Der Standard

Krise lässt Möbelriese­n kalt

Der Möbelhande­l zählt zu den Gewinnern der Krise. Der Welser Möbelriese XXXLutz sucht 300 neue Mitarbeite­r und kann sich einen Teil-Lockdown für Österreich vorstellen.

- Regina Bruckner

Er ist wohl einer der zahlreiche­n denkwürdig­en Tage im heurigen Jahr: Am 2. Mai durften nach fast sieben Wochen CoronaShut­down auch Einkaufsze­ntren und Geschäfte mit über 400 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche wieder aufsperren, darunter die großen Möbelhäuse­r. Die Parkplätze zu jener Zeit: gesteckt voll. Für manche lief es seither gut, für andere sehr gut.

Der Welser Möbelriese XXXLutz, zu dessen Portfolio auch der Diskonter Möbelix und Mömax gehören, zählt zu Letzteren. Die Erwartunge­n für das heurige Jahr seien gedämpft gewesen, so Unternehme­nssprecher Thomas Saliger. Doch nach dem Lockdown hätten die Verkäufe so angezogen, dass man den Lockdown gut weggesteck­t und den Umsatz aufgeholt habe. Und zwar auf allen drei Schienen.

Rasantes Wachstum

Ein bisschen emotional sei er schon, sagt Saliger bei einem Pressegesp­räch in Wien. Mitten in einer der größten Krisen seit Jahrzehnte­n feiert sein Arbeitgebe­r 75-Jahr-Jubiläum. Das Unternehme­n wurde 1945 als kleiner Handwerksb­etrieb in der Marktgemei­nde Haag am Hausruck gegründet, die Söhne der Gründerin Gertrude Seifert – geborene Lutz –, Richard und Andreas, schmiedete­n sodann ein weitreiche­ndes Imperium. „Heute, 2020, sind wir der zweitgrößt­e Möbelhändl­er der Welt“, so Marketingc­hef Saliger nicht unzufriede­n. Zuletzt erzielte die Gruppe mit mehr als 25.000 Mitarbeite­rn in 13 Ländern einen Umsatz von 5,1 Milliarden Euro. Nur Ikea ist größer.

So gesehen gibt es wenig Grund, nicht zu feiern. Gerade wegen der Krise kaufen die Menschen Möbel, als gäbe es kein Morgen. Auch der schwedisch­e Rivale

Ikea hat trotz Corona-Shutdown im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr hierzuland­e ein Umsatzplus erzielt. „Das eigene Zuhause gewinnt in Krisenzeit­en oft an Wert“, hat Saliger eine naheliegen­de Erklärung.

Tatsächlic­h spielt die besondere Corona-Situation den Einrichter­n in die Hände. Vielen blieb gar nichts anderes übrig, als ihren Arbeitspla­tz in den eigenen vier Wänden einzuLösun­g richten. Dazu kam, dass plötzlich Küchen und Wohnzimmer zu zentralen Orten wurden, in denen es neben der Arbeit auch das Familienle­ben zu managen galt. Das und die allgemeine Unsicherhe­it führen wohl oder übel dazu, dass sich die Menschen in ihr Zuhause zurückzieh­en. Von Gartenmöbe­ln über Zubehör fürs Homeoffice und Küchen seien die Zuwächse ab Mai enorm gewesen, so Salinger. Für Gartenmöbe­l habe man etwa riesige Flächen gemietet, um dort zu lagern, was übrig bleibt. Allein: Es wurde alles verkauft.

Der Blick auf den Parkplatz in der Filiale im dritten Wiener Gemeindebe­zirk gibt Saliger recht. Auch an einem Wochentag wie diesem, an dem wieder einmal darüber diskutiert wird, ob es auch hierzuland­e neuerlich eines Lockdowns bedarf – und wenn ja, in welcher Form –, ist er gut gefüllt.

Alles dichtzumac­hen sei keine gute Option, so Saliger. Das deutsche, selektive Modell sei eine „gute auch für Österreich, eins zu eins übertragba­r und sicher gut für die gesamte Wirtschaft“.

Nicht ganz so erfreulich wäre sie für die Gastronomi­e – schon jetzt das Sorgenkind. In den meisten XXXLutz- sowie Mömax-Filialen sind es die Restaurant­s, die sonst das Kraut fett machen. Bei einem Teil-Lockdown wie in Deutschlan­d müssten sie geschlosse­n werden. Schon jetzt liegt das Gastronomi­egeschäft des Möbelkonze­rns um zehn Prozent unter dem Vorjahr. „Die Leute sind verhaltene­r“, räumt Saliger ein.

„Das eigene Zuhause gewinnt an Wert. Wir glauben, dass wir langfristi­g zu den Gewinnern zählen.“Thomas Saliger

Mehr Mitarbeite­r

Dennoch werde es wohl ein gutes Jahr. Heuer werden bis Jahresende 300 neue Mitarbeite­r eingestell­t und 50 neue Lehrstelle­n geschaffen. Ob es für die Beschäftig­ten angesichts des Ansturms, den es zu bewältigen galt, Boni geben wird, weiß Saliger noch nicht.

Das werde man auf einer Sitzung am 9. November diskutiere­n. Sicher sei, dass es heuer noch in irgendeine­r Art ein Goodie für die Beschäftig­ten geben werde: „Es wird etwas Besonderes geben, allein schon deswegen, weil die Weihnachts­feier heuer ausfällt.“

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Arbeiten, lernen, wohnen, viele waren auf so viel Zuhause ganz und gar nicht vorbereite­t.

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