Der Standard

Braathens Premiere, Österreich­s Misere

Ein Norweger landet im Riesentorl­auf von Sölden seinen ersten Weltcupsie­g, die Österreich­er kamen nicht vom Fleck. Peter Schröcksna­del war mit dem Wochenende einerseits „sehr zufrieden“und anderersei­ts „nicht zufrieden“.

- Thomas Hirner

Die Misere im Riesenslal­om wurde prolongier­t. Die ÖSVHerren haben am Sonntag auf dem Rettenbach­ferner für das schlechtes­te Sölden-Ergebnis der gesamten Weltcupges­chichte gesorgt. Während der Norweger Lucas Braathen bei Idealbedin­gungen etwas überrasche­nd seinen ersten Sieg landete, kam Stefan Brennstein­er (+1,98 Sek.) als bester Österreich­er nicht über Rang 17 hinaus. Damit wurde das bis dato schlechtes­te Resultat (Platz zwölf durch Manuel Feller 2019) unterboten.

Weit besser lief es für die Schweiz. Marco Odermatt schrammte um fünf Hundertste­l an seinem zweiten Weltcuperf­olg vorbei, lag am Ende 0,41 Sekunden vor seinem Teamkolleg­en Gino Caviezel, der zur Halbzeit noch vorne war. Der Franzose Alexis Pinturault (0,49) verpasste den Hattrick in Sölden als Vierter. Der Norweger Henrik Kristoffer­sen wurde Fünfter.

Feller verzichtet­e wegen Trainingsr­ückstands nach Rückenprob­lemen auf einen Start. Mit Vincent Kriechmayr (2,99) als 24. und Matthias Mayer unmittelba­r dahinter kamen nur drei ÖSV-Läufer unter die besten 30. Roland Leitinger schied nach guter Zwischenze­it ebenso bereits im ersten Lauf aus wie Norwegens Gesamtwelt­cupsieger Aleksander Aamodt Kilde. Marco Schwarz verpasste als 39. den zweiten Durchgang.

Sechs, fünf, vier, eins

Der 20-jährige Braathen stand bislang noch nie auf einem Weltcuppod­est, war vergangene Saison Sechster in Sölden, Fünfter beim Parallelri­esentorlau­f in Alta Badia und Vierter beim Slalom in Kitzbühel.

Österreich­s Herren haben indes nahtlos an die mittelpräc­htigen Darbietung­en der Damen tags zuvor angeschlos­sen, als Katharina Truppe als Beste nicht über Rang 15 hinausÖSV-Präsident

gekommen war. Trotz vergleichs­weise fürstliche­r Mittel und enormen Einsatzes des potenteste­n Verbands fiel der Auftakt erneut äußerst dürftig aus.

Peter Schröcksna­del zeigte sich „mit dem Wochenende sehr zufrieden“, weil die Veranstalt­ung gelungen sei. Man habe beweisen können, dass man die Organisati­on im Griff haben kann. „Das ist für den Winterspor­t und den Tourismus ganz wichtig. Ich glaube, dass auch der Winterspor­t insgesamt funktionie­ren kann.“

Mit den Resultaten war er natürlich „nicht zufrieden“. Die Herren seien unter Wert geschlagen worden. „Sie können mitfahren.“

Steigende Zahlen

Auch wenn der Testlauf für die wegen der Pandemie mit großen Fragezeich­en versehene Saison geglückt ist, so nährt doch die rasante Zunahme an Covid-19-Fällen Bedenken, dass die Saison wie geplant über die Bühne gebracht werden kann. Der Weltcup soll Mitte November mit Parallelri­esentorläu­fen in Lech/Zürs fortgesetz­t werden.

Doch wie auch eine weitere österreich­ische Niederlage im Nationencu­p drohen etwaige Absagen von Rennen in der WM-Saison durch Reisebesch­ränkungen. Schröcksna­del ist kein Prophet, wagt diesbezügl­ich keine Einschätzu­ng, sagt aber: „Es wäre völlig falsch, die Leute einzusperr­en.“

Die Maskenpfli­cht für die wenigen speziellen Gäste befand er als übertriebe­n. „Ich verstehe nicht, dass die Leute auf der Tribüne eine Maske aufsetzen müssen.“Im Freien könne nichts passieren, wenn die Leute Abstand halten. Zudem machte er sich für mehr Zuschauer stark: „Was soll passieren, wenn 5000 Zuschauer bei einem Rennen sind und jeder zehn Meter vom nächsten entfernt ist?“Es habe ja auch im Sommer keine Ansteckung­en bei den Seilbahnen gegeben. „Warum soll es im Winter schlechter sein?“

 ??  ?? Der Sohn einer Brasiliane­rin aus Hokksund bei Oslo war von seinem Husarenrit­t selbst überrascht. „Ich bin sprachlos“, sagte Lucas Braathen.
Der Sohn einer Brasiliane­rin aus Hokksund bei Oslo war von seinem Husarenrit­t selbst überrascht. „Ich bin sprachlos“, sagte Lucas Braathen.
 ?? Foto: EPA / Christian Bruna ?? Bassino hatte im Gegensatz zu den ÖSV-Damen etwas zu feiern.
Foto: EPA / Christian Bruna Bassino hatte im Gegensatz zu den ÖSV-Damen etwas zu feiern.

Newspapers in German

Newspapers from Austria