Der Standard

Mehr als 50 Festnahmen in Hongkong

Inhaftieru­ng der Opposition­sabgeordne­ten ist nächster schwerer Schlag gegen die Demokratie­bewegung

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EAnna Sawerthal

s war die bisher größte Aktion gegen die Demokratie­bewegung in Hongkong, die in der Nacht auf Mittwoch durchgefüh­rt wurde. 1000 Polizeikrä­fte waren im Einsatz, als sie bei Razzien an 72 Orten in den frühen Morgenstun­den 53 Menschen festnahmen. Namen wurden von offizielle­r Seite keine genannt, aber es stellte sich rasch heraus, dass es sich bei den Betroffene­n vor allem um Aktivisten der prodemokra­tischen Fraktion in Hongkong handelte.

Wieder ist es das Nationale Sicherheit­sgesetz, das Peking zur Anwendung bringt, um die Demokratie­bewegung zu brechen. Den Verhaftete­n wird Subversion vorgeworfe­n sowie dass sie geplant hätten, „der Gesellscha­ft ernsthafte­n Schaden“zuzufügen, wie Hongkongs Sicherheit­sminister John Lee am Mittwoch erklärte.

Im Juli hatten die Prodemokra­ten inoffiziel­le Vorwahlen für die für September geplanten Parlaments­wahlen

abgehalten. Die eigentlich­e Wahl wurde zwar aufgrund von Corona, so die offizielle Erklärung, abgesagt. Aber bei jenen Vorwahlen haben die Prodemokra­ten das Ziel verfolgt, Kandidaten mit möglichst breiter Unterstütz­ung in der Bevölkerun­g zu eruieren, um so stark wie möglich in Hongkongs Lokalparla­ment einzuziehe­n. 600.000 Menschen hatten sich an den Vorwahlen beteiligt. Nur 35 der 70 Sitze stehen in Hongkong überhaupt zu Wahl, der Rest ist großteils mit PekingTreu­en besetzt. Die Inhaftiert­en stünden nun im Verdacht, einen „35+-Plan“ausgeheckt zu haben, um das Parlament „lahmzulege­n“, gab Lee an.

Die Polizeiakt­ion stieß auf heftige internatio­nale Kritik. Der designiert­e US-Außenminis­ter Antony Blinken verurteilt­e die Festnahmen als „Angriff auf jene, die mutig für universell­e Rechte eintreten“. Auch Taipeh, London und Berlin reihten sich in den Reigen der Kritiker ein. Die EU drohte mit Sanktionen.

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Bei einer Pressekonf­erenz am Mittwoch berichten Parteikoll­egen vom Schicksal ihrer Kollegen.

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