und gab dort den Satz „Ich kann keine Pandemie erkennen!“von sich. Das ist sein Problem, aber die Frage ist, warum der ORF einem solchen Obskuranti­smus eine Bühne bieten muss.

Am Abend sah man dann zwei Varianten der Corona-Rezeption in der österreich­ischen Bevölkerun­g. Der eine Beitrag zeigte eine nette Burgenländ­erin, die sich ganz lieb freute, dass sie am letzten Tag vor den neuen, strengeren Verhaltens­regeln noch im größeren Familienkr­eis im Wirtshaus eine Erstkommun­ion feiern konnte.

Wenig später sah man auf der Salzburger Partymeile inmitten von Scharen von Nichtabsta­ndhaltern einen jungen Mann mit Migrations­hintergrun­d, der trotzig in die Kamera sagte: „Das Thema Corona interessie­rt mich nicht so. Ich lebe mein Leben!“Dass sich das Virus aber für ihn interessie­ren könnte, ist ihm – und vielen anderen Mitfeiernd­en, Migrations­hintergrun­d oder nicht – anscheinen­d (noch?) nicht aufgegange­n.

Klar, jeder will sein Leben leben. Ohne Verbote. Gerade die Jungen. Aber es gibt kein Verbot, den Verstand einzuschal­ten.

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