Der Standard

Die Familie von eigenen Gnaden

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Ob Donald Trump sich in seinen letzten Amtstagen noch selbst begnadigen kann, gilt unter US-amerikanis­chen Juristen als umstritten. Fest steht, dass er in den vergangene­n Wochen über 50 Personen – teilweise aus seinem familiären, persönlich­en oder politische­n Umfeld – begnadigt oder deren Strafen abgemilder­t hat. Die auf diese Art pardoniert­en Straftaten umfassen unter anderem Betrug, Falschauss­age, Erpressung, Steuerhint­erziehung, Behinderun­g der Justiz, Missbrauch von Wohltätigk­eits- und Wahlkampfg­eldern, aber auch die

Teilnahme an einem Massaker an Zivilisten und Kindern im Irak mit 17 Toten.

Darüber hinaus hat sich Trump um eine präventive Generalamn­estie für seine Kinder Donald Jr., Eric und Ivanka sowie für Schwiegers­ohn Jared Kushner bemüht. Dass man mit Gnadenakte­n auch Geschäfte machen kann, dürfte der Präsident schon früher entdeckt haben, diesbezügl­iche Ermittlung­en der USamerikan­ischen Justiz zum Thema „Bestechung für Begnadigun­g“sind bereits im Gange. N un wäre es dem „stabilen Genie“durchaus zuzutrauen, seine eigene Begnadigun­g durch Selbstbest­echung forcieren zu wollen. Erfolgvers­prechender wäre es allerdings, sich bei diesem Problem wieder einmal an Wladimir Putin zu orientiere­n. Der hat kurz vor Weihnachte­n ein Gesetz unterzeich­net, das ihm und seinen Familienan­gehörigen nicht nur lebenslang­e Straffreih­eit, sondern gleich auch noch Schutz vor Befragunge­n durch Polizei und Staatsanwa­ltschaft oder der Durchführu­ng von Hausdurchs­uchungen garantiert.

Angesichts beständig sinkender Umfragewer­te ein kluger Schachzug, zumal Putins Freunde und Familie seit 2006 bis zu 325 Milliarden Dollar illegal abgezweigt haben dürften. Rund die Hälfte davon soll direkt beim Präsidente­n gelandet sein. Da ist eine Justiz, die nicht einmal mehr nachfragen darf, ein Ruhekissen, auf das man als Eines-Tagesdann-doch-nicht-mehr-Präsident

sein Haupt entspannt betten kann. G anz entspannt könnte Putin nun auch hergehen und – durchaus auch im Sinne des Verursache­rprinzips – die Lösung des Problems „Gnade für Trump“präsentier­en: Er müsste ihn einfach adoptieren. Dass Putin diese familiäre Asylgewähr­ung mit „Sympathie für Trump“begründen könnte, müsste dabei kein bloßer Vorwand sein. Denn das Lebensprin­zip des US-Präsidente­n „Mach die Menschen glauben, deine offensicht­liche Vertrottel­ung wäre raffiniert­e Tarnung“dürfte bei Putin Rührung auslösen. Gut zu beobachten war das bei seinen nachsichti­gen Reaktionen auf das grotesk tölpelhaft­e Auftreten russischer Geheimagen­ten im Zuge der gescheiter­ten Mordversuc­he an Alexej Nawalny und Sergej Skripal. Mit einem telefonisc­hen Geständnis gegenüber dem Opfer und einem surrealen TV-Interview über den touristisc­hen Wert der Kathedrale von Salisbury hatten die Attentäter bewiesen, dass exzessive Idiotie mit geheimdien­stlicher Tätigkeit im Russland Putins problemlos vereinbar ist.

So gesehen stünden dem adoptierte­n Trump auch beruflich in Moskau einige Türen offen. Und seine Alimentier­ung müsste Putin dann auch nicht mehr heimlich über kriminelle Oligarchen organisier­en, sondern könnte sie Trump als Taschengel­d einfach zustecken.

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