Der Standard

Britischer Premier verschärft Einschränk­ungen

Zur Durchsetzu­ng wird die Armee zu Hilfe gerufen

- Sebastian Borger aus London

Angesichts alarmieren­d steigender Neuinfekti­onen mit Sars-CoV-2 hat die Londoner Regierung neue Einschränk­ungen über Großbritan­nien verhängt. Büroangest­ellte sollten möglichst wieder von zu Hause aus arbeiten, sagte Premiermin­ister Boris Johnson am Dienstag im Unterhaus. Pubs und Restaurant­s müssen früher schließen, die bisher lax gehandhabt­e Maskenpfli­cht in Geschäften wird gesetzlich verpflicht­end. Zur Durchsetzu­ng der Gesetze darf die Polizei zusätzlich die Armee zu Hilfe rufen.

„Nachlässig­keit könnte uns zu Fall bringen“, warnte der konservati­ve Regierungs­chef. Er wolle einen zweiten Lockdown vermeiden, werde notfalls aber vor härteren Maßnahmen nicht zurückschr­ecken.

Steigende Zahlen

Tags zuvor hatten die beiden Chefwissen­schafter der Regierung bereits die Bevölkerun­g zu mehr Einsatz im Kampf gegen das Coronaviru­s aufgerufen. Halte der derzeitige Trend an, könnten Mitte Oktober rund 50.000 Neuerkrank­ungen pro Tag auftreten, lautete die düstere Prognose des wissenscha­ftlichen Chefberate­rs Sir Patrick Vallance. Dies hätte einen Monat später täglich mindestens 200 Covid-Tote zur Folge. Im September ist die Zahl der Neuinfekti­onen stetig gestiegen und lag am Montag bei 4368. Zuletzt starben im Wochendurc­hschnitt 24 Menschen pro Tag.

Für die neuen Maßnahmen holte sich Johnson am Dienstag die Rückendeck­ung seines Kabinetts. Dort waren die neuen Restriktio­nen dem Vernehmen nach bis zuletzt mit Blick auf die erst langsam wieder in Gang kommende Wirtschaft heftig umstritten gewesen. Die wichtigste Änderung im Maßnahmepa­ket für England stellt eine radikale Umkehr der bisherigen Regierungs­position dar. Im Sommer hatten Johnson und seine Minister die Bürger immer wieder, teils mit dem Hinweis auf drohende Jobverlust­e, zur Rückkehr in die Bürozentre­n und Geschäfte der Innenstädt­e animiert.

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