Twitter-Pendant Parler nun vollständig offline
Hacker erbeuteten zuvor Daten der rechten Plattform
Am Ende ging es dann schnell. Nachdem Google und Apple Parler am Wochenende aus ihren App-Stores geworfen hatten, folgte der finale Schlag von Amazon: Am Montagvormittag wurde der rechte Kurznachrichtendienst aus der Cloud der Amazon Web Services geworfen und ist seitdem nicht mehr erreichbar. Und daran dürfte sich so schnell auch nichts ändern. In einem Interview mit Fox News beklagte Parler-Chef John Matze, dass der Dienst von sämtlichen Partnern auf einmal fallengelassen wurde, der Bann also weit über Apple, Amazon und Google hinausgeht.
Eine Entwicklung, die angesichts der Ereignisse der vergangenen Tage nicht ganz überraschend kommt, spielte Parler doch eine wichtige Rolle bei der Kommunikation der Angreifer auf das US-Kapitol. Gleichzeitig weigerten sich die Betreiber lange, selbst offene Gewaltund Mordaufrufe zu entfernen – dies mit dem Hinweis auf die Meinungsfreiheit. Gerade angesichts dessen, dass auf Parler bereits wieder zu einem neuen Sturm auf die Amtseinführung von Joe Biden zum nächsten US-Präsidenten aufgerufen wurde, entschlossen sich die ITRiesen nun also zum Handeln.
Keine Einschränkungen
Parler ist 2018 mit dem Anspruch angetreten, eine Diskussionsplattform für Vertreter einer uneingeschränkten Form der Meinungsfreiheit zu bieten. In der Realität tummelten sich hier recht schnell vor allem User aus dem rechtsextremen Eck, die für ihre Aussagen von Twitter verbannt worden waren.
Die weitere Zukunft sieht jedenfalls nicht rosig aus. Hatte ParlerChef Matze noch vor einigen Tagen von einem Ausfall von mindestens einer Woche gesprochen, halten Experten diese Schätzung für äußerst optimistisch. Das liegt nicht zuletzt an technischen Hürden. Eine Plattform, die vollständig mit den Amazon Web Services integriert ist, stellt man nicht so schnell auf neue Beine. Zumal andere Cloud-Anbieter sich hüten werden, auch nur in die Nähe von Parler zu kommen. Der Aufbau eigener Rechenzentren wäre aber wiederum ein kostspieliger und langwieriger Akt – vor allem für einen Service, bei dem es keinen klaren Pfad zu einer Monetarisierung gibt. Ein Ausweichen ins Ausland würde wiederum rechtliche Fragen aufwerfen.
Als wäre das alles noch nicht schlimm genug für die Betreiber, ist Hackern offenbar in den letzten Stunden noch ein großer Coup gelungen: Sie haben es geschafft, neue Konten mit Ad minis trat ions berechtigungen be iP arl er anzulegen–und zwar millionenfach. Mit diesem Zugang konnten sie sämtliche Daten abgreifen – inklusive bereits gelöschter Postings. Dies ist besonders deshalb relevant, weil Parler nach dem Sturm auf das Kapitol rasch einige der Beiträge entfernt hatte.