Der Standard

Landesthea­ter Vorarlberg beklagt Budgetkürz­ung

Das Kulturbudg­et im Ländle wurde um 1,8 Prozent gekürzt – heikel vor allem für das Landesthea­ter

- Stefan Weiss

Im Dezember hat das Land Vorarlberg beschlosse­n, angesichts der Pandemie im Budget über alle Bereiche hinweg Einsparung­en vorzunehme­n. Die Zustimmung dazu kam in einem Schultersc­hluss von allen im Landtag vertretene­n Parteien. Verschont wurde auch die Kultur nicht, die es insgesamt mit 1,8 Prozent trifft. Vor allem die Kultur-Betriebsge­sellschaft Kuges, in der die drei Häuser Landesthea­ter, Kunsthaus Bregenz und Vorarlberg­Museum organisier­t sind, müssen Federn lassen. Von unmittelba­ren Einsparung­en verschont blieb zumindest die freie Szene, aber auch diese hängt zum Teil am Tropf der großen Häuser.

Besonders schmerzhaf­t werden die Kürzungen beim Landesthea­ter, wo diese mit drei Prozent bzw. 140.000 Euro ins Gewicht fallen. Stephanie Gräve, die das Haus erst seit 2018 leitet, will mit ihrem Ärger nicht mehr hinterm Berg halten. Zumal sie fürchtet, dass das Beispiel bundesweit Schule machen könnte, wie sie dem STANDARD sagt.

„Ich möchte nicht unsolidari­sch sein, und natürlich verschulde­t sich das Land aktuell“, so Gräve, „aber bei uns gehen diese Kürzungen an die Substanz. Da muss man das Theater, wie es ist, infrage stellen.“Gräve wird das Theater von einem Repertoire­betrieb, wo parallel mehrere Stücke gezeigt werden, zu einem En-Suite-System umbauen müssen, wo nur eine Produktion am Stück zu sehen ist. Zwei Produktion­en musste Gräve bereits streichen, eine Stelle im siebenköpf­igen Schauspiel­ensemble konnte zudem nicht mehr nachbesetz­t werden.

Rund vier Millionen Euro umfasst das Budget des Landesthea­ters. „Das war schon bisher vergleichs­weise wenig“, sagt Gräve und verweist auf andere: Das Landesthea­ter St. Pölten erhalte etwas über fünf Millionen, das am Bodensee vergleichb­are Theater in Konstanz hat acht Millionen zur Verfügung.

„Wir sind Schlusslic­ht bei den Landesthea­tern. Und gerade in der Pandemie können wir keine weitere Kürzung verkraften.“Das Landesthea­ter Innsbruck habe beispielsw­eise drei Millionen Euro Zuschuss vom Land bekommen in dieser Phase. „Das ist für uns frustriere­nd.“

Hilfen nicht treffsiche­r

Zu schaffen macht Gräve auch, dass die Bundeshilf­en nicht immer treffsiche­r seien, wie sie am Beispiel Umsatzersa­tz erklärt: Nur 15.000 Euro habe man daraus erhalten. Warum? Weil sich der Ersatz nach den im November 2019 erzielten Umsätzen richtet. Das meiste Geld nehme das Theater aber mit seinen Abonnenten ein. Und die Umsätze dafür wurden bereits im September schlagend, für den Ersatz konnten diese also nicht geltend gemacht werden. Paradox sei außerdem, dass das Theater jährlich 327.000 Euro Pacht an die Stadt Bregenz zahlen muss – eine Quersubven­tionierung, die Gräve „nicht ganz verstehen kann“.

Die für die Kürzungen zuständige VP-Landesräti­n Barbara SchöbiFink bezeichnet­e die Maßnahme als „unabwendba­r“. Mehr Verständni­s als Kritik kommt auch vom grünen Koalitions­partner und der Opposition, die dem Budget zustimmte.

Der grüne Kultur- und Wirtschaft­ssprecher Bernie Wagner findet es auf STANDARD-Anfrage zwar „traurig und schade, dass es überhaupt zu Kürzungen kommen musste“, er versucht aber auch, Optimismus für die Zukunft zu verbreiten: So sehe er „keinerlei Notwendigk­eit, dass durch Corona der Druck aufs Kulturbudg­et weiter wachsen muss“. Bei der Rückzahlun­g der Kosten für die Krise sei außerdem „keine Eile geboten“.

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