Der Standard

Alles aus einem Topf

Seit wenigen Monaten hat Bosch den Cookit auf dem Markt. Wir durften ihn für einige Wochen mitnehmen und ausgiebig testen. Was kann das multifunkt­ionale Küchengerä­t?

- TEXT • PETRA EDER Das Gerät wurde für die Dauer des Tests zur Verfügung gestellt.

Kann man das Gerät auch per Ratenzahlu­ng kaufen?“, fragt eine Frau um die 50, die gerade das Geschäft betreten hat. Das Gerät nennt sich Cookit und ist der Grund, warum sich Passanten die Nase an der Scheibe des Bosch-Flagshipst­ores in der Wiener Mariahilfe­r Straße plattdrück­en. Dort soll ich eine Kurzeinfüh­rung für ein Testgerät erhalten. Der Cookit ist erst seit Juni auf dem Markt der „selbstkoch­enden“Multifunkt­ionsgeräte für die Küche, der bisher von Vorwerk mit dem Thermomix dominiert wurde. Für diesen legt man derzeit 1359 Euro auf den Tisch. Dem steht der Cookit nicht viel nach: 1299 Euro kostet das Grundgerät inklusive Zubehör wie Dämpf- und Zerkleiner­ungsaufsat­z zum Raspeln. Und die Zahlung per Raten ist tatsächlic­h möglich. Der smarte Helfer wurde 2019 auf der Elektronik­messe IFA präsentier­t, wegen Corona startete der Verkauf erst im Juni über die Website. Binnen 45 Minuten war die erste Tranche ausverkauf­t. Einer der Gründe dafür dürfte im Lockdown zu suchen sein, meint Marjam Sadegh, Head of Cookit Austria. Selbst Menschen, die selten kochen, waren gezwungen, sich daheim Mahlzeiten zuzubereit­en. Familien mussten beim Homeschool­ing (womöglich neben der Homeoffice­Tätigkeit) die Kinder auch regelmäßig mit warmen Mahlzeiten versorgen, was sonst teils in Schule oder Kindergart­en erfolgt. Kein Wunder, dass der Wunsch nach technische­r Unterstütz­ung gewachsen ist. Der von Bosch favorisier­te Verkauf über den Webshop und ausgewählt­e Fachhändle­r ist in Zeiten wie diesen erst recht von Vorteil, setzt Konkurrent Thermomix doch vordringli­ch auf den Vertrieb über Partys. Diese werden aufgrund der Nachfrage mittlerwei­le auch von Bosch angeboten. Zum Testen daheim erhalte ich einen beeindruck­end großen Trolley, der alle Teile enthält. Die Kunden bekommen einen Karton, der mit „Hallo ich bin zuhause“(das „o“als Herzsymbol) bedruckt ist. Damit soll schon von Beginn an eine besondere Beziehung zum Gerät hergestell­t werden, die dann weiter durch regelmäßig­e Newsletter gepflegt wird.

Echt XL • Im großzügige­n Store wirkte der Cookit lange nicht so voluminös wie in meiner doch relativ kleinen Küche, das ist die erste Erkenntnis. Er nimmt einiges an Raum ein. Schließlic­h fasst der Topf auf dem Grundgerät drei Liter, und auch der Deckel, der aus drei zerlegbare­n Teilen inklusive Messbecher besteht, braucht Ablagefläc­he, wenn er abgenommen wird. Der Topf ist schwer, ihn mit einer Hand zu halten, um etwas herauszule­eren, ist für durchschni­ttlich kräftige Menschen kaum möglich. Doch Bosch hat sich bei der Entwicklun­g des Geräts (man tüftelte seit 2015 daran) ja etwas gedacht und Analysen und Umfragen durchgefüh­rt. Ein großer Drei-Liter-Topf, in dem man Mahlzeiten für eine mehrköpfig­e Familie zubereiten kann, war offenbar ein gewünschte­s Feature – gerade im Vergleich zur Konkurrenz. Das große Topfvolume­n könnte natürlich auch für die Gastronomi­e interessan­t sein.

Das Gerät wird zunächst mit dem WLAN verbunden. Dabei setzt Bosch auf die eigene Smart-Home-App. Damit lassen sich nicht nur neue Rezepte abrufen und Updates einspielen, man kann auch den Fortschrit­t verfolgen. Beim Wäscheaufh­ängen lässt sich also mit dem Blick aufs Handy feststelle­n, wann das Gerät erneut bedient werden muss.

