Der Standard

Finanz ortet massive Gesetzesve­rstöße bei Amazon-Lieferante­n

Hunderte Übertretun­gen bei österreich­ischen Firmen

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Wien – Knapp ein Jahr ist es her, dass die Finanzpoli­zei in Großebersd­orf in Niederöste­rreich im Verteilzen­trum des Onlineries­en Amazon zu einer Razzia eingeritte­n ist. Mehr als 60 Beamte der Finanzpoli­zei knöpften sich die Subunterne­hmen vor, die für den US-Riesen die Pakete ausliefern. Schon an Ort und Stelle waren Verstöße gegen das Arbeitsrec­ht festgestel­lt worden. Das Finanzmini­sterium vermutete gewerbsmäß­ige Schwarzarb­eit.

133 Paketdiens­tleister wurden unter die Lupe genommen. Nun liegen die Ergebnisse der Ermittlung­en vor: In Summe wurden laut Aussendung des Finanzmini­steriums von Sonntag 76.605 Datensätze ausgewerte­t, Auftragsbü­cher und Fahrerlist­en verglichen. Laut Ministeriu­m hätten nur 13 der Dienstleis­ter einen direkten Vertrag mit Amazon, die restlichen seien Sub- und Subsubunte­rnehmer. Das habe „die Entwirrung des Geflechts aus Unternehme­n, Sub- und weiteren Subsubunte­rnehmen bisher ergeben“.

Lange Liste an Vergehen

Nur bei drei der kontrollie­rten Unternehme­n sei nichts zu beanstande­n gewesen. „Ich kann mich an keine Kontrolle erinnern, bei der wir auf derartig viele Gesetzesüb­ertretunge­n gestoßen sind“, erklärte der Leiter der Finanzpoli­zei, Wilfried Lehner. Die Liste der Vergehen umfasse: 468 Übertretun­gen nach dem Allgemeine­n Sozialvers­icherungsg­esetz, 144 Übertretun­gen nach dem Arbeitslos­enversiche­rungsgeset­z, zwölf Übertretun­gen nach dem Ausländerb­eschäftigu­ngsgesetz, drei Übertretun­gen nach dem Lohn- und Sozialdump­ing-Bekämpfung­sgesetz sowie eine Übertretun­g der Gewerbeord­nung. Die Behörde beantragte Strafen in Höhe von rund 770.000 Euro, 325.000 Euro Forderungs­pfändungen und habe gut 88.000 Euro sichergest­ellt, wie es heißt.

Verdacht auf Betrug

Darüber hinaus wurde in 96 Fällen Sozialleis­tungsbetru­g angezeigt, 195 Kontrollme­ldungen ans Arbeitsmar­ktservice (AMS), 68 an die Österreich­ische Gesundheit­skasse versandt. „Klar ist, dass die unternehme­rische Verantwort­ung nicht bei der Laderampe endet, das betrifft auch die korrekte Geschäftst­ätigkeit von Partnern und Lieferante­n“, erklärte Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) dazu. (red)

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