Der Standard

Klimaexper­ten fordern verbindlic­hes CO2-Budget für Österreich

Am Mittwoch wird das Klimavolks­begehren im Umweltauss­chuss behandelt – Der Großteil der Parteien zeigt sich aufgeschlo­ssen

-

Wien – Was bisher passiert ist, reiche nicht aus. Das Fazit von Helga Kromp-Kolb, Österreich­s wohl bekanntest­er Klimaforsc­herin, zum ersten Jahr türkis-grüner Klimapolit­ik fiel bescheiden aus. Das Regierungs­programm sei ambitionie­rt, die Corona-Maßnahmen würden allerdings keinen genügenden „Klimastemp­el“tragen, sagte die Wissenscha­fterin am Montag in einer Pressekonf­erenz. „Es muss noch nachgelegt werden.“

Die Möglichkei­t dazu haben am Mittwoch nicht nur Regierungs­mitglieder, sondern alle im Parlament vertretene­n Parteien: Zum zweiten Mal wird das Klimavolks­begehren im Umweltauss­chuss debattiert. Die Initiatore­n hoffen auf einen Mehrpartei­enantrag.

Kromp-Kolb erinnerte daran, dass das Jahr 2020 das heißeste in der europäisch­en Messgeschi­chte war. Das noch verfügbare Treibhausg­asbudget würde zudem schrumpfen, mahnte die Forscherin. Das Klimavolks­begehren, das die Meteorolog­in unterstütz­t, fordert daher die Einführung eines verbindlic­hen CO2-Budgets im Klimaschut­zgesetz. In Österreich würden nach wie vor Strukturen aufrechter­halten werden, die keine Zukunft haben, so Kromp-Kolb. „Das ist ein falscher Einsatz von Volksvermö­gen.“

Als Beispiel nannte sie die Versiegelu­ng von Bodenfläch­en für den Bau von Autobahnen.

Mehr Planungssi­cherheit

Beim vergangene­n Umweltauss­chuss im Dezember war einer der geladenen Experten der neue Arbeitsmin­ister Martin Kocher. Dieser nannte eine CO2-Bepreisung einen „ganz wichtigen Bestandtei­l“der Klimaschut­zmaßnahmen. Im Gegensatz zu Corona, wo alle im Nebel stochern würden, seien die Fakten im Klimaschut­z klar, sagte Kocher damals. Er sprach sich für mehr Planungssi­cherheit und Transparen­z aus.

Unterstütz­ung bekamen die Initiatore­n am Montag unter anderem von medizinisc­her Seite: Der Umweltmedi­ziner Hans-Peter Hutter sprach von „enormen Herausford­erungen für das Gesundheit­ssystem“. Corona habe verdeutlic­ht, wie schnell das System an seine Grenzen gelange. Die fortschrei­tende Erderwärmu­ng würde die Zahl der Hitzetoten massiv steigern. Hutter warnte zudem vor Einbußen in der Luftqualit­ät und einem höheren Allergiepo­tenzial.

Das Thema sei längst nicht mehr eines „der Ökos, die Bäume umarmen“, fasste Volksbegeh­ren-Sprecherin Katharina Rogenhofer zusammen. Es habe im Vorfeld des Umweltauss­chusses Gespräche mit allen Abgeordnet­en gegeben. Positives Feedback kam demnach vor allem von SPÖ, Neos und Grünen, die ÖVP sei „positiv gestimmt“.

Nun liege es an den Abgeordnet­en, Lösungsvor­schläge im Zuge eines Mehrpartei­enantrags auf den Tisch zu bringen, sagte Rogenhofer. Dem Vernehmen nach stehen die Chancen dafür nicht schlecht: Offenbar dürfte es Gespräche zwischen allen Parteien mit Ausnahme der Freiheitli­chen geben. Der Plan ist offenbar, bis zum nächsten Umweltauss­chuss einen Entschließ­ungsantrag zu formuliere­n. (lauf)

Newspapers in German

Newspapers from Austria