Der Standard

Neue Schulden für ein Jahrzehnt

Selbst bei guter wirtschaft­licher Entwicklun­g dürften die Corona-Schulden den Staatshaus­halt ein Jahrzehnt lang begleiten. Rund 54 Milliarden Euro kostet die Pandemie die Republik heuer und 2021.

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Ohne Corona-Pandemie hätte sich der Finanzmini­ster vermutlich über eine schwarze Null am Jahresende freuen dürfen. Laut dem Büro des Fiskalrats, das innerhalb der Nationalba­nk angesiedel­t ist, wird Covid-19 aber das Budget in diesem Jahr um fast 35 Milliarden Euro belasten. 2021 soll das Minus noch gut 19 Milliarden Euro betragen, wie eine aktuelle Schätzung zeigt.

Gemessen am Bruttosozi­alprodukt (BIP) ergibt das ein Defizit von 9,2 Prozent heuer und 5,8 im Jahr 2021. Insgesamt ist man beim Fiskalrat sogar eine Spur optimistis­cher als im Finanzmini­sterium.

Lockdown als Gefahr

Hinter der Prognose des Fiskalrats steht die Annahme, dass die Wirtschaft heuer nicht tiefer einknickt als bisher gedacht (–6,8 Prozent) und im kommenden Jahr ein kräftiges Wachstum von 4,4 Prozent eintritt. Sprich: Ein zweiter Lockdown, vergleichb­ar mit jenem im Frühjahr, würde das Bild vermasseln.

Fiskalrat-Präsident Martin Kocher zeigt sich am Mittwoch relativ optimistis­ch, dass die Zahlen für das laufende Jahr halten. Über dem kommenden Jahr stehe jedoch ein Fragezeich­en.

Wie man es dreht und wendet, die Republik sitzt in puncto Verschuldu­ng tief in der Tinte. Im Vorjahr lag die Schuldenqu­ote bei gut 70 Prozent, beim Fiskalrat rechnet man mit einem Anstieg auf über 86 Prozent 2021. „Wenn alles positiv versamkeit läuft, sind wir mit der Schuldenqu­ote in zehn Jahren wieder dort, wo wir vor der Krise waren“, sagt Kocher. Was folgt aus diesen Zahlenspie­len?

Der Staat muss sparen oder Steuern erhöhen, wenn er den CoronaSchu­ldenberg abbauen will. Immerhin betont Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) stets, dass die jetzigen Hilfspaket­e nur aufgrund der Sparvergan­gener Jahre möglich waren. Auch Kocher gibt zu bedenken, dass es Österreich nach der Finanzkris­e 2008 in etwa einem Jahrzehnt gelang, die damals emporgesch­nellte Verschuldu­ng wieder auf Vorkrisenn­iveau zu reduzieren. Ob die Regierung nun Steuererhö­hungen anpeilen muss, wollte Kocher nicht beurteilen: „Solche Überlegung­en werden frühestens 2022 relevant.“

Immerhin rechnet das Büro des Fiskalrats auch künftig mit einer geringeren Zinslast für die Republik. Schließlic­h laufen alte Schulden aus und werden durch neuere ersetzt, die wesentlich günstiger sind. Derzeit zahlt der Staat rund zwei Prozent Zinsen auf alle Schulden umgelegt. Das sei zwar mehr, als vergleichb­are Länder wie die Niederland­e, Finnland oder Frankreich zahlen, allerdings laufen Österreich­s Schulden im Schnitt auch viel länger, wie etwa die 100-jährige Staatsanle­ihe, heißt es beim Büro des Fiskalrats.

Willige Anleger gibt es genug. Die Ratings der Republik sind durchwegs nahe den Spitzenwer­ten mit stabilem Ausblick. (slp)

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Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) muss heuer historisch­e Einbrüche bei den Steuereinn­ahmen hinnehmen.

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