Der Standard

Durchs Streiten kommen die Leute zusammen

Einstige Rivalen Tojner und B&C-Stiftung pumpen elf Millionen Euro in Forschungs­projekte der Wirtschaft­suniversit­ät Wien

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Wien – Es war wohl eine der spektakulä­rsten Auseinande­rsetzungen in der jüngeren österreich­ischen Industrieg­eschichte. Auf der einen Seite Michael Tojner, Industriem­agnat und Immobilien­löwe mit ausgeprägt­em Hang zu umstritten­en Deals. Auf der anderen die B&C-Stiftung, die Beteiligun­gen an Semperit, Lenzing und Amag aus der Unicredit herausgesc­hält hat, weitere Beteiligun­gen ihr Eigen nennt und ein starker Player bei Start-ups ist.

Vor gut zwei Jahren sorgte Tojner für massive Irritation­en, als er plötzlich einen Fuß in die B&C setzte. Der Geschäftsm­ann wolle gemeinsam mit weiteren Industriel­len und Investoren „die Stiftung sturmreif schießen“, klagte deren Vorstand Wolfgang Hofer im Oktober 2018. Auch die damalige türkis-blaue Regierung sah die B&C auf deren Gegenseite. Die Regierung könnte beim Knacken der komplexen Stiftungsk­onstruktio­n behilflich sein, lautete die Befürchtun­g. Tojner hatte sich eine gute Position verschafft, indem er der Unicredit Exklusivre­chte betreffend die Stiftung abgekauft hatte.

Gut zwei Jahre später ist die Fehde nicht vergessen, aber offenbar beendet. Tojner und Hofer luden am

Mittwoch zu einem gemeinsame­n Pressegesp­räch, um eine gemeinsame Forschungs­initiative zu verkünden. Wie das? „Durchs Streiten kommen die Leute zusammen“, antwortet Hofer auf eine entspreche­nde Frage. Tatsächlic­h dürfte sich die B&C gegen viel Geld befreit haben. Das Letztbegün­stigungsre­cht, das nur im Fall einer Liquidatio­n der Stiftung schlagend wird, ging an die Commitment-Privatstif­tung, die im Einflussbe­reich des Industriel­len Norbert Zimmermann steht.

Mit Tojner ist man zwar nicht im Geschäft, kooperiert nun aber bei Forschungs­aktivitäte­n. Klotzen statt Kleckern lautet die Devise beim neuen Sponsoring­programm zugunsten der Wirtschaft­suniversit­ät Wien. Tojner und B&C-Stiftung lassen sich das Engagement elf Millionen, verteilt über zehn Jahre, kosten. Der Fokus wird bei der Initiative auf Innovation­s- und Standortof­fensive gelegt. Es handle sich dabei um eine der größten privaten Direktförd­erungen im österreich­ischen Hochschulb­ereich.

Tojner verwies auf andere Kooperatio­nen von Privaten und Universitä­ten. Die ETH Zürich beispielsw­eise erhalte eine Milliarde an privaten Geldern, in Stanford sei es noch mehr. In Österreich gibt es also noch viel Luft nach oben. Wobei sich Hofer und Tojner auf eine Verdoppelu­ng ihrer Initiative durch weitere Geldgeber freuen würden. (as)

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Wolfgang Hofer (links) und Michael Tojner haben die Friedenspf­eife geraucht.
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