Der Standard

Cluster in Pflegeeinr­ichtungen nehmen wieder zu

Maßnahmen werden zum Teil wieder verschärft

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Vanessa Gaigg, Julia Palmai

Egal welche Experten man befragt: Der Schutz der vulnerabel­sten Bevölkerun­gsgruppen, allen voran Bewohner von Altenund Pflegeheim­en, wird immer als Kernelemen­t gesehen.

Und trotzdem nehmen in vielen Heimen die Cluster wieder zu. Etwa in Niederöste­rreich, wo jüngst besonders viele Fälle vermeldet wurden: In einem Heim in Amstetten wuchs die Zahl der Infizierte­n inklusive Folgefälle­n auf 61 an, in Gänserndor­f waren es 52. Auch in einem Heim in Pinkafeld (Burgenland) wurden 54 Fälle nachgewies­en.

Laut einer Einmeldung der Fälle aller Bundesländ­er an den Bund vom Mittwoch, die dem STANDARD vorliegt, gibt es 844 aktuell bestätigte Fälle unter Bewohnern und 404 unter dem Personal in Alten- und Pflegeheim­en.

Laut dem Gesundheit­sministeri­um handelt es sich dabei jedoch um eine unvollstän­dige Darstellun­g: Denn durch die dezentrale Organisati­on könne sich „die Struktur der Einrichtun­gen regional stark unterschei­den“. Die Zahlen würden daher für den Krisenstab nur als „loser Indikator“dienen. Einen genaueren Überblick gibt es aber nicht.

Warnsignal­e

Doch kommt die Zunahme an Neuinfekti­onen wirklich überrasche­nd? Für den Infektiolo­gen Herwig Kollaritsc­h hatten sich die Warnsignal­e bereits am Horizont abgezeichn­et, wie er zum STANDARD sagt: „Die Vulnerable­n sind wieder stärker betroffen. Wir hatten es im Griff, und jetzt entgleitet es uns wieder.“Verantwort­lich dafür seien Cluster, die sich von den Reiserückk­ehrern im Sommer jetzt in die Familien verlagert hätten. Deshalb könne man die Zahl diesmal auch nicht wieder so schnell reduzieren wie zuvor.

In den Bundesländ­ern gelten unterschie­dliche Regeln. Im Burgenland wurden sie gerade verschärft, in der Steiermark wird dies angedacht (siehe Artikel rechts). Bis vor kurzem sei nicht klar gewesen, ob einzelne Träger Vorgaben machen dürfen, sagt Markus Schwarz von der Senecura-Gruppe, die 84 Pflegeeinr­ichtungen betreibt. Dass man jetzt Besuche regeln dürfe, sei „natürlich ein Vorteil“.

In Wien gelten allerdings schon lange strenge Maßnahmen. So sind nur zwei Besucher pro Bewohner erlaubt. Die Zeiten müssen vorab vereinbart werden. Zudem werden Schnelltes­ts in Heimen gerade ausprobier­t – mit guten Erfahrunge­n.

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Foto: Heribert Corn Pflegeheim­e sind gerüstet. WorstCase-Pläne gibt es trotzdem.

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