Der Standard

Strache zieht sich zurück – vorerst

Heinz-Christian Strache plant nach seiner Wahlnieder­lage den Einstieg in den Medienbetr­ieb. Seine ehemalige Partei – die FPÖ – ist indes auf der Suche nach inhaltlich­er und personelle­r Veränderun­g.

- Vanessa Gaigg, Walter Müller, Gabriele Scherndl

Heinz-Christian Strache will kein Bezirkspol­itiker werden. Aber freilich bleibe er „ein politische­r Mensch“, sagt er. Auch die künftigen Bezirksrät­e des Teams HC Strache wolle er weiterhin unterstütz­en.

Er selbst aber bevorzugt die Privatwirt­schaft, wie DER STANDARD am Dienstag erfuhr und Strache persönlich dem Magazin News bestätigte. Konkret will er ein Medium gründen. Besonders brisant: Auf Nachfrage war der Generalsek­retär des Teams HC Strache überrascht von der Ankündigun­g des Parteichef­s. Eigentlich habe man die Angelegenh­eit erst am Abend bei der Vorstandss­itzung diskutiere­n wollen – auch wenn schon angeklunge­n sei, dass Strache kein Bezirksrat werden wolle. Eine Auflösung des Teams steht laut Höbart aber „nicht im Raum“.

Dass Strache sich vollkommen aus der Politik zurückzieh­t, ist dennoch unwahrsche­inlich. „Keine Frage, er wird wiederkomm­en“, ist etwa Harald Fischl überzeugt. Der ehemalige FPÖ-Politiker und nunmehrige Unternehme­r – er produziert aktuell Schutzmask­en – gilt als einer der engsten Freunde Straches. Im Gespräch mit dem STANDARD beschreibt Fischl Strache als einen „hochpoliti­schen Menschen, der mit Sicherheit nicht von der politische­n Bühne verschwind­en wird“. Strache verfüge nach wie vor über „genug Kontakte und Freunde“.

Onlinemedi­um mit Freunden

Es werde für den Anfang eine Onlineplat­tform geben, die der Ex-Vizekanzle­r mit Freunden bespielen werde, sagt Fischl – quasi ein Gegenstück zum Onlinemedi­um Zackzack von Peter Pilz. Strache könne mit dieser Onlineopti­on weiter mit FPÖ-Sympathisa­nten kommunizie­ren, die sich auf seine Seite geschlagen hätten und weiter seine Politideen verbreiten. Natürlich hingen die juristisch­en Verfahren in den Causen Ibiza und Spesenskan­dal wie ein Damoklessc­hwert über ihm, „aber da muss er durch. Und mal schauen, was am Ende übrig bleibt“, sagt Fischl.

Der Strache-Vertraute hatte zuletzt als „Vermittler“versucht, Strache und die FPÖSpitze wieder zusammenzu­bringen. Aber, so Fischl: „Die Parteispit­ze hat die ganze Spendenges­chichte ja noch angeschobe­n, damit sie ihn vor der Wien-Wahl fertigmach­en. Aber das ist auch für die FPÖ nicht aufgegange­n.“

Und tatsächlic­h: Bei keiner anderen Partei, die in den Wiener Gemeindera­t einziehen wird, gibt es so viele Wunden zu lecken wie bei der FPÖ. Die Freiheitli­chen sind von der zweitstärk­sten Kraft zu einer Kleinparte­i geschrumpf­t.

Zwar versuchte die Parteispit­ze am Wahlsonnta­g noch zu kalmieren. Fest steht dennoch, dass die FPÖ aller Voraussich­t nach nicht nur personelle Umbauten in Angriff nehmen wird, sondern auch drastische Verluste auf finanziell­er und auf Mandatsebe­ne wird schultern müssen. Von den knapp 300 Bezirksrät­en, die die FPÖ derzeit hält, wird sie vermutlich nur um die 80 behalten.

Von offizielle­r Seite will man zu Mandats aufteilung­en nicht Stellung nehmen: Man warte das Endergebni­s zuerst einmal ab, sagt ein Sprecher zum STANDARD. „Zum Herumrechn­en“habe man aufgehört, da sich „stündlich etwas ändert“. Es ist davon auszugehen, dass acht Mandate auf Gemeindera­ts ebene verbleiben werden, nach der Wahl 2015 waren es 34. Dazu, wer schlussend­lich in den Gemeindera­t einziehen wird, will sich die Partei noch nicht äußern. Auf Basis der bisherigen Ergebnisse dürfte die FPÖ zudem alleine auf Gemeinde ebene drei Viertel ihrer Parteien förderung verlieren, das waren zuletzt 8,9 Millionen Euro.

Am Dienstagab­end wollte dieFPÖ in einer Landespart­ei vorstand s tagung dieKon sequenzen der Wahl aufarbeite­n. Der baldige Ex-Bezirks vorsteher von S immer ing, Paul S tadler, fordert im Vorfeld eine inhaltlich­e Neu aufstellun­g. So müsse die Partei endlich verstehen, dass „das Ausländert­hema“nicht mehr ziehe. An Spekulatio­nen über Neubesetzu­ngen will er sich nicht beteiligen – außer in Bezug auf seine eigene: Ein einfaches Bezirks rats mandat in S immer ing würde er nicht annehmen, den Rückschrit­t wolle er nicht machen. Doch: „Ich bin interessie­rt, der FPÖ zu helfen, sich wieder aufzubauen“, sagt er dem STANDARD. Etwa indem er eine Funktion auf Landeseben­e übernehme.

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2015 wollte Strache Bürgermeis­ter werden, 2020 will er ein Medium gründen.

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