Der Standard

Gewerkscha­fter-Schnapside­e

- András Szigetvari

Auf den ersten Blick klingt der Vorschlag gut: Schenken wir einfach allen 1000 Euro in Form eines Gutscheins, damit dieses Geld dann in den Konsum fließt, vor allem an Hotellerie und Gastronomi­e, und so die Wirtschaft belebt. Bei genauerem Hinsehen ist das aber ein teurer und unsozialer Vorschlag mit zweifelhaf­ter Wirkung.

Zunächst sind weder die Grundreche­narten noch die wirtschaft­lichen Grundprinz­ipien durch Corona abgeschaff­t. Jede zusätzlich­e Ausgabe lässt die Staatsschu­lden wachsen, auch wenn sich das dank niedriger Zinsen nicht sofort bemerkbar macht. Sollte jeder Volljährig­e in Österreich einen Gutschein bekommen, würde das rund sieben Milliarden Euro kosten. Genau dieses Geld fehlte für andere Investitio­nen, etwa für den Ausbau des öffentlich­en Verkehrs, für Klimaschut­z und Bildung. Es mag dauern, bis solche Ausgaben die Wirtschaft beleben, dafür bringen sie aber nachhaltig was.

Das andere Problem ist, dass Geld zu verschenke­n völlig beliebig ist. Es gibt sozial treffsiche­re Varianten, etwa einen Bonus für Arbeitslos­e oder Alleinerzi­eherinnen, die am stärksten armutsgefä­hrdete Gruppe in Österreich. Dasselbe gilt für Unternehme­n. Nicht allen Betrieben geht es schlecht, gerade in ländlichen Regionen war der Tourismuse­inbruch weniger stark als befürchtet. Will die Gewerkscha­ft wirklich Villenbesi­tzern den Urlaub im fast ausgebucht­en Luxushotel subvention­ieren?

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