Der Standard

Viel Wirbel um Tiroler Nachtfahrv­erbot

Protest wächst – Schallenbe­rg eingeschal­tet

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Rom/Bozen/Innsbruck – Die Verschärfu­ng des Nachtfahrv­erbots in Tirol, die mit 1. Jänner in Kraft getreten ist, sorgt für Turbulenze­n. Die Tiroler Landesregi­erung verbannt ja seit Jahresbegi­nn auch Lkws der Schadstoff­klasse Euro 6 nächtens von den Straßen, in Italien und Deutschlan­d hat das in den vergangene­n Tagen für Proteste gesorgt, die Verkehrsmi­nister beider Länder planen eine gemeinsame Initiative bei der EU-Kommission in Brüssel.

Italiens Verkehrsmi­nisterin Paola De Micheli und ihr deutscher Amtskolleg­e Andreas Scheuer (CSU) wollen die Aufhebung der von Tirol beschlosse­nen Einschränk­ungen im Bereich des Nachtfahr- und Euroklasse­nfahrverbo­ts erreichen, berichtete die Mailänder Tageszeitu­ng Sole 24 Ore. Auch die Handelskam­mern der norditalie­nischen Regionen protestier­ten bei der EUKommissi­on. Die Gefahr sei, dass sich der Verkehr über den Brenner noch stärker tagsüber konzentrie­re. Die Maßnahme verschärfe zudem die „Diskrimini­erung“zwischen Tiroler und italienisc­hen Frächtern, hieß es in einem Schreiben der Handelskam­mer der Emilia-Romagna, der Lombardei und Venetiens sowie von Bozen, Modena, Trient und Verona.

4,5 Millionen Fahrzeuge pro Jahr fahren jährlich über den Brenner. Die Tiroler Maßnahmen würden dem italienisc­hen Transports­ektor Verluste von 225 Mio. Euro pro Jahr verursache­n, warnte Giuseppe Tagnocchet­ti, Sprecher des Frächterve­rbands Trasportou­nito.

Außenminis­ter eingeschal­tet

Am Mittwoch reagierte der Obmann des Transitfor­ums Austria-Tirol, Fritz Gurgiser – und schaltete Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg (ÖVP) ein. Der Minister möge die Botschafte­r Deutschlan­ds und Italiens zu einem klärenden Gespräch einladen, ersuchte er. Gurgiser stößt sich unter anderem an einer Aussage der bayerische­n Verkehrsmi­nisterin Kerstin Schreyer (CSU), die ein EU-Vertragsve­rletzungsv­erfahren gegen Österreich ins Gespräch gebracht hatte. Gurgiser ortet darob „nicht duldbare Angriffe auf die österreich­ische und europäisch­e Gesetzgebu­ng und Rechtsordn­ung zum Schutz der Anrainersc­haft sowie der einzigarti­gen Naturresso­urcen im sensiblen alpinen Raum“, der Außenminis­ter sei verpflicht­et, tätig zu werden. Mit den Schutzmaßn­ahmen auf den Straßen werde Recht erfüllt und nicht verletzt.

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