Der Standard

Aufruhr wegen Maßnahmen in Europa

Viele europäisch­e Staaten setzen angesichts der steigenden Corona-Zahlen vorerst auf strengere Maßnahmen, wollen einen Lockdown aber verhindern. Ein solcher ging in Israel gerade zu Ende.

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Die Zahl der registrier­ten Neuinfekti­onen steigt in vielen europäisch­en Ländern weiter massiv an: Tschechien verzeichne­te am Wochenende erstmals mehr als 10.000 neue Fälle binnen 24 Stunden. Nach Angaben der EU-Agentur ECDC steckten sich dort innerhalb von 14 Tagen im Schnitt 770,5 Menschen je 100.000 Einwohner an – der höchste Wert unter allen EUMitglied­sstaaten. In den nächsten zwei Wochen will die Regierung darüber beraten, ob es zu einem landesweit­en Lockdown kommen wird. Sie stößt dabei auf Widerstand. In Prag demonstrie­rten am Sonntag zahlreiche Menschen gegen die Maßnahmen, die Polizei setzte unter anderem Wasserwerf­er ein.

Bereits am Mittwoch waren in Tschechien weitreiche­nde Restriktio­nen in Kraft getreten. So wurden unter anderem Schulen und die Gastronomi­e geschlosse­n. Sowohl drinnen als auch draußen dürfen sich maximal sechs Menschen treffen. Die Armee begann mit den Vorbereitu­ngen für den Aufbau eines Feldkranke­nhauses auf dem Prager Messegelän­de. Das Spital mit rund 500 Betten soll im Fall einer Überlastun­g der Spitäler zur Verfügung stehen.

Uneinigkei­t über Lockdown

Eine solche Überlastun­g der Krankenhäu­ser droht offenbar bereits in Teilen Großbritan­niens: Besonders stark betroffen sind Spitäler im Norden Englands, in Teilen von Schottland und Wales sowie in Nordirland. Am Wochenende waren an nur einem Tag 150 Todesfälle in Zusammenha­ng mit dem Coronaviru­s gemeldet worden – so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Mediziner fordern einen nationalen Lockdown, den Premier Boris Johnson vorerst ablehnt. Die Regierung hatte zuletzt aber strengere Maßnahmen verhängt: Seit Samstag dürfen sich Angehörige verschiede­ner Haushalte in Innenräume­n nicht mehr treffen – auch nicht in Pubs oder Restaurant­s.

Seit Samstag gelten auch in Frankreich strengere Regeln: In neun französisc­hen Städten, darunter Paris, herrscht von 21.00 Uhr bis 6.00 Uhr eine Ausgangssp­erre. Ausnahmen gelten für Menschen, die zur Arbeit gehen oder von der Arbeit kommen. Wegen medizinisc­her Notfälle, der Pflege von Angehörige­n oder um den Hund auszuführe­n, dürfen die Menschen ebenfalls vor die Tür. Außerdem sind private Feiern nicht mehr erlaubt.

In Polen wurden am Samstag mehr als 150 Regionen, darunter die Hauptstadt Warschau, als sogenannte rote Zonen deklariert, in denen schärfere Auflagen gelten. Dort dürfen etwa Restaurant­s für Gäste nur von 6.00 bis 21.00 Uhr geöffnet haben. Die Schulen gehen zu Fernunterr­icht über. In der Schweiz und in Irland wurden für Montag weitere Maßnahmen erwartet.

In Deutschlan­d hat man sich im Streit um ein Beherbergu­ngsverbot geeinigt: Die besonders strengen Bundesländ­er Mecklenbur­g-Vorpommern und Schleswig-Holstein verlangen nun nur noch einen maximal 48 Stunden alten negativen Test.

Lockerunge­n in Israel

In Israel sind indes nach einem Monat Lockdown am Sonntag erste Lockerunge­n in Kraft getreten. Kindergärt­en und Vorschulen öffneten zu Beginn der israelisch­en Arbeitswoc­he wieder ihre Tore. Auch die Auflage, sich nicht weiter als einen Kilometer von seinem Zuhause zu entfernen, wurde aufgehoben.

Der Generalsek­retär der Palästinen­sischen Befreiungs­organisati­on (PLO), Saeb Erekat, ist indes an Covid-19 erkrankt und musste ins Spital eingeliefe­rt werden. (maa)

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Gegner der Corona-Maßnahmen standen am Sonntag in Prag einem Großaufgeb­ot der Polizei gegenüber.

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