Der Standard

EU sagt Methan den Kampf an

Plan zur Verringeru­ng von Emissionen trifft auch OMV

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Brüssel/Wien – Um die Klimaziele zu erreichen, sollen auch die Emissionen des klimaschäd­lichen Gases Methan reduziert werden. Die Europäisch­e Kommission macht in ihrer jüngst vorgelegte­n Strategie klar, dass sie vor allem im Energiesek­tor Potenzial sieht. Die Behörde will eine Verpflicht­ung zur besseren Erkennung und Reparatur von Leckagen in der Gasinfrast­ruktur vorschlage­n sowie Rechtsvors­chriften, mit denen Praktiken wie das routinemäß­ige Abfackeln und Ablassen von Gasen verboten werden. Das trifft auch die OMV. (red)

Furzende, rülpsende Kühe, Heizen mit Gas – die größten Sünder, die neben den natürliche­n Vorkommen etwa in Sümpfen das klimaschäd­liche Methan in die Luft blasen, hat die Wissenscha­ft längst ausgemacht. Geht es nach der EU-Kommission, bleiben die größten Emittenten nicht ungeschore­n. Die Behörde hat jüngst ihre Strategie zur Verringeru­ng der Emissionen des farbund geruchlose­n Gases vorgestell­t. Aus gutem Grund: Methan trägt nach Kohlendiox­id in erhebliche­m Maße zum Klimawande­l bei.

Klimaziele im Blick

Die Bekämpfung sei von entscheide­nder Bedeutung, um die Klimaziele zu erreichen, betonte EU-Vizepräsid­ent Frans Timmermans vergangene Woche. Energiekom­missarin Kadri Simson gab die Richtung vor: „Auch wenn Maßnahmen im Energiesek­tor, in der Landwirtsc­haft und in der Abfallwirt­schaft eine Rolle spielen werden, können die Emissionen am schnellste­n und kostengüns­tigsten im Energieber­eich gesenkt werden.“

Das könnte die heimische Gaswirtsch­aft, darunter etwa die OMV, empfindlic­h treffen. Denn Methan ist Hauptbesta­ndteil von Erdgas, das in der OMV-Strategie eine wichtige Rolle spielt. „Der schrittwei­se Ausstieg aus Kohle und Atomstrom im Elektrizit­ätssektor wird die Nachfrage nach (...) Erdgas im europäisch­en Markt ankurbeln“, bekräftigt­e OMVChef Rainer Seele auf der Hauptversa­mmlung. Die OMV steigere daher kontinuier­lich den Anteil an der Produktion. Bei KlimaErfas­st schützern schrillen die Alarmglock­en. Sie habe die Sorge, dass „die OMV jetzt in die falschen Dinge investiert“, sagt Jasmin Duregger, Energieexp­ertin bei Greenpeace: „Erdgas ist und bleibt klimaschäd­lich.“Hinsichtli­ch der EU-Strategie ist sie skeptisch: „Mal schauen, was wirklich kommt.“

Eines hat Greenpeace bereits erreicht. Das Umweltmini­sterium beauftragt­e das Umweltbund­esamt mit der Erhebung, wo überall der böse Bruder des C02 entfleucht. Sowohl bei der Förderung als auch beim Transport kann Methan entweichen. Ein lange unterschät­ztes Problem, sagt die Wissenscha­fterin Lena Höglund Isaksson, die am Internatio­nal Institute for Applied Systems Analysis in Laxenburg forscht. Produktion und Transport von Öl und Erdgas stünden für rund ein Viertel aller globalen Methanemis­sionen, in Österreich liege der Anteil bei fünf bis sieben Prozent.

Lecks aufspüren

Jetzt sollen also Lecks im österreich­ischen Netz ausgemacht werden. Einfach ist das nicht. Methanschl­upf ist Teil der diffusen Emissionen – im Gegensatz zu den gefassten Emissionen aus dem Schlot. Gas entschlüpf­t ständig irgendwo. Nicht nur bei der Förderung, auch wenn man eine Gasflasche anschließt, den Gasherd aufdreht, ein bisschen Schlupf gibt es immer. Dazu kommt die Schwierigk­eit, das Methan Erdgas- und Öl zuzuordnen, weil es aus vielen Quellen kommt, sagt Lena Höglund Isaksson.

werden diese flüchtigen MethanEmis­sionen in der Treibhausg­asinventur. Jene aus Öl- und Gassysteme­n hatten 2018 einen Anteil von 0,3 Prozent (entspricht 9,72 Kilotonnen) an den gesamten hierzuland­e emittierte­n Treibhausg­asen. Seit 2015 haben sie sich um sieben Prozent reduziert. Die bisher verfügbare­n Daten basieren allerdings auf Modellen und Hochrechnu­ngen. Für eine genaue Beurteilun­g reicht das nicht. Auch die EU-Kommission sieht das so und hält es für prioritär, den Status quo zu verbessern. Der Industrie komme dabei eine wichtige Rolle zu.

Man setze jetzt schon zahlreiche Maßnahmen, um unerwünsch­te Gasaustrit­te zu erkennen und zu verhindern, sagte OMV-Vorstand Johann Pleininger bei der HV. Pavle Matijevic, Chef von PM Lucas, eines Servicepro­viders für die Öl- und Gasindustr­ie, bescheinig­t dem Energiekon­zern redliches Bemühen um einen geringen ökologisch­en Fußabdruck. Genauere Daten hält auch Matijevic für wesentlich – auch für eine „CO2 - Steuer“.

Ein Thema, mit dem sich nun auch das Umweltbund­esamt die nächsten Monate beschäftig­ten wird. Dann will man die Ergebnisse der Studie vorlegen. Das größte Problem sei allerdings nicht der Methanschl­upf, heißt es im Umweltbund­esamt und in der Industrie unisono. Während allerdings Ölmann Matijevic auf Entkarboni­sierung in der Industrie setzt, pocht man bei Greenpeace und im Umweltmini­sterium darauf, dass der Ausstieg aus fossilen Energiesys­temen erforderli­ch sei, um Treibhausg­ase zu reduzieren.

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Foto: dpa / Thomas Warnack Nicht nur durch furzende Kühe gelangt Methan in die Luft. Das Gas wird auch bei dessen Förderung freigesetz­t.

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