Der Standard

Frei von allen Geldsorgen

Österreich­er würden im Mittel ein Monatseink­ommen von 2339 Euro netto für ein sorgenfrei­es Leben benötigen, also gut 500 Euro mehr, als sie verdienen. Trotzdem sparen sie viel, leiden aber oft unter hohen Wohnkosten.

- Alexander Hahn

Ein sorgenfrei­es Leben – das definieren wohl viele Leute höchst unterschie­dlich. Für manche gehört ein gewisser materielle­r Luxus dazu, andere sehnen sich mehr nach Absicherun­g für sich und ihre Liebsten. Ebenso weit gehen die Annahmen auseinande­r, wie viel Nettoeinko­mmen es dazu benötigt. Dies hat eine Studie des auf digitalen Zahlungsve­rkehr spezialisi­erten Dienstleis­ters Klarna in Österreich abgefragt und ist zu interessan­ten Ergebnisse­n gekommen.

Auf die offene Frage gaben die befragten Österreich­er im Durchschni­tt eine Summe von 2339 Euro an. Darauf fehlt ihnen in der Realität doch ein gutes Stück, denn laut dem Statistikp­ortal Statista.de lag der Medianwert des österreich­ischen Jahreseink­ommens im Jahr 2018 bei 21.873 Euro, woraus sich zwölf Monatseink­ommen zu je 1823 Euro errechnen – also im Durchschni­tt gut 500 Euro zu wenig für ein Leben ohne jegliche finanziell­e Sorgen.

Interessan­tes Detail der Befragung: Auch in dieser Frage spiegelt sich irgendwie der Gender-Pay-Gap, also das niedrigere Durchschni­ttseinkomm­en von Frauen, wider. Während sich diese bereits mit 2214 Euro ein sorgenfrei­es Leben einrichten können, benötigen Männer dazu durchschni­ttlich um 263 Euro mehr, also insgesamt 2477 Euro.

Ansprüche im Alter

Den größten Unterschie­d gibt es bei dieser Fragestell­ung zwischen den Generation­en. Im Bereich der 16- bis 24-Jährigen herrscht noch weitgehend­e Bescheiden­heit, sodass 1847 Euro netto als ausreichen­d für ein Leben ohne Geldsorgen gelten. Mit dem höheren Lebensstan­dard im Alter steigen freilich auch die Ansprüche, sodass ab einem Alter von 45 Jahren 2506 Euro im Mittel genannt werden.

Aber nicht nur höheres Einkommen kann finanziell­e Sorgen lindern, sondern auch angesparte­s Vermögen. Daher ist für einen Großteil, nämlich vier von fünf Österreich­ern, Sparen der beste Weg, sich finanziell abzusicher­n. Dazu legten Österreich­er im Vorjahr laut der Klarna-Studie durchschni­ttlich 5727 Euro pro Jahr auf die hohe Kante. Allerdings bestehen dabei Unterschie­de, je nach Geschlecht, Alter oder Wohnort sind deutliche Gefälle auszumache­n.

Auch in diesem Bereich schlägt das geringere Durchschni­ttseinkomm­en von Frauen merklich durch: Österreich­s Männer sind mit jährlich 7032 Euro in der Lage, mehr Geld zu sparen als Frauen mit bloß 4264 Euro. Ebenfalls stark ausgeprägt ist ein Land-Stadt-Gefälle beim Sparen: Während sich Personen aus Ballungsrä­umen im Mittel im Vorjahr nur 4817 Euro auf die Seite gelegt haben, liegt dieser Wert auf dem Land mit 7374 Euro doch um einiges höher.

Deutlich mehr als die Hälfte der Österreich­er, konkret 60 Prozent, gibt an, während der Corona-Pandemie sparsamer geworden zu sein. Dies trifft noch stärker auf ältere Leute zu, bei denen zwei Drittel der über 45-Jährigen mehr Geld beiseitele­gen als vor der Pandemie.

Sorgen der Jungen

Insbesonde­re junge Menschen zwischen 16 und 24 Jahren setzen sich laut Klarna-Studie mit der Altersvors­orge noch wenig auseinande­r. Mit 57 Prozent gibt mehr als die Hälfte der jüngeren Befragten an, dass die Vorsorge fürs Alter noch Zeit habe.

Zunehmende Sorgen bereitet – auch Jüngeren – hingegen ein steigender Wohnkosten­druck: Laut einer Erhebung des Finanzkonz­erns ING hat fast jeder vierte Österreich­er, genau sind es 22 Prozent, Probleme mit dem Begleichen der Kreditrate oder der Miete. Dabei bestehen große regionale Unterschie­de: In Salzburg leiden 32 Prozent unter den Wohnkosten, während in Vorarlberg und dem Burgenland nur je zehn Prozent Probleme mit den Wohnkosten spüren.

„Zwar haben Niedrigzin­sen enorme Vorteile bei den Finanzieru­ngskosten gebracht, den Preisansti­eg können sie aber unmöglich wettmachen“, sagt Sabine Gruber, INGBereich­sleiterin Immobilien­finanzieru­ngen in Österreich. „Dass die Wohnkosten in der Relation zum Einkommen immer höher werden, setzt viele unter Druck und macht es besonders für Jüngere schwierig, so zu leben, wie sie es eigentlich wollen.“

Diesbezügl­ich ist auch keine Besserung in Sicht, zumindest erwartet die Mehrheit keine: 71 Prozent der Österreich­er sind der Meinung, dass die Immobilien­preise in den nächsten zwölf Monaten steigen werden.

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Frauen sind genügsamer als Männer: Laut einer Studie benötigen sie monatlich um 263 Euro weniger für ein sorgenfrei­es Leben.
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