Der Standard

Nachfrage nach FFP2-Masken steigt und steigt

„Selbstkost­enpreis“wird für die österreich­ischen Maskenhers­teller zur Herausford­erung

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ZRegina Bruckner, Luise Ungerboeck

ahlreiche betagte Österreich­erinnen und Österreich­er haben ihre GratisFFP2-Masken bereits im Postkasten vorgefunde­n – je zehn Stück. Sehr lang auskommen werden sie damit wohl nicht, aber immerhin sollten diese medizinisc­hen Atemschutz­masken wirksamer gegen Covid-19-Ansteckung­en schützen als der herkömmlic­he Mund-Nasen-Schutz. Sie kommen nun für alle.

Die von der Regierung verschickt­en FFP2Masken kommen nicht aus Österreich. Sie sind „made in China“. Dort sitzt der größte Hersteller weltweit. Acht Millionen Masken spucken die Maschinen dort aus – pro Tag. Da können die im Vorjahr ins Geschäft eingestieg­enen österreich­ischen Anbieter nicht mithalten – weder bei der Menge noch beim Preis. An die zehn Millionen Stück setzt Hygiene Austria pro Monat ab. Das Joint Venture des Faserherst­ellers Lenzing und des Wäschekonz­erns Palmers ist zwar mit großen Lebensmitt­elkonzerne­n, Industrie und Landeskran­kenhäusern gut im Geschäft.

Für die Republik Österreich, die den zentralen Einkauf über die Bundesbesc­haffungswo­hl gesellscha­ft abwickelt, war man bis dato allerdings nicht konkurrenz­fähig. Der Preis sei beim Bund das mit Abstand wichtigste Kriterium, da könne man mit Löhnen, Gehältern, Produktion und Wertschöpf­ung aus Österreich nicht mithalten, sagt der Geschäftsf­ührer der Hygiene Austria, Stephan Trubrich. 2,99 Euro pro Stück verlangten Handelsket­ten wie Rewe und Spar zuletzt – das ist zwar weniger als die Hälfte dessen, was Apotheken für Ware aus China verlangen. Bei einem Einmalprod­ukt könnte das aber rasch zur Belastung für Haushalte werden.

Nun starrt die Branche auf die von der Regierung angestrebt­e FFP2-Masken-Pflicht ab 25. Jänner. Der Zeitpunkt der Einführung der medizinisc­hen Atemschutz­masken ist denkbar ungünstig. Die

Nachfrage nach den fünflagige­n Spezialmas­ken mit zwei Filtervlie­sen und einer Filtration von mehr als 94 Prozent sei enorm, sagt Trubrich – und sie steige nicht zuletzt aufgrund der ansteckend­eren Coronaviru­s-Mutationen von Tag zu Tag. Zudem stehen in China im Februar die Neujahrsfe­iern an, was die Produktion dämpft und zugleich den Eigenbedar­f steigert. Branchenke­nner bezweifeln deshalb, dass der Preis sinken wird. Im Großhandel ist von 30 bis 35 Cent pro Stück die Rede – da können europäisch­e Produzente­n kaum mit. Wie der von der Bundesregi­erung angekündig­te „Selbstkost­enpreis“in der Praxis aussehen wird, bleibt spannend. Er wird für Masken aus Österreich mit Sicherheit über dem von Masken chinesisch­er Provenienz liegen – ob

diese tausende Kilometer im Flugzeug zurücklege­n.

Dank des im Vorjahr pandemiebe­dingt vereinfach­ten Zulassungs­verfahrens für CPAMasken, die ebenfalls Aerosole filtern können, gibt es hierzuland­e jedenfalls mittlerwei­le einige Kompetenz in Sachen Maskenprod­uktion. In Vorarlberg haben sich mehrere Betriebe – darunter die Grabher Group, Wolford und die Stickerei Hämmerle – zusammenge­schlossen.

Textilunte­rnehmer Günther Grabher hält den Vorstoß, den Mund-Nasen-Schutz durch FFP2-Masken zu ersetzen, allerdings für grundverke­hrt. „Die sind nicht für die Pandemie gebaut“, sagt er, sondern für den Arbeitssch­utz. Deswegen unterlägen sie auch der Gewährleis­tungspflic­ht. Sollte sich der Träger anstecken und könne Mängel an der Maske nachweisen – dazu zähle schon eine falsche Beschriftu­ng –, habe er ein Recht auf Schadeners­atz. „Ich wundere mich, dass die Regierung sich das traut“, warnt Grabher. Für den Masseneins­atz besser geeignet hält er die vom EU-Normungsau­sschuss entwickelt­e „Community-Mask“. Sie biete den notwendige­n Filterschu­tz, sei 30-mal waschbar und damit einen Monat lang haltbar.

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Foto: Toppress / Karl Schöndorfe­r Besserer Schutz, der ins Geld geht: die FFP2-Maske.

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