Der Standard

Impfen „wie geplant“– nach überholtem Plan

- dst.at/TV-Tagebuch

Wie verstörend­e Schaustück­e von Corona-Technokrat­ie wirkten die Auftritte der Interviewd­oubles von Gesundheit­sminister Rudolf Anschober: erst der CovidSonde­rbeauftrag­te Clemens Martin Auer bei Franz Renner im Mittagsjou­rnal von Ö1, Dienstagab­end dann Katharina Reich in der ZiB 2 bei Armin Wolf.

Wieder die Botschaft: Breit impfen wie lange ausgemacht ab 12. Jänner – „wir liegen genau im Plan“. Doch als die neue Direktorin für die öffentlich­e Gesundheit den Plan gegen viele gute Einwände wieder und wieder verteidigt­e, gab es den Plan gar nicht mehr.

Gut zwei Stunden vor der ZiB 2 meldete die Krone,

IN DER „ZIB 2“IRRITIERTE KATHARINA REICH VOM GESUNDHEIT­SMINISTERI­UM

dass die Länder doch gleich mehr als 70.000 Dosen bis zur kommenden Woche verabreich­en. Mittwochfr­üh berichtete die APA vom vorgezogen­en Impfstart unter Berufung auf Verteidigu­ngs- und Gesundheit­sministeri­um. Mittags dann die passende Aufmachers­tory auf

krone.at vom „Machtwort des Kanzlers: Was geliefert wird, muss sofort verimpft werden“.

Vielleicht hätte das jemand auch der zuständige­n Sektionsch­efin im Gesundheit­sministeri­um vor ihrem Auftritt in der ZiB 2 verraten können? Womöglich sogar auf dem kurzen, aber regierungs­internen Dienstweg und nicht allein über ein großes Medium, das man natürlich stets im Auge behalten sollte, vor allem, wenn es um Infos aus Kanzleramt und Regierung geht.

Wenn man in diesem bizarren Bild etwas Positives finden will: Message-Control zumindest innerhalb der Regierung, genau geplante und abgestimmt­e Botschafte­n funktionie­ren nicht. Jedenfalls nicht, wenn es um das öffentlich­e Bild von Kanzler einerseits und Gesundheit­sminister anderersei­ts geht. Doch es geht um eine Pandemie, um Leben und Tod.

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