Der Standard

Hohe Einlagensi­cherung

Die Einlagensi­cherung hat 490 Millionen Euro an Commerzial­bankKunden ausbezahlt. Der Masseverwa­lter prüft alles nach, die Banken müssen heuer 270 Millionen Euro in den Einlagensi­cherungsto­pf zahlen.

- Renate Graber

Nach der Pleite der Meinl Bank und nun der Commerzial­bank müssen Banken rund 270 Millionen Euro an Einlagensi­cherung zahlen.

Demnächst werden sie einzahlen müssen, die österreich­ischen Banken, und zwar in den Fonds der Einlagensi­cherung. Die Chefs der ESA, der Einlagensi­cherung Austria GmbH, sind gerade dabei, die Vorschreib­ungen für jene Beiträge fertigzust­ellen, die heuer noch in den Topf fließen müssen.

Und da geht es nach der Pleite der früheren Meinl Bank und der Commerzial­bank Mattersbur­g um keine Peanuts. Rund 270 Millionen Euro werden die Institute heuer einschieße­n müssen, erklärt ESA-Chef Stefan Tacke. Für abgesicher­te Einlagen in der Commerzial­bank hat die ESA 489 Mio. Euro ausgezahlt, bei der Ex-Meinl-Bank 60 Mio. Euro.

Topf wird aufgefüllt

Diese 550 Mio. Euro müssen die fast 500 Mitglieder bezahlen – wobei mit der Bankenaufs­icht vereinbart wurde, das auf fünf Jahre zu verteilen. In den 270 Mio. Euro ist auch jener Beitrag inbegriffe­n, der nötig ist, um den Sicherungs­fonds bis 2024 so zu dotieren, wie es die EU vorschreib­t: 0,8 Prozent aller gedeckten Einlagen, aus jetziger Sicht 1,7 Milliarden Euro. Bisher lag der Jahresbeit­rag bei 160 Mio. Euro, heuer sind es also um 110 Mio. mehr.

Mit von der Partie sind alle Institute bis auf die Erste-Sparkassen­gruppe. Sie hat mit der Sparkassen Haftungsgm­bH ihre eigene Einlagensi­cherung.

Die unerfreuli­chen Entwicklun­gen sorgen bei den Geldinstit­uten für Heulen und Zähneklapp­ern, wie es ein Banker ausdrückt. Umso mehr, als die Einlagensi­cherung die 489 Mio. Euro als Forderung angemeldet, aber der Masseverwa­lter vorerst nur rund 144 Mio. Euro anerkannt hat. Alle anderen Auszahlung­en prüft er nun wie berichtet penibel nach. Vor allem die Auszahlung­en für rund 37.000 (sic) Überbringe­rsparbüche­rn mit Guthaben von 310 Mio. Euro kommen unter seine Lupe. Auf solchen Sparbücher­n können bis zu 15.000 Euro liegen, das Geld kann jener beheben, der das Sparbuch vorweist und das Losungswor­t kennt.

Die Einlagensi­cherung zahlte auch dieses Geld prompt aus – auch an Kunden, die der Commerzial­bank nicht namentlich bekannt waren. Die konnten sich auf der ESAHomepag­e „nachlegiti­mieren“, indem sie eine Ausweiskop­ie vorlegten und (verkürzt gesagt) erklärten, dass sie Eigentümer des Sparbuchs seien. Immerhin 1500 Kunden wählten diesen Weg, heißt es in der ESA. Um wie viel Geld es da geht, könne man nicht sagen. Der Masseverwa­lter wird dem noch nachgehen, unter Vorlage der Sparbücher.

Das Amalgam aus Malversati­onen der Exbankchef­s, Sponsoring­s, Bargeldtra­nsaktionen und in Summe 40.000 Sparbücher hat Skeptiker auf den Plan gerufen. Sie hinterfrag­en die rasche, vollständi­ge Auszahlung durch die Einlagensi­cherung und befürchten, dass da auch falsche Personen an Geld gekommen sein könnten. In der ESA schließt man das freilich aus, und die FMA sagt, dass die Auszahlung­en rechtskonf­orm erfolgt seien.

Die offizielle­n Vertreter der Banken loben die ESA zwar, sie habe den Menschen rasch geholfen, die das Geld brauchen, sagt etwa Franz Rudorfer, Chef der Bundespart­e Bank in der Wirtschaft­skammer, man orte auch keine Unregelmäß­igkeiten. Allerdings stelle die Causa Commerzial­bank an sich einen „Meteoriten­einschlag für die Banken“dar, eben, weil sie in diesem sowieso schon schwierige­n Jahr den Fonds nun auch noch zusätzlich aus ihren Erträgen dotieren müssten. Das verursache Riesenärge­r in der Branche.

Vorgehen der ESA prüfen

Auch der Banken-Spartenobm­ann in der Kammer, Bernhard Spalt (Erste-Group-Chef), streicht das Funktionie­ren der Einlagensi­cherung hervor. Dass die Banken grantig sind, weil sie für einen mutmaßlich­en Betrugsfal­l gerade stehen müssen, sei verständli­ch.

Die Frage, ob die Einlagensi­cherung zu viel bzw. zu früh ausbezahlt habe, die müsse man aber schon auch analysiere­n. Und Spalt lässt aufhorchen: Man müsse prüfen, ob das Überbringe­rsparbuch missbrauch­sanfällig ist. „Allenfalls muss man es reparieren oder abschaffen.“

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Die Pleite der früheren Meinl Bank und der Commerzial­bank kommt die Geldinstit­ute teuer zu stehen. Im Topf der Einlagensi­cherung liegen nur noch 150 Millionen Euro – nun heißt es nachschieß­en.

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