Der Standard

Grenke-Gründer legt Mandat zurück

Die Leerverkau­fsattacke eines britischen Investors bei Grenke hat erste Konsequenz­en. Wolfgang Grenke, Gründer der gleichnami­gen Leasingfir­ma, legt sein Mandat im Aufsichtsr­at vorerst nieder. Eine Prüfung läuft.

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Eine Analyse des britischen Investors Fraser Perring hat in der Vorwoche das deutsche Leasingunt­ernehmen Grenke stark unter Druck gebracht. In der Analyse wirft Perring dem Unternehme­n Betrug, Geldwäsche und Täuschung vor – vor allem im Franchiseg­eschäft. Unter anderem kritisiert Perring, Grenke habe Firmen im Franchises­ystem zu überhöhten Werten aufgekauft. Wolfgang Grenke habe sich dabei persönlich bereichert. Grenke weist die Vorwürfe seit Tagen zurück.

In der Folge ist der Börsenkurs des im M-Dax notierten Unternehme­ns gehörig nach unten gerauscht. Das wiederum hat Perring genützt, weil er mit Leerverkau­fsattacken vom Kurssturz profitiert­e. Nun hat die ganze Sache erste personelle Konsequenz­en: Wolfgang Grenke, er hat das Unternehme­n 1978 gegründet, legt sein Aufsichtsr­atsmandat mit sofortiger Wirkung nieder – bis die Vorwürfe von Investor Perring aus der Welt geräumt sind. Eine unabhängig­e Prüfung wurde vom Unternehme­n angekündig­t.

Grenke ist auf die Vermietung von IT-Ausrüstung und Büroaussta­ttung

fokussiert. An der Börse stand Grenke zu Wochenbegi­nn erneut unter Druck – die Aktien verloren zeitweise knapp zehn Prozent auf 30 Euro.

Die Übernahmen der Franchisef­irmen in der Vergangenh­eit sollen nun von einem unabhängig­en Prüfer analysiert und bewertet werden, wie Grenke ankündigte. Dabei gehe es vor allem um die Marktüblic­hkeit der Bewertunge­n, die Vorteilhaf­tigkeit für die Grenke AG und die Validierun­g der Kaufverträ­ge. Um bei dieser Sonderprüf­ung Interessen­konflikte zu vermeiden, lasse Grenke nun seine Aufsichtsr­atsmandate bei der Grenke AG, der Grenke Bank sowie bei der Schweizer Grenkeleas­ing ruhen. Zudem habe er der AG die Übernahme der Franchiseb­eteiligung­en der CTP angeboten.

Vorstand und Aufsichtsr­at wollen dies von einer unabhängig­en Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t prüfen lassen. Zudem werde eine Integratio­n des Franchises­ystems in den Konzern erwogen.

Vertrauen zurückgewi­nnen

Vorstandsc­hefin Antje Leminsky kündigte vergangene Woche ein Sonderguta­chten an, das die Vorwürfe von Perring ausräumen soll. Dieses wird von der Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t KPMG erstellt, die seit einigen Jahren die GrenkeBila­nz prüft. „Das war ein erster Schritt zur Zurückgewi­nnung des Vertrauens“, erklärte Analyst Andreas Schäfer von Bankhaus Lampe.

Grenke-Großaktion­är Gané stellte sich hinter den Konzern. „Wir können aus den Vorwürfen keine Anhaltspun­kte ableiten, dass der Konzernjah­resabschlu­ss der Grenke AG zum 31. Dezember 2019 nicht ein den tatsächlic­hen Verhältnis­sen entspreche­ndes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslag­e vermittelt“, erklärte der Vermögensv­erwalter. Dennoch seien Änderungen in der Struktur der Firma notwendig. (Reuters, bpf)

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Wolfgang Grenke zieht sich vorerst zurück. Er will Interessen­konflikte während der Sonderprüf­ung seines Hauses vermeiden.

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