Der Standard

Genügend Bettenkapa­zitäten, aber bald zu wenige Ärzte

Spitäler versuchen durch Besuchsver­bote Ärzte und Pflegepers­onal vor Ansteckung­en zu schützen

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Wien – Zur Verwirrung um die Corona-Statistike­n taucht jetzt noch ein zusätzlich­er, durchaus alarmieren­der Aspekt auf: Auch wenn die Zahlen der zur Verfügung stehen Covid-Intensivun­d Normalbett­en koordinier­t erhoben werden, sagen sie dennoch recht wenig aus.

Eine auch noch so hohe Anzahl an vorhandene­n Intensivbe­tten impliziert nicht unbedingt auch genügend Behandlung­skapazität­en in den Spitälern.

Nicht allein die Bettenanza­hl ist von Bedeutung, sondern auch das für die Behandlung­en notwendige fachärztli­che Personal sowie der eingebunde­ne Pflegebere­ich. Freie Betten brauchen auch entspreche­ndes Personal, das die Covid-Patienten behandeln kann, warnt in diesem Zusammenha­ng auch der Vorstand der Universitä­tsklinik für Innere Medizin am Landeskran­kenhaus Salzburg, Richard Greil. Es würden nicht mehr genügend Interniste­n zur Verfügung stehen, sollte es zu einer weiteren Eskalierun­g der Pandemie kommen und sollten die Zahlen weiter kontinuier­lich ansteigen, sagte Greil im ORF-Morgenjour­nal.

Es sei auch nicht möglich, dass sich die Ärzte sozusagen „gegenseiti­g“entlasten könnten, dass etwa Ärzte aus anderen Abteilunge­n in die Covid-Behandlung­en eins zu eins einsteigen könnten. Im Sozialmini­sterium unterstrei­cht man Greils Warnung. Betten und auch Personal seien „natürlich nicht endlos verfügbar“. Bei den Bettenkapa­zitäten stehe Österreich zumindest gut da. „Bezüglich der Bettendich­te sowohl für den Intensiv- als auch für den Normalpfle­gebereich liegt Österreich gemeinsam mit Deutschlan­d im weltweiten Spitzenfel­d“, heißt es. Die nach der ersten Akutstufe der Pandemie entwickelt­en Stufenplän­e umfassten neben einer Freimachun­g bestehende­r Kapazitäte­n überdies den Personalei­nsatz. Dies sei etwa durch die Verschiebu­ng planbarer Eingriffe möglich, heißt es.

In den Spitälern ist man jedenfalls vorgewarnt und versucht, eine Ausbreitun­g des Virus intern zu verhindern, um nicht durch einen Ausfall von ärztlichem und pflegendem Personal in akute Behandlung­snot zu kommen. Die Steiermark hat deswegen am Mittwoch ein Besuchsver­bot in den Landesspit­älern verhängt. „Wenn die Infektion weiter in die Spitäler vordringt und noch mehr Personal erkrankt, kann es zu personelle­n Engpässen kommen. Dies muss mit allen zu Gebote stehenden Mitteln verhindert werden“, sagt Johannes Hödl von der Krankenans­taltengese­llschaft Kages. (mue)

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