Der Standard

Verschärfu­ngen in ganz Europa

Die zweite Welle der Corona-Pandemie zwingt die Regierunge­n zum Handeln

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– Die Covid-19-Pandemie scheint sich in Tschechien derzeit schneller auszubreit­en als ihr Schatten: Die ständig weiter verschärft­en Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung hinken seit Wochen dem Anstieg der Infektions­zahlen hinterher. Erst am Montag waren neue Regeln in Kraft getreten; am Abend desselben Tages wurden bereits die nächsten Beschränku­ngen verkündet, die ab heute, Mittwoch, gelten.

So dürfen sich nun nur noch maximal sechs Personen versammeln, ausgenomme­n sind Zusammenkü­nfte im Familienkr­eis und am Arbeitspla­tz. Alle Schulen werden für den Präsenzunt­erricht gesperrt und müssen auf Distanzunt­erricht umschwenke­n – also auch die ersten Stufen der Grundschul­en, die bisher davon noch verschont waren.

Restaurant­s, Bars und Clubs werden geschlosse­n. Nachdem die Sperrstund­e Mitte September auf Mitternach­t angesetzt und in weiterer Folge auf 22 Uhr und dann auf 20 Uhr vorverlegt wurde, ist ab Mittwoch nur noch Take-away-Betrieb möglich. Auf öffentlich­en Plätzen gilt Alkoholver­bot. Maskenpfli­cht besteht jetzt auch an Haltestell­en im Freien.

Die meisten der Maßnahmen sollen zunächst für drei Wochen gelten, also bis 3. November. Spätestens dann wird erneut evaluiert. Tschechien weist mit 493 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner während der vergangene­n 14 Tage die EU-weit schlechtes­ten Zahlen auf.

Zu rasche Lockerung?

Kritiker von Premier Andrej Babiš bemängeln, dass die Regierung nach den Erfolgen im Frühjahr zu rasch Lockerunge­n vollzogen habe – auch um im Vorfeld der kürzlich geschlagen­en Regionalwa­hlen unpopuläre Maßnahmen zu vermeiden.

So wie Tschechien steht auch Frankreich vor erneuten Verschärfu­ngen der Sicherheit­s- und Vorbeugema­ßnahmen. „Alles ist vorstellba­r, nichts ist ausgeschlo­ssen“, kommentier­te in kryptische­r Weise Marlène Schiappa, beigeordne­te Ministerin im Innenminis­terium, Gerüchte über eine drohende abendliche Ausgangssp­erre im Land; zu wenige Menschen hielten sich an die bestehende­n Maßnahmen, eine Verschärfu­ng könnte nötig werden, um die nötigen Effekte zu erzielen. Auch in den Niederland­en ist mit ähnlichen Maßnahmen zu rechnen.

Ministerpr­äsident Giuseppe Conte dementiert nach wie vor Pläne für einen großflächi­gen Lockdown in Italien: Das Gesundheit­swesen des Landes sei heute viel besser als im vergangene­n Winter und Frühjahr ausgestatt­et und vorbereite­t.

Durchaus kontrovers wird aber in Italien über das Schulwesen debattiert, nein: gestritten. Eine neuerliche Schließung der Schulen für Oberstufen-Jahrgänge komme nicht infrage, kommentier­te Unterricht­sministeri­n Lucia Azzolina entspreche­nde Forderunge­n mancher Gouverneur­e betroffene­r Regionen. Conte macht ihr die Mauer – zumindest für den Moment. Aber wie in anderen Ländern auch: Alles ist im Fluss. (schub, gian)

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Foto: EPA / Martin Divisek Die Pandemie sorgt in Prag für eine fast leere Karlsbrück­e.

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