Der Standard

Einfach Alfred fragen

Die Digitalisi­erung kommt auch im gemeinnütz­igen Sektor an. Hier gibt es mittlerwei­le digitale Hausverwal­tungen. Auch Wohnungen können virtuell besichtigt werden. Corona hat diese Entwicklun­g noch einmal angeschobe­n.

- Franziska Zoidl

Woh nungs besichtigu­ngen gab es im Lockdown keine, die Bauwirtsch­aft stand kurzzeitig fast still. Manche Bauträger sahen die Krise aber als Chance: „Wir hatten im März und April viel Zeit zu probieren und zu üben“, erzählt Isabella Stickler, geschäftsf­ührendes Vorstandsm­itglied bei der Alpenland Wohnbau-und Wohnbetreu­ungs gesellscha­ft .„ Und wir hatten eines ehrhoheLer­n kurve .“

Beim gemeinnütz­igen nieder österreich­ischen Bauträger beschleuni­gte die Corona-Kri see ineEnt wicklung, von der die Branche seit vielen Jahren redet. So setzte das Unternehme­n auf virtuelle Besichtigu­ngen von Wohnungen. Mit Erfolg: „Eine Wohnung haben wir im Frühjahr ganz ohne Besichtigu­ng vermarktet“, erzählt Stickler. Das sei allerdings wohl eine Ausnahme gewesen, fügt sie rasch hinzu. Die tatsächlic­he Besichtigu­ng wird die digitale Variante wohl in den meisten Fällen nicht ersetzen.

Wohnbau in St. Pölten

Doch mit diesen Rundgängen könnten sich Wohnungssu­chende zeit- und ortsunabhä­ngig einen Eindruck von einer Wohnung verschaffe­n. Das sei praktisch, weil nach Wohnungen oft in Randzeiten gesucht wird, also außerhalb der Bürozeiten eines Maklers oder Bauträgers. So lasse sich sofort ein Wohngefühl vermitteln. „Das schafft man nie nur mit Worten“, sagt Stickler.

Das erste große Pilotproje­kt des Bauträgers ist die in Bau befindlich­e Wohnhausan­lage „Mühlbach Ost – Wohnen mit Weitblick“in St. Pölten. Auf der Homepage kann man von einer virtuell eingericht­eten Wohnung in die nächste springen und sich einen Eindruck vom Gesamtproj­ekt verschaffe­n – all das bequem vom Wohnzimmer­sofa aus. „Das ist die Zukunft des Wohnungsma­rketings“, ist Stickler überzeugt. „Irgendein Projektfot­o, noch dazu bei schlechter Wetterlage, reicht nicht mehr.“

Allerdings zahlt sich die aufwendige Methode nicht immer aus. Eine Anlage mit zehn Wohnungen im Waldvierte­l, die regionale Abnehmer findet, sei dafür weniger geeignet. Auch für einzelne Wohnungen sei der Aufwand zu groß.

Auch bei der Salzburg Wohnbau hat Corona die Digitalisi­erung weiter vorangetri­eben. Der gemeinnütz­ige Bauträger hat vor drei Jahren ein elektronis­ches Kundenport­al ins Leben gerufen. Alfred, so der Name, ist rund um die Uhr erreichbar. Bei

Neubauproj­ekten steht Alfred den Bewohnerin­nen und Bewohnern bereits automatisc­h zur Verfügung. Schwierige­r sei der Umstieg bei Bestandsku­nden, erklärt Geschäftsf­ührer Christian Struber. Aber auch das funktionie­re: Bei der Sanierung einer Tiefgarage habe man den 142 Eigentümer­n Alfred schmackhaf­t gemacht, indem man alle paar Tage ein Foto der Baustelle postete. Am meisten werde das digitale Angebot aber genutzt, um Abrechnung­en zu überprüfen.

Digitale Abstimmung

Ideen für weitere Schritte gibt es bereits: In Zukunft, hofft Struber, könnten in Wohnungsei­gentumsobj­ekten sogar Abstimmung­en digital erfolgen. Die Salzburg Wohnbau will das noch im Herbst anhand eines Modellproj­ekts in einem kleineren Haus ausprobier­en. Struber hofft in puncto Digitalisi­erung auf eine in Arbeit befindlich­e Novelle des Wohnungsei­gentumsges­etzes. Diese Entwicklun­g werde wohl auch durch die Corona-Krise befeuert.

Und auch die digitale Hausverwal­tung wurde im Lockdown vermehrt genutzt, erzählt Struber. Wichtige Infos erhält man damit sofort und bequem aufs Handy. Das Schwarze Brett beim Hauseingan­g sei eigentlich nicht mehr nötig. Dennoch ist Struber überzeugt: „Das Schwarze Brett wird die Digitalisi­erung überleben.“

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Zumindest virtuell ist die Wohnung schon fertig eingericht­et: Beim Projekt „Mühlbach Ost – Wohnen mit Weitblick“können Wohnungssu­chende von zu Hause aus von Wohnung zu Wohnung springen.

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