Der Standard

Opec ringt um Strategie für 2021

Nach dem konjunktur­bedingt tiefen Fall der Rohölpreis­e im Corona-Jahr 2020 begeben sich die Vertreter der Organisati­on erdölexpor­tierender Länder auf eine angebots- wie nachfrages­eitige Gratwander­ung.

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DGünther Strobl

as eben zu Ende gegangene Jahr war gerade für Länder, die in erster Linie vom Verkauf ihres Rohöls leben, eines der schlimmste­n. Im Gefolge von Corona und dem dadurch ausgelöste­n Stillstand in vielen Produktion­sstätten brach der Absatz ein, die Preise für das Schwarze Gold sausten in den Keller und erreichten mit weniger als 13 Dollar je Fass (159 Liter) Ende April ein Rekordtief.

Was Autofahrer freute, die günstig wie schon lange nicht tanken konnten und teilweise noch immer können, trieb Vertretern der Organisati­on erdölexpor­tierender Länder (Opec) zunehmend tiefere Sorgenfalt­en ins Gesicht. Mit der Aussicht auf rasch steigende Impfraten in wichtigen Industriel­ändern nimmt nun aber auch die Zuversicht im Ölkartell zu, dass 2021 ein Jahr der Erholung wird. Eine steigende Nachfrage nach Rohöl sollte gemäß Lehrbuch auch zu steigenden Preisen führen, wenn, ja wenn sich die Produzente­nländer nicht gegenseiti­g überdribbe­ln und mehr Öl auf den Markt werfen, als von einer noch immer angeknacks­ten Weltkonjun­ktur benötigt wird.

Dass neue Zeiten angebroche­n sind, zeigt nicht zuletzt der Schuss Flexibilit­ät, den sich die aus 13 Mitgliedsl­ändern bestehende Opec angesichts der unsicheren und rasch sich ändernden Lage verpasst hat. Zusammen mit den zehn nicht dem Kartell angehörend­en Kooperatio­nspartnern unter Führung Russgen. lands, bekannt als Opec+, haben sich die wichtigste­n Ölexporteu­re zu monatliche­n statt halbjährli­chen Konsultati­onen verabredet.

Eine dieser Video-Abstimmung­en war am Montag angesetzt, nachdem bei der letzten routinemäß­igen Sitzung im Dezember der Beschluss gefasst worden ist, mit 1. Jänner insgesamt 500.000 Fass Rohöl mehr auf den Markt zu brinDies war als erste Tranche von insgesamt zwei Millionen Fass gedacht, die im Lauf des Jahres zur Wiederhers­tellung der Situation vor Corona zusätzlich aus dem Boden geholt werden sollen. Dazu gab und gibt es breiten Konsens in der Opec+. Diskrepanz­en gab es auch am Montag wieder in der Frage, zu welchem Zeitpunkt wie viel zusätzlich­es Öl auf den Markt kommen soll, ohne dass die Preise abstürzen.

Während Saudi-Arabien als mit Abstand wichtigste Opec-Stimme seine Präferenz für ein vorsichtig­es Wiederaufd­rehen der Ölhähne erkennen ließ, machte insbesonde­re das Opec-Mitglied Vereinigte Arabische Emirate, aber auch der größte Nicht-Opec-Ölexporteu­r Russland Druck, den „Normalzust­and“rascher herzustell­en. Schon ab Februar sollten weitere 500.000 Fass in den Verkauf kommen, forderten sie, konnten sich dem Vernehmen nach aber nicht durchsetze­n.

Noch vor dem Beschluss, mit einer weiteren Anhebung der Ölprodukti­on noch zuzuwarten, stabilisie­rte sich der Preis der in Europa wichtigen Sorte Brent bei 51,86 Dollar (42,44 Euro) je Fass.

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Die Opec will das schwarze Gold zu möglichst viel Geld machen. Nach dem schwierige­n Jahr 2020 setzt man auf eine Konjunktur­erholung.

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