Strache zieht sich zurück – vorerst
Heinz-Christian Strache plant nach seiner Wahlniederlage den Einstieg in den Medienbetrieb. Seine ehemalige Partei – die FPÖ – ist indes auf der Suche nach inhaltlicher und personeller Veränderung.
Heinz-Christian Strache will kein Bezirkspolitiker werden. Aber freilich bleibe er „ein politischer Mensch“, sagt er. Auch die künftigen Bezirksräte des Teams HC Strache wolle er weiterhin unterstützen.
Er selbst aber bevorzugt die Privatwirtschaft, wie DER STANDARD am Dienstag erfuhr und Strache persönlich dem Magazin News bestätigte. Konkret will er ein Medium gründen. Besonders brisant: Auf Nachfrage war der Generalsekretär des Teams HC Strache überrascht von der Ankündigung des Parteichefs. Eigentlich habe man die Angelegenheit erst am Abend bei der Vorstandssitzung diskutieren wollen – auch wenn schon angeklungen sei, dass Strache kein Bezirksrat werden wolle. Eine Auflösung des Teams steht laut Höbart aber „nicht im Raum“.
Dass Strache sich vollkommen aus der Politik zurückzieht, ist dennoch unwahrscheinlich. „Keine Frage, er wird wiederkommen“, ist etwa Harald Fischl überzeugt. Der ehemalige FPÖ-Politiker und nunmehrige Unternehmer – er produziert aktuell Schutzmasken – gilt als einer der engsten Freunde Straches. Im Gespräch mit dem STANDARD beschreibt Fischl Strache als einen „hochpolitischen Menschen, der mit Sicherheit nicht von der politischen Bühne verschwinden wird“. Strache verfüge nach wie vor über „genug Kontakte und Freunde“.
Onlinemedium mit Freunden
Es werde für den Anfang eine Onlineplattform geben, die der Ex-Vizekanzler mit Freunden bespielen werde, sagt Fischl – quasi ein Gegenstück zum Onlinemedium Zackzack von Peter Pilz. Strache könne mit dieser Onlineoption weiter mit FPÖ-Sympathisanten kommunizieren, die sich auf seine Seite geschlagen hätten und weiter seine Politideen verbreiten. Natürlich hingen die juristischen Verfahren in den Causen Ibiza und Spesenskandal wie ein Damoklesschwert über ihm, „aber da muss er durch. Und mal schauen, was am Ende übrig bleibt“, sagt Fischl.
Der Strache-Vertraute hatte zuletzt als „Vermittler“versucht, Strache und die FPÖSpitze wieder zusammenzubringen. Aber, so Fischl: „Die Parteispitze hat die ganze Spendengeschichte ja noch angeschoben, damit sie ihn vor der Wien-Wahl fertigmachen. Aber das ist auch für die FPÖ nicht aufgegangen.“
Und tatsächlich: Bei keiner anderen Partei, die in den Wiener Gemeinderat einziehen wird, gibt es so viele Wunden zu lecken wie bei der FPÖ. Die Freiheitlichen sind von der zweitstärksten Kraft zu einer Kleinpartei geschrumpft.
Zwar versuchte die Parteispitze am Wahlsonntag noch zu kalmieren. Fest steht dennoch, dass die FPÖ aller Voraussicht nach nicht nur personelle Umbauten in Angriff nehmen wird, sondern auch drastische Verluste auf finanzieller und auf Mandatsebene wird schultern müssen. Von den knapp 300 Bezirksräten, die die FPÖ derzeit hält, wird sie vermutlich nur um die 80 behalten.
Von offizieller Seite will man zu Mandats aufteilungen nicht Stellung nehmen: Man warte das Endergebnis zuerst einmal ab, sagt ein Sprecher zum STANDARD. „Zum Herumrechnen“habe man aufgehört, da sich „stündlich etwas ändert“. Es ist davon auszugehen, dass acht Mandate auf Gemeinderats ebene verbleiben werden, nach der Wahl 2015 waren es 34. Dazu, wer schlussendlich in den Gemeinderat einziehen wird, will sich die Partei noch nicht äußern. Auf Basis der bisherigen Ergebnisse dürfte die FPÖ zudem alleine auf Gemeinde ebene drei Viertel ihrer Parteien förderung verlieren, das waren zuletzt 8,9 Millionen Euro.
Am Dienstagabend wollte dieFPÖ in einer Landespartei vorstand s tagung dieKon sequenzen der Wahl aufarbeiten. Der baldige Ex-Bezirks vorsteher von S immer ing, Paul S tadler, fordert im Vorfeld eine inhaltliche Neu aufstellung. So müsse die Partei endlich verstehen, dass „das Ausländerthema“nicht mehr ziehe. An Spekulationen über Neubesetzungen will er sich nicht beteiligen – außer in Bezug auf seine eigene: Ein einfaches Bezirks rats mandat in S immer ing würde er nicht annehmen, den Rückschritt wolle er nicht machen. Doch: „Ich bin interessiert, der FPÖ zu helfen, sich wieder aufzubauen“, sagt er dem STANDARD. Etwa indem er eine Funktion auf Landesebene übernehme.