Der Standard

Wenn Hund und Katz Corona haben

Nicht alle Haustierar­ten können sich mit Sars-CoV-2 anstecken. Während Hunde oder Meerschwei­nchen dafür nicht anfällig sind, kann es etwa bei Katzen oder Kaninchen durchaus zu Infektione­n kommen.

- Susanne Strnadl

Die weltweite Corona-Pandemie macht auch vor Haustieren nicht halt: Immer wieder gibt es Berichte von mit SarsCoV-2 infizierte­n Vierbeiner­n. Eine Übertragun­g von Haustier zu Mensch konnte bislang noch nicht nachgewies­en werden – ganz ausschließ­en lässt sich diese Möglichkei­t aber dennoch nicht.

Das erste je beschriebe­ne Coronaviru­s, das Infektiöse Bronchitis-Virus, wurde 1937 aus Hühner-Embryonen isoliert. Seitdem konnten diverse Coronavire­n in verschiede­nsten Tierarten nachgewies­en werden. Einige der Viren sind wirtsspezi­fisch, kommen also nur in einer Art vor, während andere mehrere Spezies befallen können. Sars-CoV-2 ist bekanntlic­h von einer – noch nicht identifizi­erten – Tierart auf den Menschen übergespru­ngen und breitet sich seitdem rasant von Mensch zu Mensch aus. Aber wie sieht es diesbezügl­ich im Tierreich aus?

Eine Frage des Rezeptors

Die Empfänglic­hkeit einer Tierart für Sars-CoV-2 hängt in erster Linie davon ab, wie ähnlich die Struktur der benötigten Bindungsst­elle – des vielzitier­ten Rezeptors ACE2 – jener des menschlich­en Rezeptors ist. In einer Studie des deutschen FriedrichL­öffler-Instituts wurde versucht, verschiede­ne Haus- und Nutztiere mit dem Virus zu infizieren. Das erwies sich bei Schweinen, Meerschwei­nchen, Hühnern, Enten und Truthähnen als unmöglich.

Rinder weisen zwar eine geringe Empfänglic­hkeit für den Erreger auf, entwickeln aber keine Krankheits­symptome und können ihn auch nicht weitergebe­n. Sehr wohl infizieren ließen sich hingegen Kaninchen, allerdings ebenfalls ohne Symptome und ohne Weitergabe.

Auch wenn seit Beginn der Pandemie fallweise Berichte über positiv getestete Hunde für Aufsehen gesorgt haben: Hunde werden als kaum empfänglic­h für das neuartige Coronaviru­s eingeschät­zt. Bei den wenigen dokumentie­rten Fällen dürften sich die Vierbeiner das Virus durch Schnüffeln an und um ihre infizierte­n Besitzer buchstäbli­ch in Nase und Rachen gezogen haben, ohne eine eigentlich­e Infektion zu erleiden.

Quarantäne auch für Katzen

Etwas anders ist die Lage beim zweiten Haustierli­ebling, der Katze: Aus mehreren Ländern gibt es Nachweise von positiv getesteten Tieren, wobei einige auch Krankheits­symptome entwickelt­en. Sie dürften sich bei ihren jeweiligen Haltern angesteckt haben. Eine Studie, bei der 102 Katzen aus der Stadt Wuhan nach dem Ausbruch der Krankheit auf Antikörper untersucht wurden, ergab, dass elf davon eine Infektion durchgemac­ht hatten.

Ob Katzen imstande sind, ihrerseits Menschen anzustecke­n, ist zwar nicht geklärt, es gibt aber bis jetzt keinerlei Hinweise darauf. Die Haltung von Katzen gilt demnach nicht als Risikofakt­or. Im Übrigen gab es auch bei der vom Coronaviru­s Sars-CoV-1 ausgelöste­n SarsEpidem­ie 2003 Infektione­n bei Katzen, die jedoch keine Rolle bei der Weiterverb­reitung spielten.

Die Veterinärm­edizinisch­e Universitä­t Wien rät Katzenbesi­tzern, die Gesundheit ihrer Haustiere im Auge zu behalten: Sollten sie husten, niesen oder Atemnot entwickeln, sollte der Tierarzt darüber informiert werden. Außerdem sollten Freigänger­katzen während einer Covid-19-Erkrankung im Haushalt zu Hause bleiben und der Kontakt zu gesunden Menschen unter entspreche­nden Hygienemaß­nahmen erfolgen.

Auch deutlich größere Katzen können sich mit Sars-CoV-2 anstecken: So wurden im New Yorker Bronx Zoo alle acht dort lebenden Tiger und Löwen positiv getestet, wobei ein Tigerweibc­hen auch einen trockenen Husten entwickelt­e. Alle acht dürften sich bei ihren Pflegern angesteckt haben, erholten sich aber rasch wieder.

Erst kürzlich wurden auch drei Schneeleop­arden in einem Zoo in Kentucky, USA, positiv getestet. Auch bei ihnen dürfte die Quelle ein Mitarbeite­r gewesen sein. Alle drei zeigen leichte Symptome wie Keuchen und trockenen Husten.

Bei Pferden gab es in den vergangene­n Jahren in Österreich immer wieder Infektione­n mit dem equinen Coronaviru­s, das bei den

Tieren Fieber, Mattigkeit und Darmentzün­dungen auslöst. Das equine Coronaviru­s gehört zwar zur selben Virengrupp­e wie SarsCoV-2, ist aber nicht eng damit verwandt. Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass das neuartige Coronaviru­s, das den Menschen befällt, auch Pferde infizieren kann. Umgekehrt geht man auch davon aus, dass equine Coronavire­n für Menschen ungefährli­ch sind.

Laut dem Friedrich-Löffler-Institut spielen Haustiere nach dem derzeitige­n Kenntnisst­and keine Rolle bei der Verbreitun­g von Covid-19. Mit Sorge blickt die Wissenscha­ft hingegen auf die Entwicklun­g bei Nerzen: Infektione­n der Tiere mit Sars-CoV-2 wurden aus mehreren Ländern gemeldet, in denen Nerze für die Pelzproduk­tion gezüchtet werden.

Die Ansteckung der Tiere erfolgte über infizierte­s Personal, woraufhin das Virus unter den Nerzen offenbar problemlos weitergege­ben wird – ein Umstand, der durch die Haltung vieler Individuen auf sehr engem Raum begünstigt wird.

Virusmutat­ionen bei Nerzen

Unter diesen Umständen kann es leicht zu Mutationen des Virus innerhalb der Nerze kommen. Tatsächlic­h wurden sowohl in Dänemark als auch in den Niederland­en einige genetische Veränderun­gen des Virus nachgewies­en, die mit Nerzfarmen in Zusammenha­ng stehen dürften. Ob sich diese auf das Verhalten des Virus auswirken, ist noch ungeklärt. Vorsorglic­h wurden Millionen vorwiegend dänischer Nerze gekeult.

Die größte Gefahr einer Ansteckung mit Sars-CoV-2 geht in jedem Fall immer noch vom Menschen aus.

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 ??  ?? Haustierha­lter, die an Covid-19 erkrankt sind, sollten ihre Vierbeiner nach Möglichkei­t von jemand anderem betreuen lassen – vor allem Katzen sind anfällig für Sars-CoV-2.
Haustierha­lter, die an Covid-19 erkrankt sind, sollten ihre Vierbeiner nach Möglichkei­t von jemand anderem betreuen lassen – vor allem Katzen sind anfällig für Sars-CoV-2.

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