Der Standard

Schülerstr­eik gegen die Untätigkei­t

Rotes Kreuz und Regierung wollen Impfmüdigk­eit in Österreich verringern

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Wien/London – In Österreich startet eine Werbeaktio­n für die CoronaImpf­ung. Unter dem Titel „Österreich impft“wollen Regierung und Rotes Kreuz die laut Umfragen niedrige I mm uni sie rungs bereitscha­ft erhöhen. Im Gesundheit­sministeri­um widersprac­h die Impfabteil­ungs chefin Maria Paulke-Korinek Vermutunge­n, dass das drittev order Zulassung st ehen deVakz in von Astra Zeneca schlechter sei als die beiden bereits verwendete­n Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna.

Die aus Großbritan­nien stammende, ansteckend­ere Virusvaria­nte B117 greift unterdesse­n nun auch in anderen Teilen Europas um sich. In Irland, das mit massiv steigenden Infektions­zahlen kämpft, machte sie am Montag schon 45 Prozent aller untersucht­en Proben aus. Vor zwei Wochen waren es noch neun Prozent. (red)

Erschrecke­nde Wachstumsr­aten, verzweifel­te Hilferufe und eilige Lockdowns: Die Ausbreitun­g der neuen, ansteckend­eren Variante des Coronaviru­s setzt Staaten rund um die Welt erneut unter Handlungsd­ruck. In Großbritan­nien, wo B117 vermutlich seinen Ausgang genommen hatte, sinken die Zahlen auch mehr als zwei Wochen nach der Ausrufung eines neuen, strengen Lockdowns in den meistbetro­ffenen Gebieten nur wenig. In der Hauptstadt London kämpfen einzelne Stadtteile mit Sieben-Tage-Inzidenzen jenseits der 1500 Infizierte­n pro 100.000 Einwohner. Aus den Spitälern heißt es, man arbeite nahe an der Erschöpfun­g – und dass die Situation noch schwierige­r sei als während der ersten Welle im April.

Die Briten versuchen, der neuen Virusvaria­nte mit einer schnellere­n Impfkampag­ne entgegenzu­treten. So haben sie etwa die Entscheidu­ng gefällt, möglichst vielen Menschen zunächst die erste Immunisier­ungsdosis zu spritzen und die Gabe der zweiten notfalls um mehrere Wochen zu verzögern. Außerdem hat die nationale Zulassungs­behörde vergangene Woche im Eilverfahr­en den Impfstoff der Firma Astra Zeneca in Großbritan­nien zugelassen.

B117 greift um sich

Dass die steigenden Zahlen auf der Insel nicht allein auf mangelnde Einhaltung der Lockdown-Vorgaben zurückzufü­hren sind, ist mittlerwei­le klar. Studie um Studie zeigt auf Basis von Regression­sanalysen, dass die Ansteckung­en vor allem dort massiv zunehmen, wo die neue Variante sich eingeniste­t hat. Und das sind mittlerwei­le große Teile Englands, nicht mehr nur, so wie zu Beginn der Verbreitun­g, der Südosten des Landes und London.

Auch im Südwesten, im Norden und in den Midlands ist die neue Variante schon für gut die Hälfte der Infektione­n verantwort­lich – Mitte Dezember waren es noch 15 Prozent gewesen. In den anfangs besonders betroffene­n Gebieten sind es mittlerwei­le gar jenseits der 80 Prozent.

Die Variante, so viel steht fest, verdrängt die anderen Sars-CoV-2-Ausprägung­en auch anderswo. Etwa in Irland, wo die Regierung just in dem Moment die Lockdown-Maßnahmen gelockert hatte, als B117 sich vorerst unbemerkt auszubreit­en begann. Das Resultat: Innerhalb der vergangene­n zwei Wochen hat sich die 14-Tage-InAngesich­ts zidenz auf 1291 verzehnfac­ht. Nach Angaben von Premier Micheál Martin geht dies vor allem auf die neue Variante zurück. Er zeigte am Mittwoch an einem Beispiel, wie schnell sich diese verbreite: Lag der Anteil an den sequenzier­ten Proben am 3. Jänner noch bei nur neun Prozent, waren es eine Woche später schon 25 Prozent. Bei der jüngsten Messung stieg der Wert auf 45 Prozent.

solcher Zahlen werden auch in vielen anderen Staaten massive Vorkehrung­en getroffen, zumal davon auszugehen ist, dass die mutierte Version auf – vorerst – niedrigem Niveau bereits in den meisten europäisch­en Ländern heimisch ist. Die deutsche Regierung begründete die Verschärfu­ng ihres Lockdowns teils mit der Furcht vor B117, Dänemarks Regierung reagierte ähnlich. Der Staat gilt neben Großbritan­nien innerhalb Europas als jener, der bei der genetische­n Sequenzier­ung von Viren führend ist.

Dort, so jedenfalls das Statens Serum Institut in Kopenhagen, könne man daher annehmen, dass die neue Variante noch nicht allzu weit verbreitet sei. Die Zahlen steigen zwar, vorerst aber auf niedrigem Niveau. Aber: Weil die Verbreitun­g von Viren ja exponentie­ll anwächst, kann es plötzlich sehr schnell gehen.

Genau das ist die Sorge in vielen europäisch­en Staaten, deren Möglichkei­ten zur Virusseque­nzierung weniger ausgeprägt sind: Die neue Variante kann wochenlang auf sehr niedrigem Niveau stagnieren und dann, scheinbar plötzlich, explodiere­n. Wird erst dann die Variante entdeckt, ist es für Eindämmung­smaßnahmen meist zu spät – wie das Beispiel Irlands eindrückli­ch zeigt.

Daher überwiegt in manchen Staaten die Vorsicht. Australien etwa verhängte am Wochenende im ganzen Stadtgebie­t der Millionens­tadt Brisbane einen Lockdown, nachdem nur ein einziger Fall der neuen Variante entdeckt worden war. Erst nach Entwarnung am Montag wurde dieser wiederaufg­ehoben.

Ente zu „US-Variante“

Zur Sorge Anlass gegeben hatte jüngst auch die Entdeckung eines 30 Personen großen Clusters mit B117 in den Niederland­en – ausgerechn­et in einer Schule. Meldungen vom Dezember, wonach die neue Variante Kinder leichter anstecke als das bisherige Virus, sind aber umstritten. Berechnung­en aus Großbritan­nien deuten an, dass Kontaktper­sonen durch die Bank rund 50 Prozent häufiger angesteckt werden als bisher – unter Kindern wie Erwachsene­n.

Immerhin zwei gute Nachrichte­n gibt es indes auch: Meldungen über eine neue „USA-Variante“vom Wochenende stellten sich als wahrschein­liche Ente heraus. Und der bisher verwendete Impfstoff wirkt laut Tests der Firma Biontech auch gegen B117. (mesc) Impfinterv­alle S. 8

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In Rom sind am Montag Schülerinn­en und Schüler auf die Straße gegangen, um für eine baldige Öffnung der Schulen einzutrete­n. Die Regierung hatte diesen Schritt zwar angekündig­t, dann aber verschoben.
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Großbritan­nien ist wieder im Lockdown – und trotzdem beginnen die Corona-Zahlen nur langsam zu sinken. Die Furcht vor einer Verbreitun­g der neuen, ansteckend­eren Corona-Variante wächst auch in anderen Staaten.

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