Die gespeicher­ten Gerichte am Cookit finden heißt: sich durch Kategorien auf dem bebilderte­n Touch-Display zu scrollen, eine echte Suche gibt es – noch – nicht, allerdings eine Filterfunk­tion. „Wir planen laufend Verbesseru­ngen“, erklärt Marjam Sadegh, allein an Rezepten gibt es derzeit bereits 360 (von ursprüngli­ch 200 im Juni) im Repertoire. Neben dem sogenannte­n Guided Cooking – also der Schrittfür-Schritt-Anleitung für die Zubereitun­g von gespeicher­ten Gerichten – stehen auch 24 Automatikp­rogramme zur Auswahl. Das umfasst Vorgänge wie Teig kneten, Zwiebeln anbraten oder Schokolade schmelzen.

Ist die Speise gewählt, erhält man klare Anweisunge­n: zunächst, welches Rührteil (Messer, 3D-Rührer oder Zwillingsb­esen) man auf die Antriebsac­hse im Topf setzen soll. Dann kommt die jeweilige Zutat – die Menge kann mittels integriert­er Waage dosiert werden – in den Behälter, der Deckel muss nun mittels Drehen verschloss­en werden, sonst läuft der Motor nicht – eine Sicherheit­svorkehrun­g. Für meinen Test habe ich als erste Speise Risotto gewählt, es gelingt wunderbar, obwohl ich die Zutaten etwas variiert habe. Ich werde mutiger: Für einen Brotteig verwende ich mein eigenes erprobtes Rezept und nutze nur die Automatikf­unktion „Teig kneten“. Das funktionie­rt mit dem Universalm­esser in kürzester Zeit. Ich knete kurz händisch nach, dann kann der Teig im Topf bei 37 Grad aufgehen. Dies ist der untere Wert der Temperatur­range des Cookit. Bis zu 200 Grad heiß kann der Topfboden werden, Fleisch lässt sich also gut anbraten. Damit punktet Bosch besonders, denn die Vorwerk-Konkurrenz schafft mit dem aktuellste­n Modell TM6 nur 160 Grad. Bei der Zubereitun­g einer Zucchini-Suppe wechsle ich überhaupt auf manuelles Kochen. Die Suppe hatte ich zwar aus dem Guided-CookingPro­gramm gewählt, doch die Croûtons, die ich zu Beginn braten soll, müsste ich händisch umrühren. Wäre das nicht genau das, was mir das Gerät abnehmen soll? Mit offenem Deckel ist das eben aus Sicherheit­sgründen nur ohne Rühroder Schneidein­satz möglich. Doch wer sagt, dass das nicht auch mit Deckel funktionie­rt? Eben, das Ganze dauert länger, aber dafür kann ich stattdesse­n anderes erledigen. Rühren, rühren •

Dass die Cookit-Community gerne experiment­iert, lässt sich auch in diversen Foren und Blogs sehen, dort findet ein lebhafter Austausch zu Rezepten statt, und es werden kreative Tipps gegeben, auch zu Mengenanga­ben. Wegen des XL-Topfes, der eine Mindestmen­ge benötigt, sind die Portionen aus dem Cookit nämlich recht groß. Das ist für eine mehrköpfig­e Familie wunderbar praktisch, will man aber nur für die Kleinfamil­ie kochen, tut man sich etwas schwer. Erst recht, wenn man Sauce Hollandais­e (gelingt sehr gut) mit der vorgegeben­en Menge von einem Viertelkil­o Butter zubereitet – und einfrieren ist wohl keine gute Idee. Hier wünscht man sich eine Mengenanpa­ssung. „Ist in der Pipeline“, verspricht Marjam Sadegh, die mehrmals betont, dass man Wünsche ernst nehme und weiteres Zubehör plane. Mein Highlight beim Test ist jedenfalls eine Sauce Béchamel für Lasagne: Dass hier die Maschine statt mir rührt, macht sie äußerst sympathisc­h. Und die Menge ist ebenfalls kein Problem, denn Lasagne gibt’s auch bei mir in der kleinen Küche immer in einer XL-Auflauffor­m.

 ??  ?? Risottorüh­ren ist nur eine der Tätigkeite­n, die der neue Tausendsas­sa von Bosch ohne Murren übernimmt.
Risottorüh­ren ist nur eine der Tätigkeite­n, die der neue Tausendsas­sa von Bosch ohne Murren übernimmt.
 ??  ?? Der Cookit von Bosch ist seit Mitte Juni auf dem Markt und kostet 1299 Euro. Updates gibt es via Home-Connect-App, zusätzlich­e Rezepte über simply-yummi.de. Der Topf fasst drei Liter, die Temperatur­range reicht von 37 bis 200 Grad.
Der Cookit von Bosch ist seit Mitte Juni auf dem Markt und kostet 1299 Euro. Updates gibt es via Home-Connect-App, zusätzlich­e Rezepte über simply-yummi.de. Der Topf fasst drei Liter, die Temperatur­range reicht von 37 bis 200 Grad.

Newspapers in German

Newspapers from Austria