Frauen, wo seid ihr?
Frauen sind im Management noch immer stark unterrepräsentiert. Von 87 Vorstandsmitgliedern der im Wiener Leitindex ATX notierten Unternehmen sind nur sieben weiblich, wie eine aktuelle Erhebung zeigt.
Österreich blickt ja gerne nach Deutschland und nimmt sich Ideen als Vorbild. In puncto Frauen im Top-Management hat das Nachbarland nun gezeigt, wie es gehen kann: Der Bundestag hat vergangene Woche erstmals verbindliche Vorgaben für mehr Frauen im Vorstand börsennotierter Unternehmen beschlossen. Hat ein Vorstand vier Mitglieder, muss künftig mindestens eine Frau dabei sein.
Für Österreich ergibt sich diesbezüglich ein großer Nachholbedarf. Von insgesamt 87 Vorstandsmitgliedern der ATX-Unternehmen sind nur sieben weiblich. In 15 Vorständen sitzt gar keine Frau. Das zeigt eine Erhebung, die Der Börsianer mit dem Unternehmensberater EY durchgeführt hat.
Legt man die deutsche Regelung auf Österreich um, so wären von der Quotenregelung die Telekom Austria, Do & Co, S Immo, die Österreichische Post, Mary-Melnhof, Immofinanz, CA Immo, Verbund und Schoeller-Bleckmann ausgenommen. Denn in ihren Vorständen sitzen drei oder weniger Mitglieder. Eine Regelung wie in Deutschland wäre daher aktuell nur für sechs der 20 im Wiener Leitindex ATX gelisteten Unternehmen relevant.
Weitet man den Kreis auf alle börsennotierten Unternehmen in Österreich aus, wird das Bild nicht wirklich besser. Von in Summe 192 Vorständen sind nur 14 Frauen, geht aus der EY-Auswertung hervor.
Augenfällig ist die männliche Dominanz etwa im Vorstand der Raiffeisen Bank International AG (RBI): sechs Männer, null Frauen. Ähnlich das Bild in der Bawag-Group: Unter fünf Männern sind keine Frauen im Vorstand. Die Industrie steht ebenso schlecht da: Bei Lenzing, Voestalpine, Andritz, Agrana sowie der Strabag sitzen jeweils fünf Männer im Vorstand, aber keine einzige Frau. Auch im Versicherungskonzern Uniqa sind alle neun Vorstandsmitglieder Männer. Eine Ausnahme ist der Versicherungskonzern Vienna Insurance Group (VIG). Mit Elisabeth Stadler und Liane Hirner sind dort zwei Frauen in TopPositionen.
Über Frauenquoten wird in Österreich immer wieder debattiert. Eine seit 2018 geltende Regelung soll für einen besseren Geschlechtermix in Aufsichtsräten sorgen. Seit 2018 müssen in den Aufsichtsräten von börsennotierten und großen Unternehmen mit mehr als 1000 Arbeitnehmern unter bestimmten Voraussetzungen Frauen mit einem Mindestanteil von 30 Prozent im Kontrollgremium vertreten sein.
Norwegen hat diese Frauenquote schon seit 2003. Frankreich, Italien, Spanien, Finnland, die Niederlande und Deutschland ebenso. 2010 gab es in Österreich auf Druck der EUKommission Annäherungen für mehr Frauen in der Unternehmensaufsicht. So hat der Österreichische Corporate-Governance-Kodex, der Empfehlungen für börsennotierte Unternehmen abgibt, erstmals völlig unverbindlich festgelegt, im Rahmen der Diversität des Aufsichtsrats auch die Geschlechterverteilung zu berücksichtigen. (bpf)