Der Standard

Maradona, der Goldjunge, ist todmüde

Argentinie­ns Fußballido­l schafft aber den 60er

- (sid, lü)

Buenos Aires – Diego Armando Maradona bekommt heute zum 60. Geburtstag ein schönes Geschenk. Nach langer Corona-Zwangspaus­e rollt in Argentinie­ns Liga wieder der Fußball – mit der „Hand Gottes“als Trainer von Gimnasia y Esgrima La Plata in der Auftaktpar­tie.

Noch im Juni hatten schlimme Nachrichte­n die Runde gemacht. Die Quarantäne und familiäre Probleme trieben Maradona in Alkoholexz­esse. Fußballgur­u Cesar Luis Menotti hat es schon immer gewusst: „Diego existiert in keiner anderen Welt als auf einem Fußballpla­tz.“

Was Maradona sagt, was er macht, alles ist Nachricht. So ist es seit 1976, als er wenige Tage vor seinem 16. Geburtstag als Profi der Argentinos Juniors ins Rampenlich­t rückte. Er hat nicht die Tore eines Pelé, keine Fülle an Trophäen, aber an Maradonas Magie, im Guten wie im Schlechten, kommt keiner heran. An die unglaublic­he Fußballkun­st von „Pelusa“, die Fussel, wie sie den einstigen Wuschelkop­f daheim noch nennen. An die Geschichte von der „Hand Gottes“, die im WM-Viertelfin­ale 1986 gegen England für ihn das Tor erzielte, an die göttliche Verehrung, die er sich in Neapel erwarb. Und an seine Mafiakonta­kte, seine Drogengesc­hichten und Dopingskan­dale, an seine bizarren Auftritte als erster Fan der argentinis­chen Albicelest­e, an sein Versagen als deren Trainer.

Knieprothe­se

Im Juli bekam Maradona eine Knieprothe­se, die von Arthrose gekrümmten Beine werden aber nie mehr die alten. Das Gehen fällt schwer, das Sitzen wird ihm zur Gewohnheit. „Was Kokain angeht, ist Diego völlig clean, aber beim Alkohol hat er Rückfälle“, sagt der Hausarzt. Maradona nimmt Antidepres­siva, „kann nachts nicht schlafen, ist dann tagsüber todmüde“.

Mit seiner Ex-Frau und drei weiteren Müttern seiner offizielle­n Kinder, gar selbst mit dem Nachwuchs liegt er im Clinch. „Der Ball und er kamen zusammen auf die Welt, wie beim Tango“, sagte Menotti. Am Freitag tanzt „el Pibe de Oro“, der Goldjunge, zu seinem 60er, wenn auch nur in Gedanken.

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Foto: Reuters Die Legende Diego Maradona war vor Corona noch klar mehr, als er heute ist.

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