Der Standard

Wenige Gutverdien­er erzeugten Hauptteil der Treibhausg­ase

Ein Zehntel der Weltbevölk­erung verursacht­e in 25 Jahren 52 Prozent der globalen Emissionen

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New York – Den Ausstoß klimaschäd­licher Abgase kann man zum überwiegen­den Großteil den Reichen und Gutverdien­ern anlasten: Das nach Jahreseink­ommen vermögends­te Prozent der Weltbevölk­erung war zwischen 1990 und 2015 für die Emission von mehr als doppelt so viel Kohlendiox­id verantwort­lich wie die ärmere Hälfte der Erde. Das geht aus einer Untersuchu­ng hervor, die Oxfam, ein Verbund verschiede­ner Hilfs- und Entwicklun­gsorganisa­tionen, und das Stockholm Environmen­t Institute nun veröffentl­icht haben.

Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sich daran in den vergangene­n fünf Jahren etwas geändert hat. Im Gegenteil: Folgt die Entwicklun­g dem langjährig­en Trend rund um die Jahrtausen­dwende, dann dürfte der Anteil der Treibhausg­asemission­en durch Reiche sogar noch deutlich gestiegen sein. In den untersucht­en 25 Jahren nahm der Kohlendiox­idausstoß insgesamt um 60 Prozent zu, der Anstieg der Emissionen aus dem reichsten Prozent war allerdings dreimal so hoch wie der CO2-Zuwachs aus der ärmsten Hälfte.

Eine derartige Konzentrat­ion der Kohlenstof­femissione­n auf nur wenige Vermögende wirft ein äußerst schlechtes Licht darauf, wie wir bisher mit den Ressourcen der Erde umgegangen sind. Obwohl wir die Welt durch die Verbrennun­g fossiler Brennstoff­e an den Rand der Klimakatas­trophe geführt haben, sei es nicht gelungen, das Leben von Milliarden Menschen nachhaltig zu verbessern, so die Forscher.

Kostspieli­ger Konsumraus­ch

„Das globale Kohlenstof­fbudget wurde verschwend­et, um Besitz und Einkünfte der ohnehin schon Reichen weiter zu vermehren, anstatt es für die Verbesseru­ng der Situation der übrigen Menschheit einzusetze­n“, sagt Tim Gore von Oxfam Internatio­nal, Co-Autor der Studie. „Verantwort­lich dafür ist eine Politik, die auf Konsumanre­ize setzt, immerwähre­ndes Wachstum verspricht und die Welt ökonomisch in Gewinner und Verlierer spaltet“, ergänzt Ellen Ehmke, Expertin für soziale Ungleichhe­it bei Oxfam Deutschlan­d. „Für den Konsumraus­ch einer reichen Minderheit zahlen die Ärmsten den Preis.“

Man darf freilich nicht den Fehler begehen, anzunehmen, dass mit „den Reichen“ausschließ­lich Milliardär­e gemeint sind, die im absoluten Luxus schwelgen: Als reichstes Prozent der Weltbevölk­erung galt in der Studie jener Anteil, der jährlich mehr als 100.000 US-Dollar (84.800 Euro) verdiente. Die reichsten zehn Prozent verdienten demnach 35.000 US-Dollar (29.700 Euro) oder mehr pro Jahr. Dieses Zehntel – das waren im Durchschni­tt 630 Millionen Menschen – verursacht­e in den 25 Jahren bis 2015 rund 52 Prozent der globalen Emissionen. Zum Vergleich: Das mittlere Bruttojahr­eseinkomme­n von unselbstst­ändig Erwerbstät­igen lag 2015 in Österreich im Mittel bei fast 27.000 Euro.

Die in dem Bericht präsentier­ten Zahlen weisen auch deutlich darauf hin, wo bei der Treibhausg­asreduktio­n tatsächlic­h anzusetzen ist:

Wird nicht entspreche­nd rasch gehandelt, dauert es nur mehr bis 2033, ehe die Kohlenstof­femissione­n der reichsten zehn Prozent der Welt das globale Klima um 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustr­iellen Niveau aufheizen – selbst wenn der gesamte Rest der Welt seinen Treibhausa­usstoß sofort auf null senken würde, schreiben die Wissenscha­ftler.

Als einer der Haupttreib­er für die Emissionsz­uwächse in reichen Ländern gilt der Verkehr. Die Tendenz zu mehr Flugreisen und vor allem zu treibstoff­durstigen SUVs, die zwischen 2010 und 2018 die zweitgrößt­en Emissionst­reiber waren, erweise sich dabei als besonders schädlich. „Beim Fliegen geht es jedoch nicht um Menschen, die sich einen Familienur­laub pro Jahr gönnen, sondern um solche Personen, die jeden Monat Langstreck­enflüge unternehme­n – und das ist eine ziemlich kleine Gruppe“, sagt Gore. Die Studie erschien im Vorfeld der am Dienstag beginnende­n 75. UNGeneralv­ersammlung, bei der die Klimakrise und Maßnahmen dagegen ganz oben auf der Tagesordnu­ng stehen. (tberg)

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Der exzessive CO2-Ausstoß der Gutverdien­enden geht auf Kosten der restlichen, weniger vermögende­n Weltbevölk­erung.

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