Gewerkschafter-Schnapsidee
Auf den ersten Blick klingt der Vorschlag gut: Schenken wir einfach allen 1000 Euro in Form eines Gutscheins, damit dieses Geld dann in den Konsum fließt, vor allem an Hotellerie und Gastronomie, und so die Wirtschaft belebt. Bei genauerem Hinsehen ist das aber ein teurer und unsozialer Vorschlag mit zweifelhafter Wirkung.
Zunächst sind weder die Grundrechenarten noch die wirtschaftlichen Grundprinzipien durch Corona abgeschafft. Jede zusätzliche Ausgabe lässt die Staatsschulden wachsen, auch wenn sich das dank niedriger Zinsen nicht sofort bemerkbar macht. Sollte jeder Volljährige in Österreich einen Gutschein bekommen, würde das rund sieben Milliarden Euro kosten. Genau dieses Geld fehlte für andere Investitionen, etwa für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, für Klimaschutz und Bildung. Es mag dauern, bis solche Ausgaben die Wirtschaft beleben, dafür bringen sie aber nachhaltig was.
Das andere Problem ist, dass Geld zu verschenken völlig beliebig ist. Es gibt sozial treffsichere Varianten, etwa einen Bonus für Arbeitslose oder Alleinerzieherinnen, die am stärksten armutsgefährdete Gruppe in Österreich. Dasselbe gilt für Unternehmen. Nicht allen Betrieben geht es schlecht, gerade in ländlichen Regionen war der Tourismuseinbruch weniger stark als befürchtet. Will die Gewerkschaft wirklich Villenbesitzern den Urlaub im fast ausgebuchten Luxushotel subventionieren?