Ermittlungen zum Tod von 15-Jährigem auf Quarantäneschiff
Abou Diakite starb im Krankenhaus von Palermo
Es war der 10. September, als der 15-jährige Ivorer Abou Diakite im Mittelmeer gerettet wurde. Die Helfer der Organisation Proactiva Open Arms nahmen insgesamt 77 Menschen an Bord, die meisten in schlechter körperlicher und psychischer Verfassung. Auch Diakite zeigte Anzeichen von schwerer Unterernährung. Nach einer Woche an Bord hatte er erhöhte Körpertemperatur und Schmerzen im unteren Rücken. Er erhielt Antibiotika, eine Ultraschalluntersuchung zeigte keine akuten Probleme.
Als die Geretteten an die italienischen Behörden übergeben wurden, konnte Diakite aufrecht gehen und sich verständigen. Obwohl er zweimal negativ auf Covid-19 getestet wurde, musste er – wie alle Geretteten seit April – auf ein Quarantäneschiff. 14 Tage sollte er dort verbringen, gemeinsam mit rund 600 anderen Flüchtlingen und Migranten.
Gegen Ende der Quarantäne verschlechterte sich sein Zustand, er wurde in ein Krankenhaus in Palermo gebracht. Begleitet wurde er von Alessandra Puccio, die von einer Liste an Freiwilligen als sein Vormund ausgewählt wurde. Nach zwei Tagen fiel Diakite ins Koma und starb.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun im Zusammenhang mit dem Tod des 15-Jährigen, Puccio wird von dem Menschenrechtsanwalt Michele Calantropo vertreten. Im Gespräch mit dem STANDARD gibt dieser an, dass sich an Bord der Allegra nur ein Arzt befunden habe – für hunderte Menschen. Ob jemand am Tod von Diakite Schuld hat und wenn ja, wer das gewesen sein könnte, bleibt aber abzuwarten, das Obduktionsergebnis soll erst im Jänner folgen. Erst dann würde sich entscheiden, ob es zu einem Prozess kommt, so Anwalt Calantropo. (bbl)