Skilehrer, die selbst erst Ski fahren lernen
Der Corona-Cluster im Tiroler Jochberg offenbart dubiose Praktiken im Skilehrergeschäft. Weil noch unklar ist, ob die infizierten Briten die Virusmutation B.1.1.7 aufweisen, wurden zwei Weltcup-Slaloms in Kitzbühel abgesagt.
Am Mittwoch endete für die 17 mit dem Coronavirus infizierten Briten im Tiroler Jochberg die Quarantäne. Sie haben die Infektion großteils symptomlos überstanden, heißt es. Ob sie sich mit der Mutation B.1.1.7 angesteckt hatten – darauf deuteten ihre PCRTests hin –, wird allerdings erst kommende Woche feststehen. Die Tiroler Gesundheitsbehörden ermitteln indes, ob die Gruppe von insgesamt 38 Personen tatsächlich gemäß den geltenden Covid-Schutzbestimmungen im Land ist oder ob ein Verstoß vorliegt.
Gemäß dem Geschäftsführer der Jochberger Skischule sind die Briten, die in Jochberg ihren Hauptwohnsitz angemeldet haben, seine künftigen Angestellten und wollten in Vorbereitung auf die Skilehrerausbildung Kurse in Tirol absolvieren. Er beschäftige seit Jahren auch britische Skilehrer und verstehe die Aufregung nicht, sagt er.
„Absurdes Modell“
Doch offenbar entsprechen die Angaben der Skischule nur zum Teil den Tatsachen, wie der Geschäftsführer des Tiroler Skilehrerverbands (TSV), Christian Abenthung, sagt: „Das ist eine private Firma, die für teures Geld Kurse zur Vorbereitung auf die Ausbildung anbietet.“Für Abenthung ist das Geschäftsmodell „absurd“, und er verwehrt sich dagegen, dass dies mit der Skilehrerausbildung in Verbindung gebracht wird, diese sei allein Sache der Landesverbände.
„Wenn jemand eine Skilehrerausbildung macht, sollte es Voraussetzung sein, dass diese Person gut genug Ski fahren kann“, so Abenthung. Wer erst einen teuren privaten Kurs benötige, um sich das dazu nötige Können anzueignen, sei von vornherein ungeeignet für den Job.
Das könnte nun auch dem Anbieter dieser Kurse zum Verhängnis werden. Denn mit einer offiziellen
Ausbildung habe eine solche private Vorbereitung gar nichts zu tun. Es sei nicht mehr als ein privater Skikurs. Und die sind derzeit laut Verordnung nur in Kleingruppen erlaubt, für Personen, die aus einem gemeinsamen Haushalt stammen.
Die wirkliche, offizielle Ausbildung der Briten sollte nach dem Vorbereitungskurs über den Wiener Skilehrerverband abgewickelt werden. Für den Tiroler Verband ein Affront. Man selbst habe sämtliche Kurse, abgesehen von den bereits im Vorjahr begonnenen, auf Eis gelegt.
Die Tiroler Gesundheitsbehörden sind dabei, den Fall zu prüfen. Sobald die Ergebnisse dazu vorliegen, werde über weitere Schritte und etwaige Konsequenzen für die Anbieter dieses Skikurses entschieden. Die Behörden haben nun wegen des Mutationsverdachts die gesamte Bevölkerung im Bezirk Kitzbühel aufgerufen, ab Freitag an kostenlosen
PCR-Tests teilzunehmen. Mit Stand Mittwoch waren bereits 600 PCRTests in Jochberg ausgewertet, alle mit negativem Ergebnis, wie der Corona-Einsatzstab des Landes wissen ließ. Die Testbereitschaft sei sehr hoch, hieß es.
Skiweltcup abgesagt
Die für das kommende Wochenende im nahegelegenen Kitzbühel geplanten Ski-Weltcup-Rennen wurden mit Verweis auf den CoronaCluster in Jochberg am Mittwoch vorsichtshalber abgesagt, erklärte Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). Die Entscheidung sei in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium sowie dem Bundeskanzler getroffen worden und werde vom Skiclub Kitzbühel mitgetragen. Die beiden Slaloms wurden nach Flachau verlegt. Die Speed-Bewerbe nächste Woche sollen in Kitzbühel steigen.