Roy C. Hammond 1939–2020
Zum Tod des Soulsängers, der Hip-Hop-Geschichte geschrieben hat
Roy Hammond wäre wohl höchstens als Fußnote in die Musikgeschichte eingegangen, wären da nicht zwei Absonderlichkeiten in seinem Katalog. Die Erste heißt Shotgun Wedding. Das war für den am 3. August 1939 im US-Bundesstaat Georgia geborenen Sänger ein Hit. Ein Soul-Stomper, dessen Bläser von Gewehrsalven unterstützt wurden, ein Novelty-Song, der über die Jahrzehnte Kultstatus erlangt hat.
Der zweite nachhaltige Fußabdruck war seine 1973 mit der Amateurband Honey Drippers produzierte Single Impeach The President.
Das Lied entstand in New York unter dem Eindruck des WatergateSkandals. Es verpuffte bei seinem Erscheinen zwar ohne Eindruck hinterlassen zu haben, denn kaum eine Radiostation traute sich, den Song zu spielen. Doch als in den mittleren 1980ern der HipHop Produzent Marley Marl den Titel für The Bridge mit MC Shan sampelte, löste er einen Dammbruch aus.
Impeach The President zählt zu den Fundamenten des Hip-Hop-Samplings, über 600mal wurde der Titel verwendet; von Acts wie Dr. Dre, De La Soul, Janet Jackson, Mary J Blige, Kanye West, Tupac Shakur, The Notorious B.I.G., Wu-Tang Clan ...
Angesichts der Impeachment-Anstrengungen gegen Donald Trump spielte Hammond sich erst im Vorjahr mit dem Gedanken, den Song neu aufzunehmen, doch nun ist er im Alten von 81 Jahren einer Leberkrebserkrankung erlegen.
In den 1970ern hat er ein paar ausgezeichnete Alben wie Sex and Soul veröffentlicht – und bis zur CoronaPandemie regelmäßig live gespielt.
Geld hat Impeach The President für ihn kaum abgeworfen, die Rechte hat in den 1990ern jemand anderer gekauft. Doch Roy C. Hammond war es, der den Drummer, einen Teenager aus der Nachbarschaft, tagelang in die Mangel genommen hatte, bis ihm der Beat gepasst hat. Der Rest ist Musikgeschichte. (flu)