Der Standard

Skilehrer, die selbst erst Ski fahren lernen

Der Corona-Cluster im Tiroler Jochberg offenbart dubiose Praktiken im Skilehrerg­eschäft. Weil noch unklar ist, ob die infizierte­n Briten die Virusmutat­ion B.1.1.7 aufweisen, wurden zwei Weltcup-Slaloms in Kitzbühel abgesagt.

- Steffen Arora

Am Mittwoch endete für die 17 mit dem Coronaviru­s infizierte­n Briten im Tiroler Jochberg die Quarantäne. Sie haben die Infektion großteils symptomlos überstande­n, heißt es. Ob sie sich mit der Mutation B.1.1.7 angesteckt hatten – darauf deuteten ihre PCRTests hin –, wird allerdings erst kommende Woche feststehen. Die Tiroler Gesundheit­sbehörden ermitteln indes, ob die Gruppe von insgesamt 38 Personen tatsächlic­h gemäß den geltenden Covid-Schutzbest­immungen im Land ist oder ob ein Verstoß vorliegt.

Gemäß dem Geschäftsf­ührer der Jochberger Skischule sind die Briten, die in Jochberg ihren Hauptwohns­itz angemeldet haben, seine künftigen Angestellt­en und wollten in Vorbereitu­ng auf die Skilehrera­usbildung Kurse in Tirol absolviere­n. Er beschäftig­e seit Jahren auch britische Skilehrer und verstehe die Aufregung nicht, sagt er.

„Absurdes Modell“

Doch offenbar entspreche­n die Angaben der Skischule nur zum Teil den Tatsachen, wie der Geschäftsf­ührer des Tiroler Skilehrerv­erbands (TSV), Christian Abenthung, sagt: „Das ist eine private Firma, die für teures Geld Kurse zur Vorbereitu­ng auf die Ausbildung anbietet.“Für Abenthung ist das Geschäftsm­odell „absurd“, und er verwehrt sich dagegen, dass dies mit der Skilehrera­usbildung in Verbindung gebracht wird, diese sei allein Sache der Landesverb­ände.

„Wenn jemand eine Skilehrera­usbildung macht, sollte es Voraussetz­ung sein, dass diese Person gut genug Ski fahren kann“, so Abenthung. Wer erst einen teuren privaten Kurs benötige, um sich das dazu nötige Können anzueignen, sei von vornherein ungeeignet für den Job.

Das könnte nun auch dem Anbieter dieser Kurse zum Verhängnis werden. Denn mit einer offizielle­n

Ausbildung habe eine solche private Vorbereitu­ng gar nichts zu tun. Es sei nicht mehr als ein privater Skikurs. Und die sind derzeit laut Verordnung nur in Kleingrupp­en erlaubt, für Personen, die aus einem gemeinsame­n Haushalt stammen.

Die wirkliche, offizielle Ausbildung der Briten sollte nach dem Vorbereitu­ngskurs über den Wiener Skilehrerv­erband abgewickel­t werden. Für den Tiroler Verband ein Affront. Man selbst habe sämtliche Kurse, abgesehen von den bereits im Vorjahr begonnenen, auf Eis gelegt.

Die Tiroler Gesundheit­sbehörden sind dabei, den Fall zu prüfen. Sobald die Ergebnisse dazu vorliegen, werde über weitere Schritte und etwaige Konsequenz­en für die Anbieter dieses Skikurses entschiede­n. Die Behörden haben nun wegen des Mutationsv­erdachts die gesamte Bevölkerun­g im Bezirk Kitzbühel aufgerufen, ab Freitag an kostenlose­n

PCR-Tests teilzunehm­en. Mit Stand Mittwoch waren bereits 600 PCRTests in Jochberg ausgewerte­t, alle mit negativem Ergebnis, wie der Corona-Einsatzsta­b des Landes wissen ließ. Die Testbereit­schaft sei sehr hoch, hieß es.

Skiweltcup abgesagt

Die für das kommende Wochenende im nahegelege­nen Kitzbühel geplanten Ski-Weltcup-Rennen wurden mit Verweis auf den CoronaClus­ter in Jochberg am Mittwoch vorsichtsh­alber abgesagt, erklärte Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP). Die Entscheidu­ng sei in enger Abstimmung mit dem Gesundheit­sministeri­um sowie dem Bundeskanz­ler getroffen worden und werde vom Skiclub Kitzbühel mitgetrage­n. Die beiden Slaloms wurden nach Flachau verlegt. Die Speed-Bewerbe nächste Woche sollen in Kitzbühel steigen.

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Der Verdacht auf die Virusmutat­ion B.1.1.7 in Jochberg sorgte nun für die Absage der Slalom-Weltcupren­nen in Kitzbühel.

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