Braathens Premiere, Österreichs Misere
Ein Norweger landet im Riesentorlauf von Sölden seinen ersten Weltcupsieg, die Österreicher kamen nicht vom Fleck. Peter Schröcksnadel war mit dem Wochenende einerseits „sehr zufrieden“und andererseits „nicht zufrieden“.
Die Misere im Riesenslalom wurde prolongiert. Die ÖSVHerren haben am Sonntag auf dem Rettenbachferner für das schlechteste Sölden-Ergebnis der gesamten Weltcupgeschichte gesorgt. Während der Norweger Lucas Braathen bei Idealbedingungen etwas überraschend seinen ersten Sieg landete, kam Stefan Brennsteiner (+1,98 Sek.) als bester Österreicher nicht über Rang 17 hinaus. Damit wurde das bis dato schlechteste Resultat (Platz zwölf durch Manuel Feller 2019) unterboten.
Weit besser lief es für die Schweiz. Marco Odermatt schrammte um fünf Hundertstel an seinem zweiten Weltcuperfolg vorbei, lag am Ende 0,41 Sekunden vor seinem Teamkollegen Gino Caviezel, der zur Halbzeit noch vorne war. Der Franzose Alexis Pinturault (0,49) verpasste den Hattrick in Sölden als Vierter. Der Norweger Henrik Kristoffersen wurde Fünfter.
Feller verzichtete wegen Trainingsrückstands nach Rückenproblemen auf einen Start. Mit Vincent Kriechmayr (2,99) als 24. und Matthias Mayer unmittelbar dahinter kamen nur drei ÖSV-Läufer unter die besten 30. Roland Leitinger schied nach guter Zwischenzeit ebenso bereits im ersten Lauf aus wie Norwegens Gesamtweltcupsieger Aleksander Aamodt Kilde. Marco Schwarz verpasste als 39. den zweiten Durchgang.
Sechs, fünf, vier, eins
Der 20-jährige Braathen stand bislang noch nie auf einem Weltcuppodest, war vergangene Saison Sechster in Sölden, Fünfter beim Parallelriesentorlauf in Alta Badia und Vierter beim Slalom in Kitzbühel.
Österreichs Herren haben indes nahtlos an die mittelprächtigen Darbietungen der Damen tags zuvor angeschlossen, als Katharina Truppe als Beste nicht über Rang 15 hinausÖSV-Präsident
gekommen war. Trotz vergleichsweise fürstlicher Mittel und enormen Einsatzes des potentesten Verbands fiel der Auftakt erneut äußerst dürftig aus.
Peter Schröcksnadel zeigte sich „mit dem Wochenende sehr zufrieden“, weil die Veranstaltung gelungen sei. Man habe beweisen können, dass man die Organisation im Griff haben kann. „Das ist für den Wintersport und den Tourismus ganz wichtig. Ich glaube, dass auch der Wintersport insgesamt funktionieren kann.“
Mit den Resultaten war er natürlich „nicht zufrieden“. Die Herren seien unter Wert geschlagen worden. „Sie können mitfahren.“
Steigende Zahlen
Auch wenn der Testlauf für die wegen der Pandemie mit großen Fragezeichen versehene Saison geglückt ist, so nährt doch die rasante Zunahme an Covid-19-Fällen Bedenken, dass die Saison wie geplant über die Bühne gebracht werden kann. Der Weltcup soll Mitte November mit Parallelriesentorläufen in Lech/Zürs fortgesetzt werden.
Doch wie auch eine weitere österreichische Niederlage im Nationencup drohen etwaige Absagen von Rennen in der WM-Saison durch Reisebeschränkungen. Schröcksnadel ist kein Prophet, wagt diesbezüglich keine Einschätzung, sagt aber: „Es wäre völlig falsch, die Leute einzusperren.“
Die Maskenpflicht für die wenigen speziellen Gäste befand er als übertrieben. „Ich verstehe nicht, dass die Leute auf der Tribüne eine Maske aufsetzen müssen.“Im Freien könne nichts passieren, wenn die Leute Abstand halten. Zudem machte er sich für mehr Zuschauer stark: „Was soll passieren, wenn 5000 Zuschauer bei einem Rennen sind und jeder zehn Meter vom nächsten entfernt ist?“Es habe ja auch im Sommer keine Ansteckungen bei den Seilbahnen gegeben. „Warum soll es im Winter schlechter sein?“