Britischer Premier verschärft Einschränkungen
Zur Durchsetzung wird die Armee zu Hilfe gerufen
Angesichts alarmierend steigender Neuinfektionen mit Sars-CoV-2 hat die Londoner Regierung neue Einschränkungen über Großbritannien verhängt. Büroangestellte sollten möglichst wieder von zu Hause aus arbeiten, sagte Premierminister Boris Johnson am Dienstag im Unterhaus. Pubs und Restaurants müssen früher schließen, die bisher lax gehandhabte Maskenpflicht in Geschäften wird gesetzlich verpflichtend. Zur Durchsetzung der Gesetze darf die Polizei zusätzlich die Armee zu Hilfe rufen.
„Nachlässigkeit könnte uns zu Fall bringen“, warnte der konservative Regierungschef. Er wolle einen zweiten Lockdown vermeiden, werde notfalls aber vor härteren Maßnahmen nicht zurückschrecken.
Steigende Zahlen
Tags zuvor hatten die beiden Chefwissenschafter der Regierung bereits die Bevölkerung zu mehr Einsatz im Kampf gegen das Coronavirus aufgerufen. Halte der derzeitige Trend an, könnten Mitte Oktober rund 50.000 Neuerkrankungen pro Tag auftreten, lautete die düstere Prognose des wissenschaftlichen Chefberaters Sir Patrick Vallance. Dies hätte einen Monat später täglich mindestens 200 Covid-Tote zur Folge. Im September ist die Zahl der Neuinfektionen stetig gestiegen und lag am Montag bei 4368. Zuletzt starben im Wochendurchschnitt 24 Menschen pro Tag.
Für die neuen Maßnahmen holte sich Johnson am Dienstag die Rückendeckung seines Kabinetts. Dort waren die neuen Restriktionen dem Vernehmen nach bis zuletzt mit Blick auf die erst langsam wieder in Gang kommende Wirtschaft heftig umstritten gewesen. Die wichtigste Änderung im Maßnahmepaket für England stellt eine radikale Umkehr der bisherigen Regierungsposition dar. Im Sommer hatten Johnson und seine Minister die Bürger immer wieder, teils mit dem Hinweis auf drohende Jobverluste, zur Rückkehr in die Bürozentren und Geschäfte der Innenstädte animiert.