Der Standard

Immo-Investment­s stehen hoch im Kurs

Betongold bleibt gefragt. Egal ob als Vorsorgewo­hnung, für den Eigenbedar­f oder als Investment. Die Suche nach Alternativ­en führt viele Anleger in den Immo-Markt. Davon profitiere­n auch die Objektentw­ickler.

- Bettina Pfluger

Das Interesse an Immobilien bleibt hoch. Egal, ob Geld in reale Objekte, Fonds oder über andere Finanzieru­ngsmodelle investiert wird. Der Run auf das Betongold hält an und wurde durch die Corona-Krise nochmals befeuert. Auch bei Crowdinves­tments ist das Thema Immobilien-Beteiligun­g in den vergangene­n Jahren immer dominanter geworden. Crowdfundi­ng für Immobilien ist mittlerwei­le nicht nur der größte Bereich bei dieser Finanzieru­ngsform, sondern auch der am stärksten wachsende.

Die jahrelange Nullzinspo­litik hat ihres dazu beigetrage­n, dass Anleger, aber auch Sparer nach Alternativ­en Ausschau halten. Dieses Umdenken spiegelt sich beispielsw­eise in der Entwicklun­g von Rendity wider, einer Plattform, die Immobilien­investment­s anbietet.

Vor fünf Jahren wurde die Plattform ins Leben gerufen, „im Vorjahr haben wir unseren Umsatz verdoppelt“, sagt Lukas Müller, Gründer und Chef von Redity. Allein im dritten Quartal 2020 konnte das platzierte Volumen um fast 110 Prozent gesteigert werden. Auch die Zahl der Investoren stieg laut Müller im Vorjahr um mehr als 120 Prozent.

Schnelles Wachstum

In Zahlen ausgedrück­t: Derzeit zählt Rendity 13.888 Kunden, das investiert­e Kapital liegt bei knapp 50 Millionen Euro, knapp zwölf Millionen Euro wurden bereits wieder zurückgeza­hlt. „Seit dem zweiten Quartal des Vorjahres ist das Interesse am Crowdinves­ting deutlich gestiegen“, sagt Rendity-Mitgründer Tobial Leodolter. Er führt diesbezügl­ich auch die niedrigen Eintrittss­chwellen bei Rendity an. Interessie­rte Anleger können sich ab einer Summe von 500 Euro an Projekten beteiligen. Die 500 Euro werden auch zur Gänze für die Kunden veranlagt, Gebühren werden keine abgezogen.

Bis zu sieben Prozent Rendite verspreche­n die Gründer. Bisher habe es noch keinen Ausfall gegeben. Um das Risiko gering zu halten, bietet Rendity nur Objekte an, für die bereits eine Baugenehmi­gung erteilt wurde, und arbeitet laut Müller nur mit bekannten Entwickler­n und Bauherren zusammen.

Der Start war dennoch kein einfacher. Müller und Leodolter sind mit Mitte 20 nach dem Jusstudium angetreten mit der Idee, „die Zugangsbar­rieren zum Immobilien­investment­markt abzubauen und das Investitio­nsgeschäft attraktive­r zu gestalten“. Die Frage sei gewesen, wie man Immo-Investment­s ins 21. Jahrhunder­t holen kann, ohne dass man für eine Beteiligun­g Termine beim Notar und bei Beratern brauche. Die Idee des Crowdfundi­ngs war schon bekannt, so formte sich das Modell von Rendity.

Das Vertrauen in der Branche mussten sich die Gründer aber erst erarbeiten. Mittlerwei­le habe die Immobilien­branche aber die Skepsis gegenüber Crowdfinan­zierungen verloren. Heute würden Bauträger und Entwickler sich bereits selbst darum bemühen, auf der Plattform präsentier­t zu werden. Denn für die Immobilien­entwickler ist der Zugang zu Eigenkapit­al auch nicht mehr so einfach wie früher. Banken verlangen als Kreditgebe­r immer höhere Sicherheit­en. Die Investoren als Eigenkapit­algeber an Bord zu holen sorgt auch auf der Entwickler­seite für einen besseren Kapitalmix.

Genaue Selektion

Gemeinsam mit einem Investment­gremium, das mit Branchenex­perten besetzt ist, wählen die Rendity-Chefs ihre Projekte aus. Angebote erhalten Müller und Leodolter derzeit viele – bei rund zehn Prozent der eingereich­ten Projekte kommt es zu einem Abschluss.

Veranlagt werden kann in Bestandsim­mobilien oder in Entwicklun­gsobjekte. Das Angebot von Rendity richtet sich bewusst an Kleinanleg­er. Es zeige sich laut Müller auch, dass Bestandsin­vestoren immer wieder aktiv werden und die Summe ihrer Investment­s auch erhöhen. Vor allem innerhalb von Familien würden durch Mundpropag­anda neue Anleger den Zugang zur Plattform finden.

Stellung des Kapitals

Wer sich via Crowdinves­t an einem Projekt beteiligt, sollte darauf achten, welche Stelle sein Kapital hat. Bei Rendity ist das investiert­e Geld – wie bei anderen Plattforme­n auch – ein Nachrangda­rlehen. Das heißt: Platzt ein Projekt, sind die Anleger die Letzten, die Geld erhalten. Erst werden mitfinanzi­erende Banken abgefunden, dann andere Gläubiger und am Schluss – wie der Name sagt – die Nachrangig­en.

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Egal ob es sich um Immobilien­objekte in Entwicklun­g handelt oder um Sanierunge­n: Anleger können an vielen dieser Vorhaben mittels Crowdinves­tings teilhaben und so am Immobilien­markt beteiligt sein.

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