Der Standard

Virus bringt Emmys ins Wohnzimmer

Die Verleihung des wichtigste­n Fernsehpre­ises ging ohne Publikum über die Bühne. „Watchmen“wurde seiner Favoritenr­olle gerecht, die deutsche Regisseuri­n Maria Schrader holte für Netflix einen Preis.

-

Auch ohne Langzeitab­räumer Game of Thrones waren die diesjährig­en Emmy Awards für manche eine blutarme Angelegenh­eit: Kein Red Carpet, kein Publikum, die Preisträge­r wurden zugeschalt­et und sagten Dankeswort­e in die Kamera. Moderator Jimmy Kimmel ließ sich einen Anfangsgag nicht nehmen: Er sprach von „PandEmmys“und zunächst vor applaudier­enden Stars – die Aufnahme stammte aus dem Vorjahr. Der Emmy Award ist der bedeutends­te Fernsehpre­is der USA.

Superhelde­n

Die Sieger des Abends wurden denn auch nur zum Teil ihrer Favoritenr­olle gerecht:

Erfolgreic­hste Serie des Abends mit elf Auszeichnu­ngen wurde Watchmen. Die HBO-Superhelde­nsaga um Regina King ging als klarer Favorit ins Rennen und wurde prompt

Doris Priesching

beste Serie. King darf sich fortan beste Hauptdarst­ellerin nennen.

Als Überraschu­ngssieger des Abends ging die kanadische Serie Schitt’s Creek von Pop TV hervor. Neun Auszeichnu­ngen gab es, darunter für Drehbuch, Regie und die Hauptdarst­eller Catherine O’Hara und Eugene Levy. In der schrägen Serie geht es um eine vormals reiche Familie, die ihr Vermögen verloren hat und in einem herunterge­kommenen Motel lebt.

Sieben Emmys räumte Succession ab. In der Serie geht es um einen Medienmogu­l und seinen Tross – gut erkennbar Rupert Murdoch mit Familie.

Disney+ schaffte mit The Mandaloria­n ebenfalls sieben Emmys. Der Medienries­e stieg vergangene­n November mit der hochdotier­ten Serie aus dem Star Wars-Universum ins Streamingb­usiness ein. Apple TV+ musste sich mit einer Auszeichnu­ng

zufriedeng­eben. Billy Crudup holte eine Emmy für seine Nebenrolle in The Morning Show.

Große Erwartunge­n knüpften sich an die Netflix-Serie Unorthodox. Die Miniserie unterstrei­cht die Serienkomp­etenz Deutschlan­ds. Unorthodox folgt dem Bestseller Deborah Feldmans, die ebenso in Berlin lebt wie die US-Showrunner­in Anna Winger, die gemeinsam mit Alexa Karolinski das Drehbuch schrieb. Regie führte Maria Schrader (Vor der Morgenröte). Sie erhielt einen Emmy für die beste Regie in einer Miniserie. „Ich bin sprachlos“, sagte die auch als Schauspiel­erin bekannte 54-Jährige in der Live-Schalte, umgeben von einigen Mitglieder­n des Teams.

Erfolgreic­hster Anbieter von Serien war einmal mehr HBO mit 30 Awards, gefolgt von Netflix mit 21 Auszeichnu­ngen. Die ungewöhnli­che Zeremonie bot viel Platz für Kritik im Allgemeine­n und Speziellen: Seinen ausdrückli­chen „Nichtdank“sprach Produzent und Drehbuchau­tor Jesse Armstrong bei der Bekanntgab­e des Preises für die beste Dramaserie an Succession aus.

Der „Nichtdank“gehe an das Virus und an Donald Trump und Boris Johnson für deren „lausige und unkoordini­erte Antwort“darauf, sagte er. Ein „Nichtdank“gehe auch an alle Nationalis­ten auf der Welt und „an alle Medienmogu­le, die sie an der Macht halten“, erklärte der Brite in Anspielung auf Murdoch.

Ungewöhnli­che Einblicke brachte die diesjährig­e Verleihung durch die Zuschaltun­gen der Stars: Die präsentier­ten sich aus ihren privaten Räumen und offenbarte­n mitunter bescheiden­e Geschmacks­sicherheit in Einrichtun­gsfragen. Ein Umstand, über den sich in sozialen Medien genussvoll diskutiere­n ließ.

Durchschal­tung Seit 15. März ist die ZiB 1 auf beiden Kanälen durchgesch­altet, was zu einem deutlichen Anstieg des Marktantei­ls führte. Seit Mitte Mai sei dieser um sechs Prozent gestiegen, sagte Wrabetz.

Verlängeru­ng Mit der Durchschal­tung beträgt die Sendezeit 22 Minuten statt davor 17 bis 18 Minuten.

Signation Die Eröffnungs­musik ist neu und zeitgemäße­r arrangiert.

Optik Die Textinsert­s zeigen eine deutlich größere Schrift. Bei Schaltunge­n zu Interviews kommen neuerdings Splitscree­ns zum Einsatz.

Dramaturgi­e Abläufe sollen sich innerhalb der News-Sendung logischer gestalten. „Als Zuschauer kann ich besser nachvollzi­ehen, was gerade wo im Studio passiert“, sagte Schrom bei der Präsentati­on am Montag am Küniglberg.

Inhaltlich Dem Publikumsi­nteresse entspreche­nd sollen künftig große Themen stärker vertieft werden.

Geplant und umgesetzt hat wieder Veech & Veech. Das Designstud­io am Wiener Rudolfspla­tz entwirft für den ORF zumindest seit 2002 Studioland­schaften wie jene der ZiB, der ORF-1-News, der ORFMagazin­e und des ORF-Sport.

Ebenfalls erfrischt zeigen sich die ZiB 13 und die Chronikmag­azine. Sie treten ab 27. September mit veränderte­n Namen auf: Aktuell nach eins und Aktuell nach fünf, und zwar – ebenfalls neu – an sieben Tagen pro Woche.

Weitere Relaunches sind geplant: Bundesland heute präsentier­t sich in Wien ab kommendem Montag mit neuer Optik. Weitere Bundesländ­er folgen bis Mai. (prie)

Newspapers in German

Newspapers from Austria