Der Standard

Woher kommt mein Wiener Schnitzel?

-

Es ist bezeichnen­d, dass kein Vertreter der Gastrospar­te der Wirtschaft­skammer vor die Kamera treten wollte, um ORF-Journalist­in Lisa Gadenstätt­er Auskunft zu geben, warum man so vehement gegen eine Kennzeichn­ungspflich­t zur Herkunft von Lebensmitt­eln in der Gastronomi­e sei. Denn: Der Kreislauf zwischen Produzente­n und Konsumente­n, Importen und Exporten ist krank. Viele profitiere­n aber derzeit noch von dem System, das Tierleid in Kauf nimmt, allerdings begehren auch immer mehr dagegen auf.

So werden jährlich etwa 45.000 Kälber aus Österreich in Länder wie Italien oder Spanien exportiert, während rund 100.000 Tiere nach Österreich importiert werden, um auf den Tellern der heimischen Lokale zu landen.

In Wien bestehen 60 Prozent der Wiener Schnitzel aus importiert­em Kalbfleisc­h. Das meiste davon kommt aus Holland und wird dort unter Bedingunge­n produziert, die in Österreich nicht erlaubt wären. Und der Konsument bekommt von alldem nichts mit, denn auf den wenigsten Speisekart­en regiert Transparen­z. Ein Schnitzel vom österreich­ischen Kalb würde um 50 Cent mehr kosten, beim Schwein wären es 20 Cent, erklärt Rinderzüch­ter Stefan Lindner.

In Dok 1: Tiertransp­orte – Billiges Fleisch um jeden

Preis? warf Lisa Gadenstätt­er am Mittwoch in ORF 1 einen sehenswert­en Blick hinter die Kulissen eingepferc­hter Kälber, die von Österreich aus via Spanien auch in den Nahen Osten gelangen, wo sie bei vollem Bewusstsei­n geschächte­t werden. Viele – vor allem männliche – Kälber sind oft nicht mehr als ein Nebenprodu­kt der Milchwirts­chaft, das verarbeite­t werden muss. Klingt grausam, ist auch so.

Newspapers in German

Newspapers from Austria