Opec kürzt Förderung, Ölpreis fliegt
Das Ölkartell Opec und Partner haben sich nach langer Diskussion darauf geeinigt, im Februar und März weniger Erdöl zu fördern. Russland und Kasachstan dürfen mehr fördern, aber Saudi-Arabien schränkt sich erneut ein.
Lang haben die Vertreter des Ölkartells Opec um ihre Strategie gerungen, ihre Beratungen bis Dienstag verlängert – am Dienstagabend kamen sie dann doch zu einer Übereinkunft. Der Entschluss zu einer Kürzung der Förderung kam nach längeren Debatten der Länder zustande, die sich zunächst nicht hatten einigen können.
Letztlich entschieden sich die Opec und ihre zehn Kooperationspartner (Opec+), ihre Fördermengen im Februar und März zu reduzieren. Die Hauptlast dafür trägt der Ölgigant Saudi-Arabien, während der zweite große Förderer Russland seine Produktion sogar leicht ausweiten darf. Saudi-Arabien war damit erneut Wegbereiter für eine Lösung. Mit den anderen Staaten war der Schritt nicht abgesprochen: Russlands Vize-Regierungschef Alexander Nowak sprach jedenfalls von einem „Neujahrsgeschenk“.
Russland darf mehr fördern
Gemäß der neuen Vereinbarungen dürfen Russland mit 65.000 Barrel (je 159 Liter) am Tag und Kasachstan mit 10.000 Barrel mehr fördern als zuletzt – mehr als ausgleichen wird das eben Saudi-Arabien. Mit dieser Lösung haben sowohl SaudiArabien, das sich gegen eine Produktionsausweitung ausgesprochen hatte, als auch Russland, das für ein leichtes Aufdrehen des Ölhahns warb, wichtige Ziele erreicht. Das Onlineministertreffen der insgesamt 23 Staaten hatte wegen der Meinungsverschiedenheiten länger als geplant gedauert.
Zudem wurden monatliche Beratungen vereinbart, um kurzfristig auf die jeweilige Lage auf dem Ölmarkt reagieren zu können. SaudiArabien will die meisten der Staaten in der Opec+ zu einem Verzicht auf eine Erhöhung der Förderung bewegen, um so den Ölmarkt zu stützen.
Viele ölexportierende Staaten befinden sich derzeit wegen der Corona-Pandemie in einer schwierigen
Situation. Die Nachfrage nach Rohöl ist gesunken, die Ölstaaten brauchen die Einnahmen aus ihren Ölgeschäften für ihren Staatshaushalt aber dringend. Würden sie das Angebot spürbar ausweiten, würde das allerdings die Preise unter Druck setzen.
Wichtig ist nun der weitere Verlauf der Corona-Krise mit ihren wirtschaftlichen Folgen. Denn: Je besser die Weltwirtschaft wieder läuft, desto mehr Öl wird gebraucht.
Die Allianz Opec+, die insgesamt rund 45 Prozent der globalen Ölproduktion liefert, hatte erst im Jänner ihre Produktionsmenge wieder um 500.000 Barrel erhöht.
Preissprung
Die Ölpreise reagierten mit einem Anstieg, die neuen Produktionskürzungen Saudi-Arabiens trieben den Preis auf den höchsten Stand seit rund elf Monaten. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich am Mittwoch um bis zu 0,9 Prozent auf 54,09 Dollar je Fass (159 Liter), USLeichtöl WTI stieg auf 50,24 Dollar und war damit so teuer wie seit Februar vergangenen Jahres nicht mehr. (Reuters, APA)