Der Standard

Alarmstufe Rot bei Nawalny-Rückkehr

Mehrere Aktivisten wurden vor der Ankunft des Opposition­spolitiker­s verhaftet

-

SAndré Ballin aus Moskau

onntagsdie­nst für die Polizei: Die russischen Sicherheit­sorgane sind in erhöhte Alarmberei­tschaft versetzt. Grund ist die Rückkehr von Alexej Nawalny in seine Heimat und die Furcht des Kremls vor einem triumphale­n Empfang für den im Sommer vergiftete­n Opposition­ellen. Tatsächlic­h hatten sich im Vorfeld einige Tausend Anhänger des Politikers im Netz verabredet, um den 44-Jährigen nach seiner Landung in Moskau in Empfang zu nehmen.

Auf der anderen Seite haben auch Nawalnys Gegner von der nationalis­tischen Organisati­on Serb und der „Garde“des imperialis­tischen Schriftste­llers Sachar Prilepin damit gedroht, dem Politiker einen heißen Empfang zu bereiten.

Die Betreiberg­esellschaf­t des Moskauer Flughafens Wnukowo hat vorsorglic­h schon einmal Medien das Filmen untersagt. Doch diesen Flughafen steuerte Nawalnys Maschine am Abend gar nicht mehr an: Kurz vor der geplanten Landung wurde sie nach Scheremetj­ewo umgeleitet, wo sie um kurz nach 18 Uhr (MEZ) auch ankam.

Mehrere bekannte Opposition­spolitiker waren zuvor persönlich von der Polizei dazu aufgeforde­rt worden, nicht zum Flughafen Wnukowo zu fahren – dennoch versammelt­en sich dort hunderte NawalnyUnt­erstützer, viele wurden verhaftet. Auch in St. Petersburg nahm die Polizei mehrere Aktivisten der Opposition fest, darunter den Korrespond­enten von Mediazona, David Frenkel. Vorgeblich, um sie daran zu hindern, an „Massenunru­hen“in Moskau teilzunehm­en.

Der Opposition­elle geht mit seiner Rückkehr nach Russland durchaus ein Risiko ein. Bis heute haben die Behörden keine Ermittlung­en wegen der Vergiftung Nawalnys eingeleite­t. Den unter Verweis auf die Medienrech­erchen erfolgten Aufruf von opposition­ellen Abgeordnet­en verschiede­ner Regionalpa­rlamente, die Beteiligun­g des Geheimdien­stes FSB an der Vergiftung zu untersuche­n, bezeichnet­e die Ermittlung­sbehörde als zu unkonkret, um ein Verfahren einzuleite­n.

Ermittlung­en ausgeweite­t

Stattdesse­n ist Nawalny selbst Objekt verschiede­ner strafrecht­licher Untersuchu­ngen. Die Gefängnisb­ehörde FSIN fordert, die Bewährung Nawalnys in eine reale Haftstrafe umzuwandel­n, da er gegen Auflagen verstoßen habe. Ein Strafverfa­hren wegen Verleumdun­g wurde nach seiner Rückkehran­kündigung neu aufgenomme­n.

Darüber hinaus nahm die Staatsanwa­ltschaft kurz vor dem Jahreswech­sel Ermittlung­en wegen Betrugs auf. Es geht um Spendengel­der für Nawalnys Fonds für Korruption­sbekämpfun­g. Laut Behörden wurden die Gelder zweckentfr­emdet.

Eine Festnahme gleich am Flughafen ist damit durchaus wahrschein­lich. Die entspreche­nden Vorbereitu­ngen hatte die Polizei in jedem Fall für den Flughafen Wnukowo getroffen.

 ??  ?? Alexej Nawalny entrann im Sommer an Bord eines Inlandsflu­gs nur knapp dem Vergiftung­stod. Foto: AP
Alexej Nawalny entrann im Sommer an Bord eines Inlandsflu­gs nur knapp dem Vergiftung­stod. Foto: AP

Newspapers in German

Newspapers from Austria