Plagiatsvorwürfe reißen nicht ab
Kritik an Arbeit, die Aschbacher während ihrer Amtszeit einreichte
Immer mehr Vorwürfe werden gegen die ehemalige Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) laut. Aktuell berichtet der sogenannte Plagiatsjäger Stefan Weber auf seinem Blog für wissenschaftliche Redlichkeit von einem wissenschaftlichen Paper, das Mitte April, also zu Beginn der Coronavirus-Krise, und während ihrer Amtszeit als Ministerin eingereicht wurde. Es soll sich als „nahezu komplett paraphrasiertes Plagiat einer Internetquelle“erweisen.
Aschbacher selbst trat nach Plagiatsvorwürfen wegen ihrer Diplom- und ihrer Dissertationsarbeit zurück, betont aber, stets gründlich gearbeitet zu haben. Sie weist die Vorwürfe zurück und gab an, zurückzutreten, um ihre Familie zu schützen.
Ministeriumsadresse auf Seite eins
Das Papier, um das es nun geht, wurde laut Titelblatt am 15. April 2020 eingereicht, 13 Tage später wurde es akzeptiert und im Juni publiziert. Als Korrespondenzadresse für Aschbacher – eine von drei Autoren und Autorinnen der Arbeit – ist das Arbeitsministerium angegeben. Das Ministerium reagierte bislang nicht auf eine Anfrage des STANDARD von Dienstagvormittag. Auch von den ehemaligen Pressesprechern Aschbachers kam keine Rückmeldung, die ÖVP-Pressestelle will sich dazu nicht äußern.
Das Original, das plagiiert worden sein soll, ist über ein digitales Archiv noch abrufbar. In diesem heißt es etwa: „Dieser Konflikt wird zur Quelle für Spannung, Kreativität und den wachsenden Wunsch, sich weiterzuentwickeln.“In dem Papier, das Aschbacher und Kollegen in einem Research Paper der Faculty of Materials, Science and Technology der Technischen Universität Bratislava publizierten, heißt es: „Der bereits erwähnte Konflikt ruft die Quellen Spannung und Kreativität hervor. Daraus ergibt sich der Wunsch, sich ständig weiterzuentwickeln“.
Die Originalquelle wird allerdings im Literaturverzeichnis unter „Internetquellen und übriges Informationsmaterial“angeführt, der Link führt jedoch zu einer Fehlermeldung.
Einer der beiden Co-Autoren des Papers, es trägt den Titel „Managertypen aus theoretischer Sicht“, ist Aschbachers Dissertationsvater an der Technischen Universität Bratislava. Verwiesen wird in der Kurzarbeit unter anderem auch auf eine Publikation des zweiten CoAutors mit dem Titel „Mitarbeitermotivation anhand der Winterbereifung“.
Sowohl an der Fachhochschule Wiener Neustadt, wo Aschbacher diplomierte, als auch an der Technischen Universität Bratislava, wo sie ihr Doktorat ablegte, laufen derzeit Prüfverfahren. (elas, mue)