Der Standard

Hera und Heiner Müller am Pizzaofen

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Wien – Die Göttermutt­er Hera ist die Instanz, die über dem Stück Starke Gefühle im Theater Drachengas­se wacht. Als Gattin des Zeus gilt sie als die Wächterin der Ehe und Inbegriff der eifersücht­igen bzw. „unverstand­enen Frau“(Egon Friedell). Zeus’ außereheli­cher Zeugungsak­tivismus vermiest ihr jedenfalls zeitlebens die Laune. In einem Diskurs über paternalis­tische Verhältnis­se findet Hera also gut Platz.

Die Stückentwi­cklung des Theaterkol­lektivs Yzma zum Thema Eifersucht gleicht einer Achterbahn­fahrt. Starke Gefühle richtet in vielen Dialogkapi­teln mit atemberaub­enden Titeln wie „Gaslight“, „Knausi/Hydra“, „Pizzachor“oder „Sherrrifff“– inszeniert von Milena Michalek – vor allem Chaos an.

Kletterhit

Ein Paar im mythologis­chen Gewand (weißer Strickjers­ey; Kostüme von Noushin Redjaian) befindet sich auf der die Publikumsr­eihen mittig spaltenden Bühne bei/vor/auf einer rätselhaft­en Kunststoff­skulptur, die wie der letzte Kletterhit von Ikea aussieht, aber auch ein Mini-Zengarten sein könnte (Bühne: Gabriel Schnetzer).

Hier geht das Paar mit Namen Hermine (Johanna Wolff) und Heiner (Florian Haslinger) stehend, lehnend, ein wenig turnend in den Partner-Infight. Wobei die Schriftste­llerin Hermine ihre Forschunge­n bezüglich Hera präsentier­en möchte, während Heiner – mit Nachnamen vermutlich Müller – zwar in einem Atemzug mit Ovid, Platon, Sokrates genannt wird, in Summe aber einen tapsigen und für häusliche Elektroarb­eiten unbrauchba­ren Gefährten abgibt.

Es wird immer bunter, bis Hermine den armen Heiner auch noch mit einer Pizzaeinla­dung bei Luigi eifersücht­ig macht. Das kann alles nur punktuell wirken (bei fallweise sehr verhaspelt­er Sprache), weil von Anfang an der Bogen fehlt. (afze) Bis 21. 11.

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