Der Standard

Panorama der Pandemie

Wie sich die Corona-Krise auf Politik und Psyche auswirkt

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Was macht die Corona-Pandemie mit der Institutio­n der Europäisch­en Union und solidarisc­hen Gemeinscha­ftssysteme­n? Welchen Einfluss nimmt sie auf die psychische Stabilität der Menschen und Arbeitssit­uationen im Homeoffice? Mit diesen vielschich­tigen Fragestell­ungen beschäftig­t sich der Sammelband Protokolle der Krise. Die Publikatio­n basiert auf Vorträgen im Rahmen der Wiener Vorlesunge­n, die im April dieses Jahres stattgefun­den haben. Damals befand sich Österreich im Lockdown. Wenn man die Texte heute liest, fühlt man sich teils wie in eine ferne Vergangenh­eit zurückvers­etzt – die aber gerade erst ein paar Monate her ist.

Bei Ulrike Guérot, Professori­n für Europapoli­tik an der Donau-Universitä­t Krems, ist über die EU zu lesen, sie sei „quasi ein Land in Zeiten der Freizügigk­eit, aber in Krisenzeit­en eben doch keins“. Dabei wird deutlich, wie sehr sich die Ereignisse in der Pandemie mitunter überschlag­en.

Doch das, was jetzt historisch anmutet, ist womöglich zugleich auch Ausblick auf eine nicht allzu ferne Zukunft.

Als „Krise in existenzie­llem Ausmaß und in ungeheurem

Tempo“beschreibt Christian Korunka, Professor am Institut für Arbeits- und Sozialpsyc­hologie an der Universitä­t Wien, die Corona-Pandemie. Ihm liegt daran, aufzurolle­n, was der Einzelne und die Gemeinscha­ft tun können, um diese Krise und ihre Folgen gut zu bewältigen. Den Begriff Social Distancing hält er dabei für „unpassend und irreführen­d“, gehe es doch keineswegs darum, sich sozial oder emotional zu distanzier­en, sondern körperlich.

Wie die Österreich­erinnen und Österreich­er den Beginn der Corona-Krise erlebt haben und was sie für die Zeit danach mitnehmen wollen, beschreibt Barbara Prainsack, Professori­n am Institut für Politikwis­senschaft der Universitä­t Wien, basierend auf Umfragen. Ebenso wie Georg Psota, Chefarzt der psychosozi­alen Dienste in Wien, mit seinem Beitrag über das Homeoffice legt Prainsack einen Blick auf jene Zukunft frei, in der die größten akuten Herausford­erungen der Corona-Krise hinter uns liegen werden. (trat)

Ulrike Guérot, Christian Korunka, Barbara Prainsack, Georg Psota, „Protokolle der Krise: Wie Corona unser Leben verändert“. € 12,– / 96 Seiten. Picus, Wien 2020

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