Der Standard

Regierung lässt Abgeordnet­e bei Hilfen anrennen

Erst Blümel, dann Gewessler: Das Parlament blitzt mit Anfragen zu den Milliarden­hilfen der Cofag ab. Die Regierungs­mitglieder berufen sich darauf, dass man zu ausgeglied­erten Firmen keine Auskünfte geben müsse.

- Andreas Schnauder

Fällt das Wort Cofag, geraten Opposition­spolitiker schnell in Rage. Die fünf Buchstaben stehen nicht nur für Covid-19 Finanzieru­ngsagentur des Bundes GmbH, sondern auch für viel Geld: Mit 27 Milliarden Euro soll das Vehikel den Betrieben unter die Arme greifen, indem Staatshaft­ungen für Kredite und direkte Zuschüsse gewährt werden. Viel Geld für eine ausgeglied­erte Gesellscha­ft, da bedarf es schon einer gehörigen Portion Kontrolle.

Doch die gestaltet sich auch ein halbes Jahr nach der Gründung des Unternehme­ns schwierig. Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) wollte Vertretern aller Parteien einen Sitz im Cofag-Beirat anbieten, über dessen Tisch alle größeren Anträge wandern. Doch ein Vetorecht gegen die Genehmigun­g von Hilfen hat das Gremium nicht. Zudem befürchtet die Opposition, dass sie mundtot gemacht werde, weil dem Beirat ein Schweigege­lübde abverlangt wird. Kritik der Nichtregie­rungsparte­ien würde durch die Mitgliedsc­haft im Beirat immunisier­t, wie sich SPÖ-Chefin Pamela RendiWagne­r ausdrückte. Aus all diesen Gründen ließen SPÖ, FPÖ und Neos ihre Stühle im Beirat bisher unbesetzt.

Da auch ein schon lange geforderte­r Corona-Unteraussc­huss im Parlament bisher nicht konsensfäh­ig war, beschränkt sich die äußere Kontrolle der Cofag im Wesentlich­en auf Rechnungsh­of und parlamenta­rische Anfragen. Doch Ersterer ist noch nicht am Zug, und Letztere werden nicht beantworte­t.

Blümel schweigt

So belehrte Blümel die Abgeordnet­en kürzlich, dass sich das sogenannte Interpella­tionsrecht der Mandatare bei ausgeglied­erten Unternehme­n auf „die Rolle des Bundes und die Ingerenzmö­glichkeite­n seiner Organe“beschränke. Soll heißen: Sobald es sich um Entscheidu­ngen

oder andere Vorgänge in der Sphäre der Cofag und nicht des Bundes handelt, geht das die Abgeordnet­en nichts an.

Das beschied Blümel den Mandataren anlässlich einer Anfrage betreffend die Weitergabe personenbe­zogener Daten durch die Cofag an die Firma eines Wirtschaft­sbundfunkt­ionärs: Informatio­nen dazu seien nicht vom Fragerecht erfasst.

Nicht nur der ÖVP-Minister zeigt sich gegenüber den Parlamenta­riern verschloss­en, auch die grüne Klimaschut­zministeri­n Leonore Gewessler hält sich mit Informatio­nen zurück. Sie wurde von den Neos zur AUA-Rettung befragt, bei der auch klimapolit­ische Auflagen gemacht wurden. Zu ihnen zählt beispielsw­eise die Vorgabe, Kurzstreck­enflüge zu streichen, wenn alternativ eine Bahnverbin­dung mit einer Reisezeit von unter 2,5 Stunden besteht. Allerdings zeigt die geheime Vereinbaru­ng, dass die Vorgaben missachtet werden können, wenn sie die Fluglinie wirtschaft­lich belasten.

Gewessler schweigt

Auf eine Neos-Anfrage zu dem Pakt will Gewessler keine Antwort geben. Die Themen beträfen operative Angelegenh­eiten von Cofag und der Staatshold­ing Öbag, meint die Ministerin. Dass nun auch ein Regierungs­mitglied der Grünen, die sich seit jeher für Transparen­z starkmache­n, schweigt, findet Neos-Mandatar Michael Bernhard seltsam. Die Frage zum Wirtschaft­lichkeitsv­orbehalt bei Klimaaufla­gen für AUAStaatsh­ilfen habe Gewessler unbeantwor­tet belassen, ärgert er sich.

Seine Parteikoll­egin Karin Doppelbaue­r sieht darin ein Muster. „Wir pochen seit Monaten auf einen Unteraussc­huss zur Cofag, die Regierung hält hier aber stur an ihrem Standpunkt und der Intranspar­enz fest. Ganz bewusst werden hier Milliarden an der parlamenta­rischen Kontrolle vorbeigesc­hwindelt.“

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Haben nicht viel zu sagen – zumindest wenn es um Fragen von Mandataren zu Staatshilf­e geht: Leonore Gewessler und Gernot Blümel.

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