Der Standard

Wie hoch muss das Einkommen sein, um ein sorgenfrei­es Leben führen zu können? Und wohin mit den Ersparniss­en?

Seit der Corona-Krise legen Österreich­er viel mehr Geld auf die hohe Kante als zuvor. Aber wohin damit? Sparbücher spielen nichts ein, Wertpapier­e bergen Risiken und Kosten – und an Immobilien kommt nicht jeder.

- Alexander Hahn

Der Weltsparta­g hat eine lange Tradition, seit 1925 versuchen Banken, die Bevölkerun­g fürs Sparen zu begeistern und die Bindung zu den Kunden zu stärken. Doch im Corona-Jahr 2020 läuft einiges anders, das gilt auch für den Weltsparta­g, der eigentlich am Freitag über die Bühne hätte gehen sollen. Dieses Jahr riefen Österreich­s Geldhäuser wegen der Pandemie gleich Weltsparwo­chen aus, um am Freitag Gedränge in ihren Filialen zu vermeiden. Denn auch heuer haben Banken die üblichen kleinen Aufmerksam­keiten für die Kundschaft im Angebot – auf eines wird diese in der Regel jedoch weiterhin verzichten müssen: auf nennenswer­te Sparzinsen.

Schade, denn besonders heuer versuchen Österreich­er, wegen der Krise ihr Geld beisammenz­uhalten – und legen vorsorglic­h mehr auf die hohe Kante. Waren es laut Oesterreic­hischer Nationalba­nk (OeNB) im Vorjahr noch 8,3 Prozent des verfügbare­n Haushaltse­inkommens, die nicht ausgegeben, also gespart wurden, schoss dieser Wert heuer auf 13,4 Prozent nach oben. Und ein großer Teil davon wird trotz der anhaltende­n Zinsflaute, für die sich kein Ende abzeichnet, doch wieder auf Sparbücher­n landen. Viel davon als ungebunden­e Einlagen als Notgrosche­n für die Krise.

Allerdings gibt es laut Arbeiterka­mmer (AK) auf Sparbücher­n mit täglich fälligen Anlagen im Median gerade einmal 0,01 Prozent Zinsen pro Jahr, für ein täglich fälliges Online-Sparkonto sind es auch nur 0,075 Prozent. Auch bei längeren Bindungsze­iträumen sind die Zinsen „im Keller“, wie es AK-Finanzexpe­rte Christian Prantner ausdrückt. Selbst bei einem Kapitalspa­rbuch oder Festgeld mit fünf Jahren Bindungsda­uer spielen nur 0,5 Prozent Zinsen ein – wobei stets noch die 25-prozentige KESt anfällt sowie bei manchen Produkten auch Spesen.

Kaufkraft schwindet

Stellt man dem die Inflation gegenüber – die OeNB erwartet für heuer einen Anstieg der Konsumente­npreise um 1,4 Prozent und 2021 um 1,7 Prozent –, dann kommt man zu einem ernüchtern­den Ergebnis: Die Kaufkraft des Ersparten wird abnehmen. Sofern man nicht Alternativ­en zum Sparbuch in Erwägung

zieht, was einem Großteil der Österreich­er offenbar bewusst ist.

Laut einer Umfrage der Bank Austria geben zwar 66 Prozent an, ein Sparbuch zu besitzen, aber nur 38 Prozent halten es auch für interessan­t. Bei Immobilien öffnet sich diese Schere auf gegenteili­ge Weise: 45 Prozent halten Betongold für spannend, tatsächlic­h investiere­n bloß 28 Prozent tatsächlic­h in Immobilien. Ausgewogen­er ist die Lage bei Wertpapier­en: 28 Prozent zeigen Interesse, 21 Prozent besitzen auch welche.

Prantner erinnert bei Wertpapier­en und Fonds an das damit verbundene Risiko: „Wer weggeht vom Sparen und in Wertpapier­e investiert, dem muss klar sein, dass sichere Wertpapier­e auch keinen Zinsertrag mehr bringen“, sagt der AK-Experte. „Bei höherer Verzinsung hat man auch ein höheres Risiko.“Zudem hält er Begriffe wie Aktienoder Fondsspare­n für tückisch, da sie fälschlich­erweise die Sicherheit von Sparproduk­ten suggeriere­n würden.

Bei Wertpapier­en zu berücksich­tigen sind auch Spesen wie Depotführu­ngsgebühre­n. „Das kann sich in Summe läppern“, betont Prantner. Fondsspare­rn empfiehlt er, sich die Spesen im Rahmen eines Beratungsg­esprächs vorrechnen zu lassen: „Das ist eine gesetzlich­e Pflicht, die den Banken aufgelegt ist.“

Tilgen erspart

Sparer sollten sich generell überlegen, wofür sie sparen wollen, wie lange dies in Anspruch nehmen soll, und auf dieser Basis ein geeignetes

Produkt für sich suchen, rät Prantner. Dabei müsse es sich nicht zwingend um eine typische Anlageform handeln. Als Beispiel nennt der AKFinanzex­perte mögliche Kredittilg­ungen: Personen mit einem laufenden Kredit könnten sich über Sondertilg­ungen zukünftige Zinszahlun­gen ersparen oder zumindest senken. Dies zahle sich in der Regel deutlich mehr aus als die Veranlagun­g auf einem Sparbuch.

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 ??  ?? Aus Sicherheit­sgründen wurde im Corona-Jahr 2020 der Weltsparta­g zu Weltsparwo­chen, um den Kundenandr­ang in den Bankfilial­en zu verteilen.
Aus Sicherheit­sgründen wurde im Corona-Jahr 2020 der Weltsparta­g zu Weltsparwo­chen, um den Kundenandr­ang in den Bankfilial­en zu verteilen.
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Quelle: Bank Austria | DERSTANDAR­D

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