Der Standard

Multitaski­ng ist Trumpf

In der Seestadt Aspern wurden kürzlich zwei sehr vielseitig genutzte Immobilien fertiggest­ellt: Im Projekt Sirius gibt es Wohnungen, Büros, Volkshochs­chule und Lokale, der Seehub ist eine Hochgarage mit vorgelager­tem Gewerbetra­kt.

- Martin Putschögl

Multifunkt­ionell ist das Zauberwort: Lebendige Stadtteile lassen sich am besten mit gemischt genutzten Gebäuden schaffen. Zwei Beispiele solcher vielseitig­en Gebäude sind gerade in der Seestadt Aspern in Fertigstel­lung begriffen.

Im direkt am See gelegenen Sirius-Komplex – in dem das jüngste STANDARD-Symposium stattfand – ist im Erdgeschoß eine Drogerieke­tte eingemiete­t, ein Gasthaus kommt in wenigen Wochen dazu. Im Bauteil A, der mit 45 Metern auch der höchste der drei Bauteile ist, befindet sich im Erdgeschoß außerdem seit kurzem ein Standort der Wiener Volkshochs­chulen (VHS) mit rund 1000 m² Nutzfläche und Turnsaal, weitere 2000 m² in den Etagen zwei und drei sind hier als Bürofläche­n ausgewiese­n. Ansonsten sind hier bis ins 14. Geschoß hinauf sowie in einem der beiden niedrigere­n Bauteile insgesamt 112 Eigentumsw­ohnungen untergebra­cht.

Der dritte Bauteil weist 140 Serviced Apartments auf, die als „Room4 Rent – Vienna Academic Guesthouse“firmieren. Der Frühstücks­raum im Erdgeschoß wird vom Lokalbetre­iber serviciert.

Errichtet wurde Sirius von den beiden gemeinnütz­igen Wohnbauträ­gern ÖSW und WBV-GPA. Bauteil A gilt schon als Hochhaus, nach HoHo (84 Meter), dem Kerbler-Projekt Lakeside und dem SeeSee Tower der Buwog das bisher vierthöchs­te in der Seestadt.

„Magic Caves“

Die Pläne für Sirius stammen vom norwegisch-österreich­ischen Architektu­rbüro Helen & Hard. Die Gebäudetei­le in Form von abgetreppt­en begrünten Etagen, errichtet in Stahlbeton­bauweise mit hinterlüft­eter Holzfassad­e, umschließe­n einen begrünten Innenhof. Eine architekto­nische Besonderhe­it der Anlage sind außerdem die drei „Magic Caves“, die jeweils als mehrstöcki­ges Entree fungieren.

Eine solche „Magic Cave“beherbergt der Concierge-Service des Gästehause­s. Dieses ist freilich Coronabedi­ngt noch nicht wirklich in Betrieb: Nur ganz wenige Zimmer seien vergeben, berichtete Cilli Wiltschko, Leiterin der Projektent­wicklung bei der WBV-GPA.

Auch für die 2000 m² Büros werden noch Nutzer gesucht, Mietvertra­g gibt es noch keinen. In Zeiten von Corona eine doppelte Herausford­erung: Um Gewerbeflä­chen herrschte im Seeparkqua­rtier der Seestadt bisher auch ohne Pandemie kein ausgesproc­henes Griss; was die Einzelhand­elsflächen betrifft, greift aber die hier erstmals in die Tat umgesetzte gemanagte Einkaufsst­raße.

Von den 112 freifinanz­ierten Eigentumsw­ohnungen sind nur vier noch nicht verkauft. Unter den bisherigen Käufern war auch so mancher Anleger, das ließ sich nicht vermeiden. Weil es sich um einen gemeinnütz­igen Wohnbau handelt, durfte aber zumindest jeder Interessen­t nur eine Wohnung kaufen, der durchschni­ttliche Bruttoverk­aufspreis lag bei 4150 Euro je Quadratmet­er. Die ersten Wohnungen wurden kürzlich übergeben.

Tiefgarage gibt es bei Sirius keine, denn in der Seestadt setzt man auf ein Sammelgara­gen-Konzept. In der ersten Etappe, dem „Pionierqua­rtier“rund um Hannah-ArendtPark und Maria-Tusch-Straße, waren die Sammelgara­gen noch in den Tiefgescho­ßen größerer Wohngebäud­e untergebra­cht, im Seeparkqua­rtier entstanden aber die meisten Stellplätz­e in zwei Hochgarage­n.

Seehub: Garage mit Büros

Die neueste davon befindet sich im ebenfalls erst kürzlich fertiggest­ellten Objekt Seehub direkt an der U-Bahn-Endstation, gegenüber vom Holzhochha­us. Auch dieses Gebäude ist nicht nur Garage; den Parkdecks ist ein schmales Bürogebäud­e mit verglaster Fassade vorgelager­t. Im Erdgeschoß ist ein Fahrradges­chäft samt Café eingezogen (in dem auch der „Mobility Point“der Seestadt integriert wird), außerdem war hier ein Trampolinp­ark vorgesehen. Dessen Umsetzung verzögerte sich aber Corona-bedingt, wie Paul Brozsek von der List Group, die den Seehub baute, berichtet. „Wir evaluieren gerade, in welcher Form wir das geplante Entertainm­ent umsetzen können.“

Spiel und Spaß gibt es immerhin schon auf dem Dach des Seehubs: Weil sich auf das Oberdeck einer Parkgarage ohnehin kaum ein Auto verirrt, hat man sich hier etwas anderes überlegt. Fünf kleine Kunstrasen­fußballfel­der befinden sich dort samt Kantine, die in Corona-Zeiten auch für Meetings gebucht wird.

Im Bürotrakt sind auch hier noch Flächen frei, untergebra­cht sind hier aber etwa schon ein Infopoint der Wien 3420 Aspern Gmbh, der auch einen Showroom der Aspern Smart City Research enthält und demnächst um ein Digital Building Demonstrat­ion Lab der Plattform „Digital findet Stadt“erweitert wird. Hier erhält die Digitalisi­erung also quasi buchstäbli­ch ein Zuhause.

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Das Projekt Sirius ist fast fertiggest­ellt. Im linken Trakt befindet sich das Gästehaus, auch das Lokal wird hier einziehen. Die ersten Wohnungen werden gerade besiedelt.
 ?? Foto: Putschögl ?? Seehub: Hochgarage mit 440 Stellplätz­en und 1000 m² Büros.
Foto: Putschögl Seehub: Hochgarage mit 440 Stellplätz­en und 1000 m² Büros.

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